Ein aufgeblähter Bauch und Blähungen sind meist ungefährlich, aber unangenehm. Wir zeigen dir einfache Hausmittel, die gegen einen Blähbauch zuverlässig helfen.
Blähungen entstehen, wenn sich vermehrt Gase im Verdauungstrakt ansammeln. Die Folgen: Krämpfe, Schmerzen in Magen und Darm oder Völlegefühl. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Stress können dazu führen, dass die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät. Welche weiteren Ursachen einen Blähbauch auslösen können und welche Hausmittel dagegen helfen, erfährst du hier.
Blähbauch! Was passiert da im Magen-Darm-Trakt?
Ein Blähbauch bedeutet erst einmal: Da ist zu viel Gas im Bauch. “Gas im Magen wird in der Regel durch das Verschlucken von Luft verursacht”, sagt Prof. Elke Roeb. Sie ist Leiterin der Gastroenterologie am Universitätsklinikum in Gießen. Das geschieht beim Verzehr bestimmter Lebensmittel, durch Rauchen oder das Kauen von Kaugummi.
Es kann aber auch passieren, dass Fehler in der Reizweiterleitung zu einem Blähbauch führen. “Unser Darm ist umgeben von einem dichten Nervensystem, das sieht aus wie ein ganz großes Spinnennetz”, sagt Prof. Birgit Terjung. Sie ist Mediensprecherin der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Über dieses Nervensystem wandern die Impulse im Magen-Darm-Trakt von oben nach unten und geben dem Darm Anweisungen, sich in die richtige Richtung zu bewegen. Wenn diese Impulsweiterleitung aber nicht richtig funktioniert, wird es chaotisch. “Wenn man das im Labor untersucht, sieht es dort aus wie ein Blitzgewitter”, sagt Terjung. Die Folge: Gase, die beim Verdauungsprozesses natürlicherweise entstehen, stauen sich – der Darm bläht sich auf.
Das ist sehr unangenehm für Betroffene. “Die Patient:innen beschreiben immer, sie fühlen sich wie im siebten oder neunten Monat schwanger”, sagt Birgit Terjung, die Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie an den GFO Kliniken Bonn ist. Dass manche ihren Blähbauch auch als “Food Baby” bezeichnen, kommt also nicht von irgendwoher.
Was sind die Ursachen für einen Blähbauch?
Eine typische Ursache sind Verdauungsprobleme. Durch einen aufgeblähten Bauch bemerkbar machen sich etwa Verstopfungen, das Reizdarmsyndrom, aber auch Unverträglichkeiten.
Bei letzteren sind es meist bestimmte Kohlenhydrate, die der Darm nicht verwerten kann. “Das sind Zuckerstoffe, wie Milchzucker, also Laktose, oder Fruchtzucker, also Fruktose“, sagt Birgit Terjung. “Gelangen die in den Darm, dann wird von den Darmbakterien ganz viel Gas gebildet und das verursacht einen Blähbauch.”
Viele Betroffene würden auch feststellen, dass sie Weizenprodukte – etwa helles Brot, Nudeln oder Pizzateig – nicht gut vertragen. “Hier liegt die Betonung wirklich auf Weizen, da es häufig fälschlicherweise als Glutenunverträglichkeit beschrieben wird”, sagt Birgit Terjung.
Doch auch Stress kann die Beschwerden verursachen. “Die Nerven sind dann im wahrsten Sinne des Wortes zu stark angespannt”, sagt Birgit Terjung. Auch depressive Symptome können zu einem Blähbauch führen.
Wenn Blähungen neu auftreten, macht es übrigens auch Sinn, das Thema Medikamente bei der Ursachenforschung auf dem Schirm zu haben. “Wenn man gerade erst mit der Einnahme eines neuen Medikaments begonnen hat, könnte auch das neue Präparat für die Blähungen verantwortlich sein”, sagt Elke Roeb. Verstopfungsbedingte Blähungen und Völlegefühl seien eine Nebenwirkung vieler Medikamente, manchmal auch nur vorübergehend.
Natürliche Hausmittel bei Blähungen
Natürliche Hausmittel gegen Blähungen sind eine sanfte und oft wirksame Möglichkeit, unangenehme Verdauungsbeschwerden zu lindern. Der Einsatz bestimmter Heilpflanzen und Kräuter hilft, die Verdauung zu beruhigen und überschüssige Gase abzubauen.
- Bei einem aufgeblähten Bauch hilft oft das einfachste Hausmittel: Abwarten und Tee trinken. Kräuter wie Kümmel, Anis und Fenchel wirken verdauungsfördernd und eignen sich hervorragend als Tee. Du kannst aber auch Kümmel, Fenchel oder Pfefferminzöl, sogenannte Karminativa, gegen den Blähbauch einnehmen. Sie entspannen die Muskeln und lindern Krämpfe.
