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Buch-Tipp: Harald Lesch – Alles eine Frage der Zeit

Alles eine Frage der Zeit Buch
Foto: Luise Rau / Utopia

„Alles eine Frage der Zeit“ ist ein Buch, das unseren aktuellen Umgang mit Zeit kritisiert – und konkrete Handlungsvorschläge für eine nachhaltige Zeitkultur gibt.

In einer Gesellschaft, in der „Zeit Geld ist“, sind Effizienz und Produktivität scheinbar das höchste Gut. Pausen sind aus dieser Perspektive Zeit- und damit auch Geldverschwendung. Dass eine solche Denkweise nicht nur für den Menschen selbst, sondern auch für unseren Planeten Gift ist, erläutern Harald Lesch, Karlheinz A. Geißler und Jonas Geißler in ihrem neuen Ratgeber „Alles eine Frage der Zeit“.

Zeit ist Geld: Die Folgen des Wachstumsirrsinns

In einem kapitalistischen System ist die Wirtschaft auf ständiges Wachstum ausgelegt. Um dies zu garantieren, ist es tabu, Pausen zu machen. So bedienen wir uns ohne Unterlass an den Ressourcen unserer Erde, beanspruchen fragile Ökosysteme und arbeiten selbst möglichst viel und lang. Mit Nachhaltigkeit hat dies wenig zu tun, denn langfristig stoßen wir damit an unsere Grenzen und vor allem an die unseres Planeten.

Der bekannte Moderator, Physiker und Naturphilosoph Harald Lesch erläutert zusammen mit den Zeitexperten Karlheinz A. Geißler und Jonas Geißler die fatalen Auswirkungen unserer Zeitideologie, die bereits heute sichtbar sind. Dazu zählen zum Beispiel die Klimakrise, der Rückgang der Artenvielfalt oder die Endlichkeit natürlicher Ressourcen. All diese Krisensituationen hängen laut Lesch eng mit unserem pausenlosen Wachstumsanspruch zusammen. Denn Ökosysteme und Tierbestände sind auf Pausen und Langsamkeit angewiesen – nur so haben sie genug Zeit, sich zu regenerieren.

Auch für die Klimakrise gilt: Je mehr Treibhausgase wir durch Kohlekraftwerke, Verkehr und Co. produzieren, desto drastischer werden die Konsequenzen. Was unser Klima wirklich braucht, ist Regeneration. Und das geht nur, wenn wir aufhören, dem wirtschaftlichen Wachstum hinterherzurennen.

Die Forderung nach Zeitvielfalt

In "Alles eine Frage der Zeit" fordern die Autoren einen neuen Umgang mit Zeit.
In „Alles eine Frage der Zeit“ fordern die Autoren einen neuen Umgang mit Zeit.
(Foto: Luise Rau / Utopia)

„Alles eine Frage der Zeit“ nimmt uns mit auf eine Reise zu den Ursprüngen der menschlichen Zeitvorstellungen. Harald Lesch und der Zeitforscher Karlheinz Geißler erklären, was Zeit eigentlich ist, wie man sie physikalisch fassen kann und wie sich die Größe historisch bis zu unserer heutigen Zeitlogik entwickelt hat.

Auf dieser theoretischen Grundlage plädiert der Moderator und Berater Jonas Geißler für einen neuen Umgang mit Zeit. Er prägt dabei den Begriff der Zeitvielfalt. Dieser beruht auf der Tatsache, dass alle Lebeweisen Zeit subjektiv anders empfinden. Das spüren wir selbst, wenn zum Beispiel zwei Stunden mal wie im Flug vergehen, während wir die zehn Minuten Wartezeit auf den Bus als schleppend langsam empfinden.

Auf die komplexen Strukturen und Zusammenhänge der Erde bezogen kritisiert Geißler einen universellen Zeitbegriff als ungenügend. Stattdessen braucht es verschiedene Zeitformen, die an den individuellen und veränderbaren Bedürfnissen von Individuen, Ökosystemen und unserem Planeten ausgerichtet sind.

Während die heutige dominate und einzige vertretbare Zeitform die Schnelligkeit zu sein scheint, beleuchtet Geißler weitere Zeitformen wie die Langsamkeit, das Warten, das Jetzt oder das Dazwischen. Er erläutert ihre Vorteile und Notwendigkeit für unser Zusammenleben und unsere Mitwelt.

Tipps für eine nachhaltige Zeitkultur

Im letzten Kapitel gibt das Buch schließlich Tipps, wie wir als Individuen eine nachhaltige Zeitkultur etablieren können. Dabei gibt Geißler konkrete Ratschläge und Fragen, die zum Reflektieren anregen. Was machen wir, wenn wir plötzlich unverhofft freie Zeit haben? Wie sprechen wir über Zeit und welche Empfindungen haben wir dabei? Was bedeutet es eigentlich, Zeit „sinnvoll“ zu nutzen?

So führt uns das Buch vor Augen, dass wir es uns angeeignet haben, Zeit in erster Linie zu füllen – sei es mit Alltagspflichten, To-do-Listen oder Aufgaben im Beruf. So ist unsere Zeit zwar immer „gefüllt“. Ob sie tatsächlich „erfüllt“ ist, hinterfragen wir hingegen viel zu selten.

Auch für die Politik und die Arbeitswelt hat Geißler konkrete Verbesserungsvorschläge, mit denen wir dem Beschleunigungswahn entgegenwirken können.

Das Buch schafft es somit, von den großen Zusammenhängen zwischen Zeitkultur, Wirtschaft und Nachhaltigkeit einen Bogen zum individuellen Umgang mit Zeit zu spannen. Die Autoren zeigen dadurch, was wir im Kleinen verändern können, um den Grundstein für Veränderungen im Großen zu legen.

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