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Chinesische Medizin: Das Wichtigste zu Qi, Yin und Yang

chinesische medizin
Foto: CC0 / Pixabay / igorovsyannykov

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ist bereits Jahrtausende alt, aber nach wie vor beliebt. Wir erklären dir das Konzept.

Die Kernelemente der chinesischen Medizin sind Qi, Yin und Yang.

Qi (sprich „tschi“) ist die Lebensenergie, die in der chinesischen Vorstellung das gesamte Universum auf Energiebahnen durchfließt. Solche sogenannten „Meridiane“ sollen auch durch unsere Körper fließen und die verschiedenen Organe verbinden.

Yin und Yang kann man sich als zwei entgegengesetzte Kräfte beziehungsweise Energien vorstellen, die jedem Lebewesen, jeder Sache und jedem Ereignis innewohnen. Mit Yang sind Attribute wie Männlichkeit, Kraft, Hitze und Energie verbunden. Yin-Charakter haben dagegen zum Beispiel alles Weibliche, Ruhe und Kälte.

In der traditionellen chinesischen Medizin ist ein Mensch gesund, wenn die Lebensenergie Qi ungestört fließen kann und Yin und Yang in ihm im Gleichgewicht sind. Wenn ein Mensch krank ist, bedeutet das folglich, dass seine Lebensenergie blockiert ist und Yin und Yang aus dem Gleichgewicht geraten sind.

Das Grundkonzept der chinesischen Medizin

In der Vorstellung der chinesischen Medizin bist du gesund, wenn Yin und Yang im Gleichgewicht sind.
In der Vorstellung der chinesischen Medizin bist du gesund, wenn Yin und Yang im Gleichgewicht sind.
(Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos)

Das Ziel in der chinesischen Medizin ist also, bei einem Patienten Blockaden im Fluss der Lebensenergie und Ungleichgewichte aufzuspüren und zu beseitigen. Da in der chinesischen Vorstellung alles im Körper verbunden und durch Qi, Yin und Yang bestimmt ist, sind die Methoden in der Diagnostik und in der Behandlung ganzheitlich. Das bedeutet, dass nicht nur ein schmerzendes Körperteil, sondern der gesamte Körper und die Psyche des Menschen untersucht werden.

Ebenso werden bei der Behandlung verschiedene ganzheitliche Methoden kombiniert. Die Behandlungsmethoden bezeichnet man als „Fünf Säulen der chinesischen Medizin„. Im folgenden bekommst du einen Einblick in die verschiedenen Therapien.

1. Säule der chinesischen Medizin: Akupunktur

An den Akupunkturpunkten sollen Blockaden der Lebensenergie gelöst werden.
An den Akupunkturpunkten sollen Blockaden der Lebensenergie gelöst werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / acupuncturebox)

Laut der chinesischen Medizin gibt es über den Körper verteilt 365 Akupunkturpunkte. An diesen Punkten soll es möglich sein, die Meridiane zu stimulieren und dadurch eventuelle Blockaden der Lebensenergie zu lösen. Bei der Akupunktur geschieht dies, indem feine Nadeln in ausgewählte Punkte gestochen werden. Bei der Akupressur dagegen werden Steine oder ähnliche Gegenstände auf die Punkte gelegt. Und bei der Variante der Moxibustion werden die Akupunkturpunkte zusätzlich durch brennende Kräuter erhitzt.

2. Säule der chinesischen Medizin: Arzneimittel

Ginseng soll heilende Wirkungen haben.
Ginseng soll heilende Wirkungen haben.
(Foto: CC0 / Pixabay / whaltns17)

Arzneimittel, die vorwiegend aus pflanzlichen Bestandteilen hergestellt werden, sind ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Medizin. Bereits im 16. Jahrhundert listete ein Buch knapp 2000 Arten von Medikamenten für über 10000 Leiden auf. Ein besonders bekannter Wirkstoff aus der chinesischen Medizin ist das Artemisinin, das erwiesenermaßen gegen Malaria-Erreger wirkt.

3. Säule der chinesischen Medizin: Bewegung

Qigong kombiniert Bewegungen und Meditation.
Qigong kombiniert Bewegungen und Meditation.
(Foto: CC0 / Pixabay / olhinanatali)

Die verwandten Sportarten Tai Chi und Qigong sollen helfen, das innere Gleichgewicht wieder herzustellen und Qi-Blockaden zu lösen. Dabei werden langsame, fließende Bewegungen mit Kampfsporttechniken, Atem-, Meditations- und Konzentrationsübungen kombiniert.

4. Säule der chinesischen Medizin: Ernährung

In der chinesischen Medizin werden Lebensmittel anhand ihres Geschmacks fünf Elementen zugeordnet.
In der chinesischen Medizin werden Lebensmittel anhand ihres Geschmacks fünf Elementen zugeordnet.
(Foto: CC0 / Pixabay / stux)

In der chinesischen Medizin werden allen Lebensmitteln bestimmte Wirkungen auf den Körper zugesprochen. Dementsprechend ist die richtige Ernährung sehr wichtig, um wieder gesund zu werden. Die chinesische Ernährungsweise wird auch als „Fünf-Elemente-Ernährung“ bezeichnet, da die Lebensmittel anhand ihres Geschmacks in die fünf Elemente Erde (süß), Feuer (bitter), Wasser (salzig), Metall (scharf) und Holz (sauer) eingeteilt werden. Jede dieser Geschmacksrichtungen soll unterschiedlich auf die Organe und das Qi wirken.

