In unseren digitalen Geräten stecken viele wertvolle Rohstoffe, wie zum Beispiel Coltan. Hier erfährst du, wo Coltan abgebaut wird und warum der Handel damit viele Probleme mit sich bringt.
Warum Coltan?
Als Erz besteht Coltan aus verschiedenen Mineralien – unter anderem aus den Metallen Tantal und Niob. Da Niob früher Columbinum genannt wurde, setzt sich der Name Coltan aus den Anfangssilben der beiden Metalle zusammen.
Coltan ist ein für die Industrie wertvolles Material. Denn der Stoff ist sehr resistent: Er hat einen hohen Schmelzpunkt – 3000 Grad Celsius – und ist unempfindlich gegen Säuren und Laugen.
Besonders entscheidend für den Einsatz in Elektrogeräten ist das Tantal. Es wird für Kondensatoren verwendet, weil es effektiv und schnell elektrische Spannung speichert und freigibt. Das macht es für unsere Elektrogeräte unverzichtbar. Tantal wird aus dem abgebauten Coltan gewonnen und meist in einem chemischen Verfahren von den anderen Metallen getrennt.
Coltan zu gewinnen ist nicht besonders kompliziert: Hat man eine Quelle gefunden, lässt sich das wertvolle Material mit Wasser herauswaschen und durch sein Gewicht identifizieren und trennen. Das Problem sind die Bedingungen, unter denen der Rohstoff abgebaut wird.
Coltan fördert bewaffnete Konflikte
Schon jetzt kursieren Schätzungen, dass es in Deutschland mehr Handys als Menschen gibt. Unwahrscheinlich ist das nicht: Überlege einmal selbst, wie viele Handys du oder Bekannte von dir schon hatten. Die Nachfrage nach Coltan steigt jedes Jahr, doch die Ressourcen sind endlich. Der wertvolle Rohstoff steckt aber nicht nur in Handys, sondern in nahezu allen Elektrogeräten die wir besitzen: in Smartphones, Kameras, Tablets, Laptops und Flachbildschirmen.
Die größten Vorkommen von Coltan befinden sich in Australien, Brasilien und dem Kongo. In Australien und Brasilien sind die Vorkommen schon relativ erschöpft. Sie werden teurer verkauft als Coltan aus dem Kongo.
In dem zentralafrikanischen Land boomt deshalb der Markt. Die Bedingungen, zu denen der Rohstoff abgebaut wird, spielen eine untergeordnete Rolle. Der Kongo ist ein sehr rohstoffreiches Land, das seit langer Zeit unter politischen Unruhen leidet.
Auch wegen der vielen Bodenschätze ist es seit der Kolonialzeit ständig extremer Ausbeutung ausgesetzt. Derzeit wird in mehr als 2.000 Minen Coltan abgebaut – manche davon sind sehr klein, andere sehr groß. Außerdem fördert das Land auch andere Rohstoffe, darunter Gold.
Coltan-Mienen werden oft von bewaffneten Rebellengruppen kontrolliert, während die Tagelöhner – darunter auch Kinder – das Erz aus der Erde waschen. Sie haben keinerlei Sicherheit und sind der Gewalt der Rebellen ausgesetzt. Ähnlich wie bei Diamanten ist auch von Blutcoltan die Rede. Die Doku „Blood in the mobile“ beschäftigt sich mit den Folgen des Handels. Hierbei geht es nicht nur um Coltan, sondern auch um andere Mineralien, die in unseren Handys verbaut sind.
In unserer Bestenliste faire Smartphones findest du Handys, die ohne Coltan auskommen bzw. nur fair gehandeltes Coltan verwenden:
Faires Coltan?
Handynutzer können nur sehr schwer nachzuvollziehen, woher die einzelnen Rohstoffe in ihren Geräten kommen. Meist weiß man nicht, welche Materialien in Handy, Laptop und Co. stecken.
Die Industrie bestimmt die Herkunft von Coltan mit bestimmten Verfahren: Da sich das Erz je nach Abbaugebiet anders zusammensetzt, lässt sich für das Material ein geochemischer Fußabdruck erstellen. Der verrät dann, aus welcher Region der Erde der Stoff kommt. Hier ist also Kontrolle möglich. Anders als beispielsweise Gold lässt sich Coltan nicht einfach verschmelzen – es behält seine Musterung.
Da es aber so viele Minen gibt, ist eine flächendeckende Zertifizierung sehr schwierig. Nicht-zertifizierte Minen hätten so auf dem Markt zwar einen Nachteil – das wiederum heizt aber auch Konflikte an. Betroffen sind wieder die Arbeiter, die damit ihre Lebensgrundlage verlieren, ohne eine neue zu erhalten.
Doch selbst wenn Anbieter angeben, bessere Arbeitsbedingungen zu fördern, finden kaum Kontrollen statt. Die Gewinnung und Verarbeitung von Coltan ist sehr intransparent. Die großen Hersteller von Elektrogeräten übernehmen keine Verantwortung für die Stoffe, die sie beziehen.
Dazu kommt, dass Coltan nur einer der fragwürdigen Stoffe ist, die in unseren Telefonen verbaut sind. Auch Zinn, Wolfram und Gold stecken in unseren Geräten und lassen wenig Schlüsse über ihre Herkunft zu. Leider sind auch in alternativen Smartphones nicht alle verbauten Rohstoffe fair gehandelt. Oft ist auch ihre Herkunft nicht nachvollziehbar für Benutzer.
Ausbeutung vermeiden: Handys reparieren statt wegwerfen
Um möglichst wenig Coltan und andere umstrittene Rohstoffe zu verwenden, kannst du als Verbraucher einiges tun:
- Verwende elektrische Geräte so lange wie möglich. Lasse sie lieber reparieren, statt sie zu ersetzen.
- Wenn es wirklich nicht mehr zu retten ist, kannst du dein Handy recyclen lassen. So werden einige der wertvollen Rohstoffe wieder verwendet.
- Es gibt mittlerweile unzählige Anbieter guter gebrauchter Geräte. Es muss also nicht immer ein neues Handy sein.
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