Biokerosin ist eine neue Möglichkeit, das Fliegen umweltfreundlicher zu gestalten. Doch was bringt die Technologie tatsächlich und welche Alternativen zu herkömmlichem Kerosin gibt es noch?
Biokerosin: Was genau bedeutet das?
Unter den Begriff Biokerosin fallen verschiedene Flugzeugkraftstoffe, die aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden. Statt Erdöl wie bei herkömmlichem Kerosin kommen zum Beispiel Rapsöl oder Mikroalgen zum Einsatz. Das „Bio“ im Namen verweist in diesem Fall also nicht notwendigerweise auf einen ökologischen Anbau, wie wir es von Bio-Lebensmitteln kennen, sondern auf die Tatsache, dass Biokerosin aus Biomasse entsteht.
Das soll die Luftfahrt umweltfreundlicher machen, denn die Abgase aus mit Biokerosin betankten Flugzeugen enthalten weniger klimaschädliches CO₂. Inzwischen fliegen zunehmend mehr Flugzeuge mit Gemischen aus Biokerosin und normalem Kerosin, teilweise aber auch bereits vollständig mit Biokerosin.
Übrigens: Wie unterschiedlich der Begriff „Bio“ gemeint sein kann, erklären wir in diesem Artikel: Wann Bio wirklich Bio ist.
Wie umweltfreundlich ist Biokerosin?
Biokerosin dient dem Zweck, die CO₂-Bilanz der Luftfahrt zu verbessern. Tatsächlich beträgt die CO₂-Ersparnis im Vergleich zu konventionellem Kerosin zwischen 50 und 90 Prozent, je nachdem, woraus der Treibstoff hergestellt wurde. Die größte Ersparnis bietet hier Kraftstoff aus Miscanthus, auch Elefantengras genannt.
Für den Klimawandel ist aber zu großen Teilen auch die Bildung von Kondensstreifen relevant. Flugzeuge stoßen viel Wasserdampf und auch Rußpartikel aus, die Wassermoleküle an sich binden. In bestimmten Höhen, in der Flugzeuge fliegen, sind die Temperaturen so niedrig, dass der Wasserdampf und die anderen kondensierbaren Abgaspartikel sofort gefrieren. Dadurch entstehen die Kondensstreifen: Wolken aus Eispartikeln, die die Wärme auf der Erde daran hindern, wieder aus der Atmosphäre zu entweichen und damit zum Treibhauseffekt beitragen.
Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der NASA ist bei der Verwendung von Biokerosin auch der Ausstoß von Rußpartikeln und damit die Kondensstreifenbildung geringer.
Welche Probleme gibt es mit Biokerosin?
Um große Mengen Treibstoff aus Pflanzen herstellen zu können, müssen wir diese anbauen. Die Flächen dafür stehen aber nicht unbegrenzt zur Verfügung. Gerade Biokerosin aus Palmöl steht in der Kritik, da dessen Anbau es oft erfordert, große Regenwaldflächen zu roden. Die Zerstörung des Regenwalds wirkt sich negativ auf die Böden, die Artenvielfalt und das Klima aus, denn der Regenwald ist ein enorm wichtiger Kohlenstoffspeicher. Daher versuchen Produzenten bereits die Verwendung von Palmöl zu vermeiden.
Forscher:innen arbeiten deswegen auch schon an möglichen Alternativen für Palmöl-Biokerosin. Ein Ansatz ist die Verwendung von Wüstenpflanzen, für die ausreichend Anbaufläche zur Verfügung steht. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Verarbeitung von Essensresten und anderen Bioabfällen. Diese Methode ist bezüglich der eingesparten CO2-Äquivalente besonders vielversprechend, da beim Verrotten solcher Abfälle sehr viel Methan entsteht. Methan ist ein noch viel klimaschädlicheres Treibhausgas als Kohlenstoffdioxid. Durch die Verarbeitung zu Biokerosin wird verhindert, dass dieses entsteht.
Leider können die so aus Bioabfällen hergestellten Kraftstoffe nur als Ergänzung zu Kerosin und nicht als eigenständiger Treibstoff verwendet werden. Eine finale Lösung ist damit also noch nicht gefunden.
Welche Alternativen zu Biokerosin gibt es?
Eine weitere neue Antriebstechnik, die viel Beachtung findet, ist das elektrische Fliegen. Hier gibt es bereits Prototypen und in naher Zukunft auch erste Anwendung. Gerade kleinere Flugzeuge wie Privatjets und Frachtflugzeuge, die auf kurzen Strecken fliegen, könnten in den nächsten Jahren als E-Flugzeuge elektrisch in die Luft steigen.
Für größere Flugzeuge ist der elektrische Antrieb aber noch Zukunftsmusik, da die benötigten Akkus sehr schwer sind. Dadurch können nur kurze Strecken von einigen hundert Kilometern zurückgelegt werden. Der gesamte Linienflugbetrieb kann also (noch) nicht auf elektrischen Antrieb umsteigen.
Außer Biokerosin gibt es auch noch andere Ansätze, einen umweltfreundlicheren Treibstoff herzustellen. In Werlte in Niedersachsen gibt es seit 2021 eine Fabrik, die Kohlenstoffdioxid aus der Luft in Kraftstoff verwandelt. Diese Methoden tragen auch zum umweltfreundlichen Fliegen bei, sind aber bis jetzt nicht in großem Maßstab umsetzbar.
Ist Fliegen mit Biokerosin klimaneutral?
Trotz aller Vorteile lässt sich klar sagen: Fliegen mit Biokerosin ist nicht klimaneutral. Das würde nämlich bedeuten, dass die Flüge das Klima nicht beeinflussen. Da Flugzeuge mit Biotreibstoffen weiterhin Kohlenstoffdioxid ausstoßen, ist Klimaneutralität in diesem Sinne beim Fliegen unmöglich.
Die Antriebstechnik, die bisher dem klimaneutralen Fliegen am nächsten kommt, ist das elektrische Fliegen. Das gilt aber auch nur, wenn der Strom klimaneutral gewonnen wurde, also beispielsweise durch Solar- oder Windkraftanlagen. Außerdem ist das E-Fliegen, wie oben beschrieben, nicht für alle Flüge ein geeigneter Ansatz.
Auch wenn das Fliegen in Zukunft ein wenig umweltfreundlicher werden könnte, ist es langfristig notwendig, dass wir weniger fliegen. Den Flugverkehr klimaneutral zu gestalten ist eine Aufgabe, die noch viel Arbeit bedarf.
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