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Baum blutet: Das steckt dahinter

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Foto: CC0 / Pixabay / blickpixel

Wenn ein Baum blutet, sondert er nach dem Schnitt Saft ab. Obwohl der Begriff dramatisch klingt, ist das Phänomen meist kein Grund zur Besorgnis. Ganz geklärt sind seine Auswirkungen aber noch nicht. Hier erklären wir dir die Hintergründe.

Nach einem frischen Schnitt kann es passieren, dass ein Baum „blutet“. Aus der Schnittstelle tritt dann klarer Saft aus und tropft nach unten. Wie stark das Bluten ist und wie lange es anhält, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Besonders Birken können viele Liter Flüssigkeit absondern, wenn du sie anschneidest oder anbohrst. Anfällig für das Bluten sind aber auch Walnussbaum, Ahorn, Robinie, Tulpenbaum und Weinrebe.

Warum blutet ein Baum?

Dass ein Baum bluten kann, hängt mit seinem Versorgungssystem und seinem Stoffwechsel zusammen. Bäume verfügen grundsätzlich über zwei Leitungssysteme:

  • Das Xylem besteht aus Wasserleitgefäßen, die das Bodenwasser von den Wurzeln zu den Blättern leiten. Das Bodenwasser enthält außerdem gelöste Mineralstoffe. Treibende Kraft hinter diesem Leitsystem ist der Wurzeldruck, der Wasser und Nährstoffe gewissermaßen nach oben drückt.
  • Das Phloem setzt sich aus sogenannten Siebzellen zusammen. Sie transportieren die Stoffe, die der Baum durch Photosynthese selbst herstellt. Durch das Phloem kann der Baum sie von den Blättern aus dorthin weiterleiten, wo sie benötigt werden.

Die Transportrichtungen der beiden Leitsysteme sind also grob gesagt einander entgegengesetzt. Das Xylem sitzt im Holzkörper des Baumes, während das Phloem sich direkt hinter der Rinde befindet.

Wenn ein Baum blutet, ist dafür in der Regel das Xylem verantwortlich. Wird der Baum verletzt oder angeschnitten, verschließt sich das hinter der Rinde sitzende Phloem normalerweise automatisch. Anders verhält es sich mit dem Xylem: Seine Wasserleitgefäße schließen sich nicht, sondern bleiben geöffnet. Durch den anhaltenden Wurzeldruck werden so Wasser und Nährstoffe durch die Schnittwunde herausgedrückt.

Blutende Baumarten: Das solltest du beim Schnitt beachten

Blutende Baumarten wie die Birke schneidest du besser nicht zu Beginn des Frühjahrs.
Blutende Baumarten wie die Birke schneidest du besser nicht zu Beginn des Frühjahrs. (Foto: CC0 / Pixabay / analogicus)

Das Bluten tritt bei anfälligen Arten besonders stark zwischen Winterende und Frühlingsanfang auf – also bevor der Baum austreibt. Der Grund dafür ist wahrscheinlich die sogenannte Mobilisierungsphase: In dieser Zeit transportiert der Baum gespeicherte Reservestoffe aus Wurzeln und Stamm in seine Zweige und Knospen, um ihr Wachstum zu unterstützen. Schneidest du ihn während dieser Phase an, sorgt der Wurzeldruck dafür, dass das gespeicherte Wasser an der Schnittstelle austritt.

Wenn du vermeiden möchtest, dass der Baum stark blutet, solltest du in dieser Phase also auf einen Schnitt verzichten. Besser geeignet ist die Zeit zwischen August und dem Abwerfen der Blätter. So kann sich die Schnittwunde vor dem Winter rechtzeitig verschließen und blutet während der Mobilisierungsphase nicht.

Ist es schlimm, wenn ein Baum blutet?

Allerdings stellt sich auch die Frage, ob das Bluten dem Baum überhaupt schadet. Darauf gibt es bisher keine eindeutige Antwort, weil wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen und unterschiedliche Einschätzungen kursieren.

Fest steht, dass sich das „Bluten“ des Baumes nicht mit dem Blutungsvorgang beim Menschen und den damit verbundenen Gefahren vergleichen lässt. Für den Walnussbaum versichert beispielsweise der NABU, bei geringfügigem Austritt und schneller Wundheilung sei das Bluten unbedenklich. Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz stuft es als natürlichen Vorgang ein. Manche Baumarten werden sogar gezielt und kontrolliert zum „Bluten“ gebracht, etwa um Birkenhaarwasser oder Ahornsirup zu gewinnen

Trotzdem verliert der Baum beim Bluten natürlich Wasser und Nährstoffe. Vor allem bei größeren Mengen halten manche Gärtner:innen diesen Verlust für potenziell schädlich und befürchten, dass er den Baum schwächen könnte. Ein solcher Zusammenhang mag naheliegend erscheinen, ließ sich bisher allerdings nicht bestätigen.

Andere Theorien stufen das Bluten sogar als positiv ein: Der Saftfluss könne den Baum dabei unterstützen, verletzte Gefäße zu schließen und unerwünschte Sporen davon abhalten, über die Schnittwunde ins Holz einzudringen. Auch dafür gibt es jedoch keine klaren Beweise.

In der Praxis beobachten Gärtner:innen selten, dass blutende Bäume durch die Blutung merklichen Schaden nehmen. Große Sorgen musst du dir also wahrscheinlich nicht machen, wenn du feststellst, dass dein Baum blutet. Bist du dir dennoch unsicher, hältst du dich am besten an die Empfehlung, zum Bluten neigende Bäume rechtzeitig vor Wintereinbruch zu schneiden. Im Frühjahr verzichtest du dann einfach auf den Schnitt.

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