Champignons selbst züchten – ist das nicht schwierig? Die beliebten Pilze sind zwar pflegeintensiv im Anbau, aber mit diesen Tipps und Tricks gelingt es dir trotzdem.
Gerade bei Champignons musst du dich im Supermarkt oft zwischen plastikfrei und regional entscheiden. Wenn du die Pilze jedoch selbst züchtest, bekommst du beides, und noch dazu eine frische und schadstofffreie Pilzfrucht ohne lange Transportwege.
Champignons selbst züchten – was musst du wissen?
Es gibt braune und weiße Champignons. Die braunen Champignons schmecken etwas intensiver und leicht nussig. Im Unterschied zu weißen Champignons ist ihr Fleisch auch etwas fester, weshalb sich diese Pilze als Fleischersatz gut eignen. Mit dieser Anleitung kannst du je nach Geschmack sowohl weiße als auch braune Champignons züchten.
Wie du verschiedene Sorten Pilze selbst züchten kannst, haben wir bereits in einem anderen Artikel vorgestellt. Während also einige andere Pilzsorten relativ einfach im Zimmer wachsen können, brauchst du für den Champignonanbau eine bestimmte Umgebung. Mehr dazu unten.
Champignons mit einer Fertigkultur züchten
Die einfachste Methode, Champignons bei dir zuhause wachsen zu lassen, ist eine sogenannte Fertigkultur. Das heißt: Ein bereits mit Myzel durchwachsenes Substrat wird zu dir nach Hause geliefert. Meist ist alles, was du dazu brauchst, in der Lieferung enthalten – von Erde bis Kunststoffhaube. Die einzigen Schritte, die du selbst machen musst, um die Kultur zu starten, sind:
- Breite das Substrat in dem Anzuchtgefäß aus.
- Bedecke es mit der Erde. Substrat und Erde sollten leicht feucht sein.
- Decke alles mit einer durchsichtigen Kunststoffhaube ab.
Ideal für die Champignon-Kultur sind Temperaturen im Bereich von 12 bis 20 Grad Celsius. Wenn die ersten Vorstufen der Champignons, die sogenannten Primordien, erkennbar sind, ist es Zeit, die Folie zu entfernen. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, da die Champignons nun frische Luft benötigen, um vollständig auszureifen und zu gedeihen.
Wie kann man sonst noch Champignons selbst ziehen?
Es gibt auch andere Möglichkeiten, Champignons zu züchten. Sie sind aufwändiger, als eine Fertigkultur zu nutzen.
1. Die zweit-einfachste Option ist ein Pilzzuchtset, z.B. das vom Online-Shop pilzzuchtshop.de. Nachdem du die Substratmischung in der mitgelieferten Box nach Anleitung vorbereitet hast, besiedelst du sie mit weißen Myzelfäden (das sind die fadenförmigen Zellen eines Pilzes, die ermöglichen, dass deine Champignons wachsen – sozusagen die „Pilz-Saat“.) Nach ungefähr 15 Tagen kannst du die ersten Champignons ernten. Besonders praktisch ist auch, dass die Nährstoffe im Substrat nicht nach einer Ernte schon verbraucht sind. Stattdessen kannst du dich über bis zu vier weitere Pilzernten aus der Box freuen.
2. Alternativ kannst du auch die Pilzbrut, das sogenannte Myzel, und das Substrat separat bestellen (z.B. vom pilzzuchtshop.de). Achtung: Die Pilzbrut wird literweise geliefert. Ein Liter Pilzbrut ist dem Hersteller zufolge ausreichend für 100 Liter Pilzsubstrat. Auch mit dieser Methode hast du nach etwa zwei Wochen schon deine Champignons.
3. Wenn du ausreichend Zeit und den geeigneten Platz dafür hast, kannst du sogar das Substrat selbst kompostieren. Du musst aber Folgendes bedenken: Für Champignons eignet sich am besten ein Substrat bestehend aus Pferdemist, Stroh, Hühnerkot und Kalk. Dazu brauchst du einen Platz im Freien, am besten einen großen Garten. Wenn das Substrat fertig ist, musst du es in eine dunkle Umgebung umziehen, in der du die Temperatur kontrollieren kannst. Dafür bietet sich zum Beispiel ein Keller an, den du heizen und kühlen kannst. Diese Methode ist aber etwas für geduldige Menschen: vom Ansetzen des Substrats bis zur ersten Ernte können gut zwei bis drei Monate vergehen.
