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Buch-Tipp: Der Planet ist geplündert. Was wir jetzt tun müssen

der planet ist geplündert
Foto: Klara Obermair / Utopia

"Der Planet ist geplündert", so lautet der dramatische Titel des neuen Buches von Franz Alt und Ernst Ulrich von Weizsäcker. Der Diagnose der bitteren Realität folgen Forderungen, was jetzt zu tun ist.

In ihrem neuen Buch „Der Planet ist geplündert“ beschreiben die Autoren Franz Alt und Ernst Ulrich von Weizsäcker eindrücklich, wie sehr unser Planet unter der kapitalistischen Systemrealität leidet. Den Ausgangspunkt bildet der Bericht des Clube of Rome aus dem Jahr 1972. Darin wurden schon damals die Grenzen des Wachstums umrissen und klargestellt, dass grenzenloses Wachstum die Erde zerstören würde.

Der Ruf nach Veränderung verhallte damals weitgehend ungehört, was die Wissenschaftler enttäuschte. Heute steigt das Bewusstsein für die Umwelt, doch die systemische Ebene bleibt davon weitgehend unangetastet. Ein relativer Anstieg fleischloser Ernährung bringt bei einem absoluten Anstieg von Fleischesser:innen nur wenig. 

Die Grenzen des Wachstums, so die Autoren, seien bereits heute erreicht. Der Planet sei geplündert. Die enorme Zunahme der Weltbevölkerung, die Industrialisierung, Umweltverschmutzung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen hätten ein Ausmaß angenommen, das den Fortbestand der Erde akut gefährde. 

Dabei gibt es zwischen den reichen und armen Ländern eine gewaltige Schieflage. Würden alle Länder den Lebensstandard der reichen Industrienationen erreichen, wären drei bis fünf Erden notwendig, um die entsprechenden Ressourcen bereitzustellen.

„Unser Planet ist geplündert: 1,5 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, täglich verhungern etwa 20 000 Menschen, Tier- und Pflanzenarten sterben schneller aus als je zuvor in den letzten 65 Millionen Jahren, die Gletscher schmelzen, die Wüsten breiten sich aus, die Sturmschäden nehmen zu, Methan wird in großem Maßstab freigesetzt. Wir führen einen Weltkrieg gegen die Natur und damit gegen uns selbst, denn wir sind ein Teil der Natur.“ (S.12) 

Daraus geht deutlich hervor: Ein „Weiter so“ kann es nicht mehr geben. Die Frage, die sich in diesem Zug aufdrängt: Wie können wir eine Ökonomie entwickeln, die die Grenzen des Wachstums berücksichtigt und zugleich einen Lebensstandard gewährleistet, der Armut, Hunger und Krieg möglichst global unterbindet? 

Der Planet ist geplündert: Was wir jetzt tun müssen

Um unseren Planeten zu bewahren, kann es kein "Weiter so" geben.
Um unseren Planeten zu bewahren, kann es kein "Weiter so" geben.
(Foto: CC0 / Pixabay / Cleverpix)

Die Autoren plädieren für einen „globalen Ökohumanismus“. Demnach solle eine neue ökonomische Grundordnung an der planetaren Tragfähigkeit des gesamten Ökosystems ausgerichtet werden.

Dies bedeutet nichts anderes als eine neue Hierarchisierung:  „Wenn wir als Spezies überleben wollen, dann müssen die Ökonomen lernen, dass ihre Wissenschaft eine Unterabteilung der Ökologie ist.“ (S.19) Dies bedeutet eine systemische Ausrichtung an den Grenzen des Wachstums und definiert Gewinn nicht mehr monetär, sondern vielmehr in einem ökologischen Kreislaufcharakter. 

Das „Interesse an wahren Bedürfnissen und echten Werten“ werde wichtiger sein „als Geld, geistiger Gewinn wichtiger als materieller Profit.“ 

Die Autoren nennen dies eine „grüne Revolution“ (S.19) Sie beinhaltet unter anderem: Solare Energie, ökologischen Verkehr, nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltiges Bauen sowie nachhaltige Wasser- und Waldbewirtschaftung.