Darüber hinaus werden die Lebensmittel in kühlende und wärmende Lebensmittel unterteilt. Dabei ist nicht unbedingt die echte Temperatur gemeint. So gelten zum Beispiel viele Gewürze und alkoholische Getränke als „heiß“, während Joghurt als „kalt“ gilt.

In der Fünf-Elemente Ernährung soll jede Mahlzeit alle Geschmacksrichtungen enthalten, wobei die Betonung auf dem Element und der thermischen Wirkung liegen soll, die der Körper gerade benötigt. Hinzu kommen allgemeine Regeln wie, dass man möglichst frische Lebensmittel verzehren und langsam essen soll.

Mehr über die Ernährung in der chinesischen Medizin erfährst du in dem Utopia-Artikel TCM-Ernährung: Das sind die Grundprinzipien der Ernährungsform.

5. Säule der chinesischen Medizin: Massage

Die chinesische Massage "Tuina" vereint verschiedene Massagetechniken.
Die chinesische Massage „Tuina“ vereint verschiedene Massagetechniken.
(Foto: CC0 / Pixabay / Mariolh)

Ausgewählte Körperstellen können nicht nur durch Nadeln, Steine oder Wärme stimuliert werden, sondern auch durch Massage. In der traditionellen chinesischen Medizin heißt die Massage „tuina“ oder „tui-na“. Je nachdem, ob Yin oder Yang gestärkt werden soll, wird entweder sanft und meditativ oder kräftig und dynamisch massiert. Tuina ist verwandt mit der japanischen Shiatsu-Massage.

Der Stand der Forschung zur chinesischen Medizin

Das ICD-Register der WHO, das als Standardwerk zur Klassifizierung von Krankheiten gilt, enthält seit der elften Version vor einigen Jahren ein Kapitel zu traditionellen Heilmethoden und insbesondere auch zur chinesischen Medizin. Diese Entscheidung ist nach wie vor umstritten: Befürworter der Entscheidung sagen, die Behandlungsmethoden seien oft kostengünstiger und in vielen Regionen einfacher durchzuführen als die westlichen Methoden.

Kritiker dagegen bemängeln, dass die Wirksamkeit der chinesischen Medizin in den allermeisten Fällen sehr zweifelhaft ist. Ein grundsätzliches Problem an der chinesischen Medizin ist, dass die Methoden bisher kaum in randomisierten Studien untersucht wurden. Dies liegt unter anderem daran, dass in der Vorstellung der chinesischen Medizin jedes Krankheitsbild individuell ist und die Behandlung dementsprechend auf den Patienten zugeschnitten werden muss. Nur, weil Behandlung x bei sehr vielen Patienten mit Leiden y funktioniert, muss das für einen anderen Patienten noch lange nicht gelten. Das macht es schwierig, die chinesische Medizin systematisch zu erforschen.

In einem Review von 2009 untersuchten Wissenschaftler alle auffindbaren Studien zur traditionellen chinesischen Medizin. Sie kamen zu dem Schluss, dass die meisten Studien keine aussagekräftigen Ergebnisse lieferten. Dennoch meinten sie, dass vereinzelt positive Wirkungen festgestellt wurden, die es wert sind, genauer geprüft zu werden.

Chinesische Medizin im Fokus westlicher Forscher

Akupunktur, Massage und Qigong werden vor allem gegen (chronische) Schmerzen eingesetzt.
Akupunktur, Massage und Qigong werden vor allem gegen (chronische) Schmerzen eingesetzt.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Tatsächlich hat die gestiegene Beliebtheit der chinesischen Medizin in der westlichen Welt dazu geführt, dass sich dort inzwischen viele Wissenschaftler bemühen, die Behandlungsmethoden zu untersuchen. An den US National Institutes of Health (NIH) gibt es beispielsweise eine eigene Recherchegruppe zur traditionellen chinesischen Medizin.

Die Gruppe kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass Akupunktur und Tai Chi beziehungsweise Qi Gong gegen bestimmte Formen chronischer Schmerzen helfen können. In diesen Bereichen werden die Methoden in der westlichen Welt besonders oft angewandt. Ähnliche Erkenntnisse gibt es zu Tuina. Sehr unklar ist dagegen laut den NIH die Studienlage zu pflanzlichen Präparaten aus der chinesischen Medizin.

Chinesische Medizin: Anwendung und Sicherheit

Aufgrund der umstrittenen Wirkung der chinesischen Medizin in vielen Bereichen wird dringend empfohlen, diese nur in Absprache mit einem Arzt und zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung anzuwenden.

Insgesamt gelten Methoden wie Akupunktur, Qi Gong und Tuina als sichere Behandlungsmethoden, die jedoch von Experten durchgeführt beziehungsweise beaufsichtigt werden sollten. Gerade bei Akupunktur ist es sehr wichtig, dass die Nadeln steril sind. 

Bei den pflanzlichen Präparaten aus der chinesischen Medizin wird gewarnt, dass es häufiger zu Fälschungen und Kontaminationen kommt. Beispielsweise hat eine Studie von 2017 ergeben, dass in einigen Präparaten als krebserregend eingestufte und weitestgehend verbotene Aristolochid-Säuren vorkamen.

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