Echte Profis im Pilzezüchten kennen noch andere Alternativen, Champignonsubstrat auf kleinerer Fläche und in kleineren Mengen herzustellen. Dann kann das Ganze auch auf der Terrasse oder dem Balkon funktionieren. Da du dich dafür aber auf Faktoren wie die Sonneneinstrahlung und die Außentemperatur verlassen musst, stellen wie diese Möglichkeiten hier nicht vor.
Selbst Substrat für die Champignonszucht herstellen
Wenn du so richtig in die Champignon-Zucht einsteigen möchtest und die Möglichkeiten dazu hast, kannst du das Substrat auch von Grund auf selbst zu kompostieren.
Für das Substrat brauchst du:
- möglichst frischen strohigen und lockeren Pferdemist
- stickstoffreichen Hühnerkot (kannst du auch in Wasser aufgelöst dazu mischen, damit es sich besser verteilt): acht bis zehn Prozent des Gewichts des Pferdemists
- kohlensauren Naturkalk: drei Prozent des Gewichts des Pferdemists
Wenn das Substrat dann fertig ist, brauchst du noch Champignonmyzel, sowie etwas Torf oder Torfersatz, auf dem die Pilzfruchtkörper wachsen können. Vom Ansetzen des Substrats bis zur Champignonernte musst du circa vier grobe Schritte durchlaufen: vorbereiten, beimpfen, Deckerde verteilen, und ernten.
So bereitest du das Substrat vor
- Vermische die Bestandteile des Substrats gut.
- Häufe sie dann auf einem mindestens zwei Quadratmeter großen, möglichst würfelförmigen Haufen auf. So kann genug Wärme im Kompostierungsprozess entstehen, damit die zum Champignonzüchten benötigten Mikroorganismen gut wachsen können.
- Mach eine Handprobe, um den Feuchtigkeitsgehalt zu testen: Wenn du das Substrat zusammendrückst, sollte kein Wasser herunterlaufen. Bei stärkerem Druck aber sollten sich zwischen deinen Fingern einzelne Tropfen bilden.
- Innerhalb von vier bis fünf Tagen steigt die Temperatur im Kompost auf 50 bis 70°C an. Durch diese hohen Temperaturen sterben für das Substrat schädliche Organismen ab. Kontrolliere die Temperatur regelmäßig, indem du ein Einstichthermometer (z.B. befestigt an einem Holzstab) in der Mitte des Haufens positionierst.
- Bei circa 60°C wachsen dann verschiedene Organismen im Komposthaufen, die das Substrat für den Champignon verwertbar machen. Danach wartest du drei bis vier Tage, bis das Substrat auf unter 50°C abkühlt.
- Sobald die Temperatur auf unter 50°C abgekühlt ist, setze den Haufen zum ersten Mal um. Das machst du, indem du den kühleren Kompost am Rand in die Mitte des Haufens bewegst. So ermöglichst du eine gleichmäßige Kompostierung. Denke daran, dass du bei jedem Umsetzen die Feuchtigkeit kontrollieren und gegebenenfalls auch gießen musst. Achte darauf, dass der umgesetzte Haufen wieder möglichst würfelförmig ist.
- Wiederhole jetzt Schritte drei bis fünf noch drei Mal. Danach sollte das Substrat bräunlich sein und gleichmäßig verteilte weiße Einlagerungen zeigen – das sind die Strahlenpilze, die in der Zwischenzeit im Kompost entstanden sein sollten. Sie sind für die weiteren Schritte notwendig, achte also darauf, dass sie vorhanden sind.
Tipp: Während des Prozesses kann ein stechender Ammoniakgeruch entstehen. Erst, wenn dieser verflogen ist, kannst du das Substrat „beimpfen“ – also das Champignonmyzel hinzufügen. Das Champignonsubstrat ist fertig, wenn es angenehm nach frischem Brot riecht. Jetzt kannst du es beimpfen.
