Bedingungsloses Grundeinkommen: Fünf Vor- und Nachteile des Konzepts Von Daniela Staber Kategorien: Finanzen Stand: 28. März 2020, 18:04 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / moerschy Durch das bedingungslose Grundeinkommen würde jeder Mensch monatlich Geld vom Staat erhalten. Das Konzept könnte dabei helfen, Armut zu bekämpfen. Kritiker bemängeln, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht finanzierbar wäre. Bedingungsloses Grundeinkommen bezeichnet ein Konzept, nach dem der Staat jedem Bürger ohne Gegenleistung einen festen monatlichen Betrag zur Verfügung stellt. Dieser Betrag soll ausreichen, um die Existenz zu sichern, also etwa Kosten für Miete, Strom, Heizung und Lebensmittel zu decken. Das bedingungslose Grundeinkommen stünde jedem Bürger gleichermaßen zur Verfügung, unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderem Einkommen. Auch Kinder würden also zum Beispiel ein Grundeinkommen beziehen. Dabei würde dieses Konzept andere Formen von Sozialhilfe ablösen. Demnach gäbe es in dann weder Arbeitslosengeld noch Kindergeld. In diesem Beitrag zeigen wir die Vor- und Nachteile des Konzepts auf. Außerdem stellen wir dir verschiedene Ideen vor, wie sich das bedingungslose Grundeinkommen finanzieren ließe. Diese Vorteile hätte das bedingungslose Grundeinkommen Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte helfen, Armut zu bekämpfen. (Foto: CC0 / Pixabay / csamhaber) Das bedingungslose Grundeinkommen hätte eine Reihe von Vorteilen für unsere Gesellschaft: Das Konzept wäre eine effektive Methode, um Armut zu bekämpfen und allen Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Niemand wäre mehr auf Sozialhilfe oder illegale Tätigkeiten angewiesen, um zu überleben. Niemand müsste zur Existenzsicherung mehr Arbeiten annehmen, die den persönlichen Fähigkeiten und Neigungen nicht entsprechen. Stattdessen könnten die Menschen Arbeiten nachgehen, die ihnen wirklich gefallen und in denen ihre Stärken sinnvoll zum Tragen kommen. Das würde möglicherweise auch Berufe schaffen, die wir so noch nicht kennen. Die individuelle Freiheit würde dadurch wachsen. Durch die zusätzliche finanzielle Sicherheit würden mehr Menschen sich trauen, ihre Träume zu verwirklichen. Egal ob das nun bedeutet, sich selbständig zu machen, humanitäre Hilfe zu leisten oder eine Familie zu gründen. In Krisenzeiten würde ein bedingungsloses Grundeinkommen die Menschen vor Not und Armut durch Verdienstausfälle bewahren. Das kann zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder Pandemien hilfreich sein. Auch Menschen, die durch die Digitalisierung ihren Arbeitsplatz an Maschinen verlieren, könnten von dem Konzept profitieren. Unliebsame Arbeiten müssten künftig angemessen bezahlt werden, damit es weiterhin genug Anreiz für Menschen gäbe, diese Tätigkeiten zu verrichten. Übrigens: Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte laut Brüne Schloen zu Klimasolidarität zwischen den unterschiedlichen Einkommensschichten beitragen. Interessiert dich dieser Ansatz, dann kannst du in seinem Buch** „Klimasolidarität durch Grundeinkommen“ mehr darüber erfahren. Mögliche Nachteile von bedingungslosem Grundeinkommen Kritiker befürchten, unliebsame Jobs würden durch Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens nicht mehr verrichtet werden. (Foto: CC0 / Pixabay / Hans) Aber auch Gegner des bedingungslosen Grundeinkommens haben Argumente für ihre Sichtweise: Ein Problem des bedingungslosen Grundeinkommens könnte sein, dass niemand mehr Lust hätte, unattraktive Arbeiten zu verrichten. Das könnte dazu führen, dass diese Jobs zukünftig von illegalen Einwanderern oder anderen Menschen ohne Anspuch auf Grundeinkommen ausgeübt werden müssten. Kritiker des Konzepts befürchten weiterhin sogar, dass viele Menschen überhaupt keine Arbeit mehr verrichten würden, wenn sie durch das bedingungslose Grundeinkommen abgesichert wären. Sie müssten dann von der arbeitenden Gesellschaft mitgetragen werden. Zudem besteht die Befürchtung, dass Löhne sinken könnten, da Arbeitgeber ihre Mitarbeiter bereits durch das Grundeinkommen als versorgt ansehen würden. Manche Kritiker befürchten auch, dass durch das bedingungslose Grundeinkommen die Inflation ansteigen könnte. Für bestimmte Menschen, etwa Langzeitarbeitslose oder arbeitsunfähige Menschen, würde ein Grundeinkommen von 1.000 Euro weniger finanzielle Unterstützung als bisher bedeuten. Wie könnte man das bedingungslose