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Confirmation Bias: So beeinflusst der Bestätigungsfehler dein Leben

confirmation bias
Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

Der Confirmation Bias kann unsere Urteilsbildung stark negativ beeinflussen. Was den Bestätigungsfehler so problematisch macht und wie du ihn umgehst, erfährst du hier.

Wenn du in eine Online-Suchmaschine die Frage eintippst „Sind Katzen besser als Hunde?“, so bekommst du zahlreiche Artikel angezeigt, die Listen von Argumenten liefern, warum Katzen besser sind. Fragst du hingegen „Sind Hunde besser als Katzen?“ werden dir vorrangig Inhalte angezeigt, die belegen sollen, warum Hunde besser sein sollen. Je nachdem, wie du die Frage stellst, bestätigt sich die Tendenz, die du bei der Beurteilung von Hunden und Katzen sowieso hast. Dies ist ein Fall von Confirmation Bias (zu Deutsch: Bestätigungsfehler). 

Beide Fragen implizieren schon eine bestimmte Meinung, die dir die Suchmaschine schließlich bestätigt. Wer fragt, ob Katzen besser sind als Hunde, bevorzugt vermutlich die Stubentiger und bekommt dann eine Vielzahl von Informationen angezeigt, die genau diesen Standpunkt bestätigen. Welche Vorzüge Hunde haben, geht dabei eher verloren. Es wird dir eventuell auf der ersten Seite gar nicht angezeigt oder du blendest es (unbewusst) aus. Schließlich möchten die meisten Menschen lieber die Meinung bestätigt wissen, die sie sowieso schon haben.

Dieser Bestätigungsfehler kann in einigen Bereichen des Lebens durchaus gefährliche Konsequenzen haben.

Was ist der Confirmation Bias?

Der Confirmation Bias soll dazu dienen, Ordnung herzustellen und Komplexität zu reduzieren. Das kann sich negativ auswirken.
Der Confirmation Bias soll dazu dienen, Ordnung herzustellen und Komplexität zu reduzieren. Das kann sich negativ auswirken.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Der Confirmation Bias ist eine Art der kognitiven Verzerrung. Er beschreibt die Tendenz des menschlichen Denkens, sich genau die Informationen herauszusuchen, die bereits existierende Meinungen bestätigen. Das psychologische Phänomen ist auch als „cherry-picking“ („Kirschen pflücken“: Man wählt nur die, die einem gefallen) oder „my-side bias“ („Meine-Seite-Fehler“: Wir denken, dass unsere Sicht der Dinge die richtige ist) bekannt. Der Bestätigungsfehler kommt etwa zum Ausdruck, wenn Menschen

  • Informationen ignorieren, die für den gegensätzlichen Standpunkt sprechen,
  • Informationen mehr Wert beimessen, die für die eigene Meinung sprechen,
  • Fakten selektiv sammeln oder voreingenommen interpretieren
  • oder sich nur an Situationen oder Informationen erinnern können, die den entsprechenden Standpunkt bestätigen.

Dass der Confirmation Bias auftritt, liegt vermutlich an einer Reihe von Faktoren, die auf komplexe Weise miteinander interagieren. Die meisten psychologischen Theorien dazu legen den Fokus auf die Motivation des menschlichen Denkens. Nach diesen Ansätzen bevorzugen wir bestätigende Informationen, da sie die Entscheidungsfindung erleichtern, Komplexität reduzieren und damit die Welt greifbarer und überschaubarer machen. In der eigenen Meinung bestätigt zu werden, fühlt sich deswegen gut an.

Ein weiterer Erklärungsansatz betrachtet die Mechanismen in unserem Gehirn. So neigt unser Gehirn dazu, Informationen mit möglichst wenig Aufwand zu verarbeiten. Was wir schon einmal gesehen oder gelesen haben, wird dabei leichter und schneller verarbeitet. Das Gehirn interpretiert dies als Hinweis für den Wahrheitsgehalt einer Sache. Was wir also schon öfter einmal gelesen haben, nehmen wir eher als wahren Fakt hin als Dinge, mit denen wir zum ersten Mal konfrontiert werden.

Bestätigungsfehler im Job

Im Job kann Confirmation Bias dazu führen, dass Vorgesetzte und Mitarbeitende ungünstige Entscheidungen aufgrund von verzerrten Informationen treffen.
Im Job kann Confirmation Bias dazu führen, dass Vorgesetzte und Mitarbeitende ungünstige Entscheidungen aufgrund von verzerrten Informationen treffen.
(Foto: CC0 / Pixabay / PhotoMIX-Company)

Der Confirmation Bias kann also generell dazu führen, dass wir auf Grundlage unzureichender Informationen ungünstige Entscheidungen treffen. Dies kann unter anderem die Effizienz, Leistungsstärke und Sinnhaftigkeit im Berufsleben beeinflussen. 