Was wir jetzt tun müssen: (S.198 ff)

  • „Die Agrarpolitik muss unbedingt ökologischer und kleinteiliger werden“

  • „Energie- und Verkehrspolitik müssen – weltweit! – selbstverständlich die fossilen Brennstoffe durch Solar- und Windenergie ersetzen, zugleich aber die Energieeffizienz erheblich steigern“

  • Finanzmärkte müssen nach den übertriebenen Wellen der Deregulierung dringlich neu kontrolliert werden. Das Steuersystem muss so entwickelt werden, dass die Steuer auch ein Nachhaltigkeitssignal enthält. Klima- und biodiversitätsfreundliche Technologien und Tätigkeiten müssen Schritt für Schritt steuerlich entlastet, und die naturschädigenden Tätigkeiten und Technologien müssen Schritt für Schritt steuerlich höher belastet werden.

  • Staaten müssen vom Rivalitätsprinzip zum Freundschaftsprinzip finden und zwischenstaatliche Strukturen gemeinsamer ökologischer Zusammenarbeit realisieren. 

Neben der makrosoziologischen Ordnung ist aber auch jede:r Einzelne gefragt. Verantwortung für andere übernehmen heißt, bewusst nachhaltig zu leben. Verschmutze nicht die Natur, verschwende keine Lebensmittel, versuche den Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren und fliege nicht jedes Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub.

Das mag zunächst nach Verlust klingen. Der Gewinn ist aber eine verbesserte globale Gesundheitslage, wie das Konzept von One Health unterstreicht. Nicht zuletzt ist die bereits erwähnte Veränderung der Geisteshaltung bezüglich Gewinn hilfreich. Sozial-ökologischer Gewinn fußt auf einer neuen Philosophie des Zusammenlebens. 

Die Basis der Zukunft: Eine neue Philosophie des Zusammenlebens

Empathie für Tiere gehört zum globalen Ökohumanismus.
Empathie für Tiere gehört zum globalen Ökohumanismus.
(Foto: CC0 / Pixabay / 10789997)

Die Autoren formulieren die Notwendigkeit einer philosophischen Neuausrichtung des Zusammenlebens als Basis des von ihnen angedachten globalen Ökohumanismus. 

„…Der pure Rationalismus, Materialismus, Utilitarismus und Individualismus“ hätten ausgedient und stünden für eine nicht-nachhaltige Ausrichtung menschlicher Gesellschaften. (S.198) Demgegenüber steht die Hoffnung auf einen Wandel der Gesellschaften weg vom zerstörerischen Egoismus hin zu einer „spirituellen Ökologie“, die uns lehre, „die Natur mit den Augen der Seele zu sehen.“ (S.163)

Artübergreifende Empathie, die eben auch Empathie für das Tier mit einschließt, ist ein wichtiger Faktor dieser Geisteshaltung. „Das Leid der Tiere ist weitgehend ein blinder Fleck in unserer Wahrnehmung. 97 Prozent aller Tiere werden weltweit in Massenställen gehalten. Ihr Wert wird ausschließlich nach dem Nutzen für uns Menschen gemessen.“ (S.95)

Zwar ist die Bestandsaufnahme der Autoren dramatisch. Dennoch klingen immer wieder Töne der Hoffnung an. Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Bewegung und der Druck von unten seien dabei wichtige und wirksame Instrumente der Veränderung. 

Es liegt also an uns allen, ob der geplünderte Planet eine Zukunft hat oder nicht. 

Daten zum Buch:

  • Titel: Der Planet ist geplündert. Was wir jetzt tun müssen.
  • Autoren: Franz Alt, Ernst Ulrich von Weizsäcker
  • ISBN: 9783777630205
  • Preis: 22,00 Euro
  • Kaufen: beim lokalen Buchladen oder online, z.B.** bei Buch7, Thalia oder Amazon.

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