- Kamillentee oder Löwenzahntee wirken ebenfalls krampflösend und beruhigend. Sie sind deswegen ein bewährtes Hilfsmittel. Achte darauf, dass du Bio-Tee trinkst. Tests zeigen, dass Kräutertees oft mit Schadstoffen belastet sind.
- Apfelessig hilft bei Verdauungsproblemen, wenn die Ursache der Beschwerden in der Darmflora liegt. Indem er schädliche Darmbakterien abtötet, sorgt Apfelessig für eine ausgeglichene Darmflora.
- Frischer Ingwer ist gesund und fördert die Verdauung. Gieße ihn bei Völlegefühl oder Bauchkrämpfen mit heißem Wasser als Ingwertee auf. Isst du gerne scharf, würze dein Essen mit Ingwer und beuge so Blähungen vor.
- Mit Wärme und Bauchmassagen kannst du Blähungen auch von außen lindern. Nimm ein warmes Bad oder lege eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den aufgeblähten Bauch.
- Bei einer Massage kannst du mit kreisenden, massierenden Bewegungen rund um den Bauchnabel deine Beschwerden lindern. Massiere deinen Bauch so lange, wie es dir angenehm ist. Verwende Massageöl, um die Massage zu erleichtern und dein Wohlbefinden zu fördern. Elke Roeb empfiehlt außerdem: “Folge mit deinen Händen dem Verlauf deines Dickdarms. Beginne auf der rechten Seite, massiere über die Rippen, unter den Rippen hindurch, dann auf der linken Seite hinunter und über die Mitte.”
- Langsame Atmung kann die Beschwerden ebenfalls lindern. Dabei ist es wichtig, tief aus dem Zwerchfell zu atmen. “Wenn Menschen sich aufgebläht fühlen, entsteht eine Fülle im Bauchbereich, die dazu führen kann, dass sie flach atmen”, erklärt Roeb. Wer bewusst in den Bauch atmet, sorgt für eine Verlangsamung der Herzfrequenz und aktiviert das “Ruhe- und Verdauungs-Nervensystem”, wie die Expertin erläutert.
Wie kann man einem aufgeblähten Bauch vorbeugen?
Prof. Dr. Frieling, Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, äußert gegenüber der AOK: Um unangenehme Blähgefühle zu reduzieren, sei es wichtig, das eigene Essverhalten zu überdenken. Sich Ruhe und Zeit zum Essen zu nehmen, ist dabei unabdingbar. Der Gastroenterologe empfiehlt, ballaststoffreiche Lebensmittel nicht zusammen mit zuckerhaltigen zu verzehren. Außerdem sei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig.
Eine clevere Wahl der Ballaststoffe ist wichtig. Leinsamen führen nämlich beispielsweise häufiger zu Blähungen. “Alternativ kann man auf Gemüse, Obst und körnerhaltiges Brot zurückgreifen”, sagt Birgit Terjung. Weiterhin empfiehlt sie Flohsamenschalen oder Methylcellulose. “Das sind Ballaststoffe, die nicht von der Darmflora abgebaut werden, die gehen also unverarbeitet wieder raus.” Unterwegs binden diese Stoffe dann Wasser und können so im Stuhl die Bakterienflora regulieren – auch davon profitiert unser Verdauungstrakt.
Ein Spaziergang kann den Darm entkrampfen, ihn in Schwung bringen und ist nach dem Essen eine sinnvolle Alltagsaktivität, um Blähungen zu lösen. “Gehen stärkt die Darmmuskulatur und regt die Bewegung von Abfallstoffen durch den Dickdarm an”, erklärt Elke Roeb. Schon ein 10- bis 15-minütiger Spaziergang reicht oft aus. “Auch körperliche Aktivitäten wie Gartenarbeit oder Putzen können Blähungen deutlich vermindern”, so die Expertin.
Blähungen können auch krankheitsbedingt auftreten
Stress, Medikamente und ernsthafte Erkrankungen können Auslöser für einen aufgeblähten Bauch sein. Wenn du neben den Blähungen noch andere Symptome spürst, wie zum Beispiel:
- ständige Bauchschmerzen
- wiederkehrender Durchfall
- unerklärlicher Gewichtsverlust
- Stuhlinkontinenz
- Blut im Stuhl
- Anzeichen einer Infektion wie Fieber, Erbrechen, Schüttelfrost, Gelenk- oder Muskelschmerzen, dann solltest du ärztlichen Rat einholen.
- Auch wenn die Blähungen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus oder während der Wechseljahre auftreten, ist eine Abklärung sinnvoll, so Birgit Terjung.
Die richtige Anlaufstelle sind Fachärzt:innen, die auf Verdauungsstörungen spezialisiert sind, wie zum Beispiel Gastroenterolog:innen.
Mit Material der dpa.
Überarbeitet von Melanie Grünauer
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?