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein:e Vorgesetzte:r schon vollständig von einer neuen Idee überzeugt ist, bevor diese ausreichend evaluiert wurde. Wenn die Vorgesetzte nun zum Beispiel ihre Mitarbeitenden recherchieren oder erforschen lässt, ob das geplante Produkt oder Projekt tatsächlich anschlagen wird, wird sie die Daten auch nicht unvoreingenommen betrachten. Stattdessen kann es passieren, dass sie sich genau die Daten herauspickt, die ihre Meinung bestätigen. Das kann sich auch auf die Mitarbeitenden auswirken. Diese stellen die Daten dann eventuell schon genau so vor, dass sie der Führungsetage auch gefallen – also deren vorgefertigte Standpunkte bestätigen.

Der Bestätigungsfehler kann zudem die Diversity negativ beeinträchtigen. So kann er zum Beispiel dazu führen, dass Personaler:innen aufgrund von vorgefertigten Meinungen, Stereotypen oder Klischees Bewerber:innen bestimmter ethnischer oder sozioökonomischer Gruppen nicht einstellen. Dies führt zu diskriminierenden Strukturen und reproduziert und verstärkt soziale Ungleichheiten.

Confirmation Bias und politische Meinungsbildung

Filterblasen führen dazu, dass wir in unserer Weltansicht verharren und keinen Zugang mehr zu anderen Meinungen haben.
Filterblasen führen dazu, dass wir in unserer Weltansicht verharren und keinen Zugang mehr zu anderen Meinungen haben.
(Foto: CC0 / Pixabay / LoboStudioHamburg)

Dass Menschen eher Fakten und Hinweise akzeptieren, die ihre Meinung bestätigen, als Informationen, die der Meinung widersprechen, wirkt sich auch auf die politische Meinungsbildung aus. In einer Studie von 1979 versammelten sich etwa Teilnehmende, die für und gegen die Todesstrafe in den USA waren. Alle bekamen die gleichen Studienergebnisse und Informationen zu dem Thema zu lesen. Danach hielten alle Proband:innen an ihren ursprünglichen Standpunkten fest und sahen ihre Meinungen in den gelesenen Studienergebnissen bestätigt. Dies verdeutlicht, wie stark die Interpretation von Fakten davon abhängt, welche Meinung wir uns schon gebildet haben.

Der Confirmation Bias kann zudem dazu führen, dass wir nur die Nachrichten lesen, die am meisten mit unserem politischen Standpunkt übereinstimmen. Die Funktionsweise von Algorithmen (etwa auf sozialen Medien) unterstützt und verstärkt diese Tendenz und kann dadurch zu sogenannten Filterblasen führen. Wir bekommen dann also nur noch Nachrichten und Informationen angezeigt, die unsere Meinung bestätigen. Eine solch einseitige Informationsbeschaffung führt dazu, dass wir in unserer Weltansicht verharren und andere Standpunkte völlig aus dem Blick verlieren.

Übrigens: Ein weiteres psychologisches Phänomen, das unser Urteilsvermögen negativ beeinflusst, ist der sogenannte Halo-Effekt.

So umgehst du den Bestätigungsfehler

Den Confirmation Bias zu vermeiden, ist nicht leicht. Denn schließlich handelt es sich häufig um unbewusst und instinktiv ablaufende Prozesse in unserem Gehirn, die wir nur schwer beeinflussen können. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, mit denen du bewusst gegensteuern kannst:

  • Bei der Opposite-Strategie kannst du eine Hypothese bilden, die deiner vorherrschenden Meinung widerspricht. Versuche nun möglichst viele Fakten und Informationen zu sammeln, die diese Hypothese stützen könnten. So verhinderst du bewusst eine einseitige Informationsbeschaffung. Zum Schluss kannst du dich fragen, ob du der Gegensatz-Hypothese nicht doch zustimmst oder deine ursprüngliche Meinung vielleicht etwas anpassen musst.
  • Im Alltag kannst du die Opposite-Strategie zum Beispiel anwenden, indem du bewusst überlegst, warum deine Diskussionspartner:innen in ihrer abweichenden Meinung vielleicht auch recht haben könnten. So kannst du zudem empathischer und offener argumentieren und verhärtete Fronten vermeiden.
  • Hinterfrage, mit welchen Methoden und Mitteln du deine Informationen beschaffst und vermeide oberflächliches Recherchieren. Lies beispielsweise Artikel immer vollständig und überfliege nicht nur kurz Titel und Einleitung, um dir eine fundierte Meinung zu bilden. Versichere dich zudem immer kritisch, dass im Artikel vertrauenswürdige Quellen verwendet werden.
  • Versuche, möglichst unvoreingenommene Fragen zu stellen. Anstatt beispielsweise die Suchmaschine zu fragen: „Sind Katzen besser als Hunde?“, wäre es sinnvoller zu fragen: „Was sind die Unterschiede zwischen Katzen und Hunden?“. So werden dir nicht nur einseitige Argumentationen, sondern neutralere Inhalte zu beiden Tierarten angezeigt. Dies kannst du auch auf Fragen übertragen, die sich auf gesellschaftspolitische Themen beziehen.

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