Du beimpfst das Substrat und das Pilzmyzel durchwächst es
- Fülle das fertige Substrat in 20 bis 30 Zentimeter hohe Behälter, z.B. eine Holzkiste, einen Eimer oder auch eine große Tüte. Du kannst es aber auch einfach in einem Haufen aufschichten.
- Verteile Champignon Körnerbrut darin (z.B. das von pilzzuchtshop.de). Du brauchst davon zwei bis drei Prozent des Volumens des Substrats.
- Kontrolliere auch hier die Temperatur mit einem geeigneten Einstichthermometer: Sie darf 28°C nicht übersteigen. Wichtig: In diesem Schritt können schnell hohe Temperaturen im Substrat entstehen, die das Pilzmyzel schädigen. Es entwickelt sich in dem Fall ein stechender Geruch. Um weitere Schäden zu vermeiden, lockere dann das Substrat schnellstmöglich auf, um die Temperatur zu senken.
- Es wird ungefähr drei bis vier Wochen dauern, bis das Substrat vollständig mit gräulichem Pilzmyzel durchzogen ist.
Die letzte Schicht: So verteilst du die Deckerde
- Nach mehreren Wochen wirst du also feststellen, dass das Substrat vollständig mit weiß-grauem Champignonmyzel durchzogen ist. Eine Schicht fehlt noch, damit die Champignonfruchtkörper, also der essbare Teil der Pilze, wachsen kann: Bedecke das Substrat mit einer vier bis fünf Zentimeter dicken Schicht bestehend aus einer nährstoffarmen Mischung aus Schwarz- und Weißtorf. Besser für die Umwelt wäre aber bodenschonender Torfersatz** , z.B. von Avocadostore.
- Lagere den Behälter mit dem Pilzzuchtsubstrat jetzt bei ca. 25°C. Nach bis zu zwei Wochen ist auch die Deckerde mit feinen Myzelfäden durchzogen.
- Sobald Schritt zwei eintritt, senke die Temperatur auf ungefähr 15°C, damit sich die Fruchtkörper bilden, der essbare Teil des Champignons. Wichtig: Wenn die Temperatur zu hoch ist, wird zu viel Myzel wachsen und es überwuchert die Deckerde förmlich. Falls das passiert, kratze die Schicht etwas ein bis zwei Zentimeter tief auf.
Wichtig: Achte während der gesamten Zeit darauf, dass die Deckerde nicht austrocknet. Zu trocken gehaltene Deckerde führt zur Bildung von Grau und Grünschimmel und fördert Insektenbefall. Staunässe im darunterliegenden Pilzsubstrat solltest du aber unbedingt vermeiden, da das Pilzmyzel durch Sauerstoffmangel abstirbt und in zu feuchtem Substrat Gärungsprozesse stattfinden, die das Substrat schädigen.
Endlich: Du kannst die Champignons ernten
- Nach dem obigen Schritt drei werden sich in circa einer Woche Champignons bilden. Nach wenigen Tagen kannst du diese dann auch ernten. Falls du die Champignons lagern willst, dann ernte sie bereits, wenn der Pilzhut noch geschlossen ist. Die mit bereits geöffnetem Pilzhut solltest du möglichst bald essen.
- Entferne nach jeder Ernte unbedingt Stielreste und alte Fruchtkörperansätze. Auf diesen bilden sich sonst schnell schädliche Keime.
- Wie oben beim fertigen Pilzzuchtset, reichen auch hier die Nährstoffe noch für weitere Erntewellen. Danach eignet sich das verbrauchte Substrat noch sehr gut als Kompostdünger.
Diese schadstofffrei gezüchteten Champignons kannst du direkt roh essen, auf verschiedene Arten zubereiten, verschenken oder die Champignons richtig lagern. Falls du sie längerfristig aufbewahren möchtest, bietet es sich an, die Pilze einzufrieren. Alternativ kannst du, um sie haltbar zu machen, die Pilze auch trocknen.
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