Grundeinkommen finanzieren? Für ein bedingungsloses Grundeinkommen müsste sich das Sozial- und Steuersystem drastisch ändern. (Foto: CC0 / Pixabay / Bru-nO) Vor allem argumentieren Gegner des bedingungslosen Grundeinkommens immer wieder, das Konzept sei nicht finanzierbar und gehe auf Kosten der produktiven Gesellschaft. Fakt ist: Um ein bedingungsloses Grundeinkommen zu finanzieren, müsste das Steuer- und Sozialsystem grundlegend verändert werden. Sozialhilfen wie Arbeitslosengeld, Hartz-IV, Kindergeld oder Rente würden schrittweise ersetzt und schließlich ganz wegfallen. Durch das vereinfachte Sozialsystem könnte der Staat bereits viel Geld in der Verwaltung sparen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger wäre außerdem durch höhere Steuern finanzierbar: Einkommenssteuer: Für ein bedingungsloses Grundeinkommen müsste die Einkommenssteuer deutlich erhöht werden. Zwar wäre der Lohn dadurch geringer, allerdings würde jeder Bürger neben dem Lohn auch ein Grundeinkommen erhalten. Viele würden von dieser Regelung profitieren – aber nicht alle. Der Bayerische Rundfunk hat das anhand von praktischen Beispielen veranschaulicht: Angenommen, die Eltern von zwei Kindern verdienen momentan 6.000 Euro brutto. Dazu erhalten sie noch 200 Euro Kindergeld pro Kind. Abzüglich der Steuern und Sozialversicherung bleiben der Familie etwa 4.300 Euro, um zu leben. Mit einer theoretischen Einkommenssteuer von 70 Prozent blieben nur noch 1.800 Euro von ihrem Gehalt übrig. Da in diesem Rechenmodell jedes Familienmitglied monatlich 1.000 Euro Grundeinkommen erhält, blieben der Familie aber trotz hoher Steuern 5.800 Euro monatlich. Familien würden von diesem Modell also profitieren. Ein anderes Beispiel macht deutlich, wer der Familie das zusätzliche Geld finanzieren würde: Angenommen, eine alleinstehende Person verdient momentan 8.000 Euro brutto. Ihr bleiben abzüglich der Steuern sowie der Sozialversicherung etwa 4.500 Euro monatlich. Durch höhere Abgaben würde das Gehalt auf 2.400 sinken. Auch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen hätte diese Person danach 3.400 Euro und somit 1.100 Euro weniger als zuvor zur Verfügung. Das bedingungslose Grundeinkommen müsste aber nicht allein über die Einkommenssteuer finanziert werden. Andere Möglichkeiten wären zum Beispiel: Finanztransaktionssteuer: In Österreich gab es im Herbst 2019 ein Volksbegehren für das bedingungslose Grundeinkommen. Finanziert werden sollte es durch eine Finanztransaktionssteuer von 0,94 Prozent auf alle in Österreich getätigten Finanztransaktionen. Das Volksbegehren scheiterte allerdings und schaffte es nicht ins Parlament. Besteuerung von Konsum: Götz Werner, Gründer der dm-Drogeriemärkte, setzt sich seit Jahren für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein und vertritt den Ansatz einer erhöhten Konsumsteuer. Besteuerung natürlicher Ressourcen: Höhere Steuern auf Öl und andere natürliche Ressourcen könnten nicht nur bedingungsloses Grundeinkommen finanzieren, sondern auch unseren Umgang damit zum Wohle des Planeten verändern. Bedingungsloses Grundeinkommen im Testlauf Was würdest du mit 1.000 Euro monatlich machen? (Foto: CC0 / Pixabay / martaposemuckel) Was würdest du mit 1.000 Euro monatlich machen? Der Verein „Mein Grundeinkommen e.V. (gemeinnützig)“ testet die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens praktisch. „Mein Grundeinkommen“ sammelt per Crowdfunding Geld. Immer, wenn 12.000 Euro zusammenkommen, verlost der Verein das Geld als Bedingungsloses Grundeinkommen: Ein Jahr lang monatlich 1.000 Euro. Ohne Bedingungen. Das Ziel des Vereins ist es zu testen, wie sich das bedingungslose Grundeinkommen in der Praxis auf die Menschen auswirkt, und gleichzeitig Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen. Der Verein hat bereits über 500 Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen finanziert. Gewinner konnten teilweise lang gehegte Träume verwirklichen und berichten von weniger Druck und mehr Zeit für die Familie. Die meisten arbeiten übrigens weiterhin oder haben ihren Job gewechselt. Weiterlesen auf Utopia.de: Faire Banken: Girokonten im Vergleich Boreout: wenn die Arbeit dich nicht erfüllt Typische Finanz-Fehler: So vermeidest du einen falschen Umgang mit Geld ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 99 13 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Gewusst wie HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: