Wenn Mitarbeiter:innen ihren Job kündigen, weil das Unternehmen sich nicht um den Klimaschutz bemüht, nennt sich das Climate Quitting. Das sind die Hintergründe.
Mit der Bahn statt per Flugzeug verreisen, sich vegan ernähren, auf Ökostrom umsteigen: Viele Menschen engagieren sich auf die eine oder andere Weise in ihrem Alltag für den Klimaschutz – und einige von ihnen kündigen dafür sogar ihren Job.
„Climate Quitting“ nennt es sich, wenn Angestellte ihren Arbeitsplatz verlassen, weil das Unternehmen dem Klima schadet oder ihrer Ansicht nach nicht genug zur Bewältigung der Klimakrise unternimmt.
Was ist Climate Quitting?
Der Schutz des Klimas nimmt bei vielen Menschen nicht nur im Privatleben eine große Rolle ein, sondern ist zunehmend auch unter Arbeitnehmer:innen ein zentrales Anliegen. Wenn sie der Ansicht sind, dass ihre Unternehmen keine ausreichenden Anstrengungen zur Bekämpfung der Klimakrise unternehmen, setzen einige mit dem Climate Quitting ein Zeichen.
Laut einer Umfrage unter rund 2.000 Arbeitnehmer:innen im Vereinigten Königreich sind 35 Prozent von ihnen bereit, ihren Arbeitsplatz zu kündigen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeitgeber:innen keine oder nur unzureichende Maßnahmen zur Verringerung der Umweltauswirkungen des Unternehmens ergreift.
Wer sind die Climate Quitters?
Am stärksten ausgeprägt ist Climate Quitting laut dem Bildungsunternehmen Corporate Governance Institute bei den beiden jüngsten berufstätigen Generationen: den Millennials und der Generation Z beziehungsweise alle, die Anfang 40 oder jünger sind. Übrigens: Die zwischen Millenials und Generation Z werden auch of Zillenials genannt.
Diese Generationen zeigen im Allgemeinen sowohl mehr Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen als auch eine klarere Haltung im Berufsleben. Wie Utopia bereits berichtete, hinterfragen vor allem jüngere Berufstätige laut einer Studie, wofür ihre Arbeitgeber:innen stehen: Generation Z: Lieber ohne Arbeit als unglücklich im Job.
Das bestätigt auch eine Umfrage des Corporate Governance Institute. Sie ergab, dass fast die Hälfte der mehr als 6.000 befragten Erwachsenen in dieser Altersgruppe von ihrem Arbeitgeber oder ihrer Arbeitgeberin ESG-Engagement erwarten. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) und bezieht sich auf die Rahmenbedingungen und die Kriterien für die Berücksichtigung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und sozialen Fragen in Unternehmen. Eine:r von fünf Befragten lehnte ein Stellenangebot ab, weil er oder sie der Meinung war, dass dies im Unternehmen nicht der Fall sei.
Klimaschutz im Unternehmen
Einige Unternehmen sind wahre „Klimakiller“, so betonte António Guterres, der UN-Chef in einer Rede an Student:innen. Dies seien insbesondere solche Unternehmen, die den Abbau fossiler Brennstoffe vorantreiben und damit weiterhin „Berge von Geldern für Kohle und fossile Brennstoffe, die unseren Planeten zerstören“ ausgeben. Und dies trotz der sich abzeichnenden Klimakatastrophe und unseres Wissens, dass „Investitionen in fossile Brennstoffe eine Sackgasse sind – wirtschaftlich und ökologisch“. Guterres rief die Studierenden daher dazu auf, sich nicht in den Dienst solcher „Klimazerstörer“ zu stellen.
Auf der Marketingmesse OMR rief die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer im Mai 2023 Menschen dazu auf, zu kündigen, wenn das Unternehmen Greenwashing betreibt. Den Vortrag kannst du dir auf YouTube ansehen.
Wie die wachsende Tendenz zum Climate Quitting zeigt, dürfte Guterres‘ Appell an die jungen Menschen auf fruchtbaren Boden fallen. Denn viele Arbeitskräfte von heute und morgen setzen klare Prioritäten, unter denen der Klimaschutz hervorsticht. Davor sollten Unternehmen nicht die Augen verschließen, wenn sie ihre Angestellten halten und neues Personal gewinnen wollen.
Arbeitgeber:innen haben viele Möglichkeiten, mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen zu etablieren, zum Beispiel in Form von Klimaschutzplänen. Tatsächlich hat sich fast die Hälfte aller europäischen Unternehmen Klimaziele gesteckt, allerdings hinkt die Umsetzung: Studie: Unternehmen haben Klimaziele – ohne Strategie, sie wirklich zu erreichen. Ernsthafte Bemühungen, Anspruch und Wirklichkeit in Bezug auf den Klimaschutz im Unternehmen mit einem funktionierenden Nachhaltigkeitsmanagement in Einklang zu bringen, sind unabdingbar, um klimabewussten Mitarbeiter:innen keinen Grund zur Kündigung zu geben.
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