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Darum sammelt dm jetzt Altkleider

dm: Altkleidersammlung als Pilotprojekt
Foto: © dm-drogerie markt GmbH + Co. KG / Michael Bader

Bei der Drogeriemarktkette dm kann man an einigen Standorten alte Textilien abgeben – und ihnen so womöglich ein zweites Leben schenken. Was hat es mit dem Projekt auf sich? Wir haben nachgefragt.

Sammelboxen für alte Batterien und Leuchtmittel stehen schon länger in fast allen dm-Filialen. Seit Mai 2023 sind in einigen Märkten Altkleider-Sammelboxen dazu gekommen. Unter dem Slogan „Textilien einwerfen statt wegwerfen“ ruft dm hier dazu auf, gebrauchte Kleidung und andere Stoffe abzugeben. Was steckt dahinter?

Alttextilien-Sammlung bei dm: Ein Pilotprojekt

Bei der Textilsammlung handelt es sich um ein Pilotprojekt. Zunächst ein Jahr lang können Kund:innen in aktuell 92 teilnehmenden dm-Märkten sowie 28 Kindergärten Alttextilien zurückgeben. Dabei ist es egal, ob es sich um bei dm gekaufte Kleider, Kleidung anderer Marken oder auch Haushaltstextilien wie beispielsweise Handtücher oder Bettwäsche handelt. Sowohl gut erhaltene als auch kaputte Textilen dürfen in die Sammelboxen.

Dass nicht alle Märkte mitmachen, erklärt, warum man von dem Projekt bislang öffentlich wenig gehört hat. Doch das Zwischenfazit ist positiv: „Mittlerweile haben wir über 1,7 Tonnen Textilien gesammelt, von denen rund zwei Drittel in sehr gutem Zustand sind, sodass wir sie dem Secondhand-Kreislauf zuführen können,“ sagt Marcel Rieser, dm-Bereichsverantwortlicher Sortiment im Ressort Marketing + Beschaffung. 

Der Verein FairWertung schätzt, dass jährlich rund eine Million Tonnen Altkleider als Kleiderspenden in Altkleidercontainer oder Sammlungen gegeben werden.

Dm Altkleidersammlung: Rund 90 Märkte nehmen teil
92 Märkte aus fast allen Bundesländern nehmen am Pilotversuch teil. (Screenshot: dm.de)

Was passiert mit den gesammelten Kleidern?

Kleiderspenden sind ein heikles Thema: Oft ist wenig transparent, was mit gesammelten Textilien passiert. Entgegen der Erwartung vieler Spender:innen landet die Mehrzahl der Kleider nicht bei Bedürftigen vor Ort, sondern wird an Sortierbetriebe verkauft – und dann in alle Welt exportiert. Bilder von afrikanischen Second-Hand-Märkten und riesigen Textilmüllbergen machten in den vergangenen Jahren Schlagzeilen.

Wichtig also die Frage: Was passiert mit den Alttextilien bei dm? Die Drogeriemarktkette arbeitet mit der Brockensammlung der Stiftung Bethel zusammen. Das Sozialunternehmen mit Sitz in Bielefeld betreut und beschäftigt Menschen mit körperlichen, psychischen und sozialen Beeinträchtigungen.

Rieser erklärt: „Die gesammelten Textilien werden von den dm-Märkten per DHL GoGreen zur Brockensammlung Bethel nach Bielefeld gesendet. Im Rahmen unseres Pilotprojektes arbeiten wir nur mit diesem einen Sortierbetrieb zusammen.“ Die „Brockensammlung“ sammelt und sortiert gebrauchte Textilien nach den Standards des Dachverbands FairWertung. Das soll einen verantwortungsvollen und transparenten Umgang mit Kleiderspenden sicherstellen.

Ein Jahr lang sammelt das Unternehmen die abgegebenen Textilien. Je nach Art, Menge, Zustand und Material wird anschließend geprüft, wie man diese möglichst nachhaltig weiterverwenden kann: Entweder sie werden als Second-Hand-Kleidung weiterverkauft, an gemeinnützige Organisationen gespendet oder recycelt, etwa für die Herstellung neuer Garne. Die Erlöse aus dem Pilotprojekt kommen der Stiftung Bethel zugute.

Eine Sprecherin der Stiftung erklärt den Prozess gegenüber Utopia: Die täglich ankommenden Pakete von dm würden gesichtet und sortiert, wobei die „1A-Ware“ direkt im eigenen Secondhand-Laden verkauft werde. Die Brockensammlung Bethel ist der größte Secondhand-Laden in Bielefeld und Umgebung. Der Rest der Alttextilien werde an Partner-Sortierbetriebe weitergeleitet, welche die Kriterien des Dachverbands FairWertung erfüllen. Diese Betriebe wiederum verkaufen sortierte Ware an Zwischenhändler, welche international mit Secondhand-Ware handeln.

Warum macht dm das?

Nicht nur aus Altruismus oder Serviceorientierung: „Unser Textilsammlungsprojekt zielt vor allem darauf ab, Erkenntnisse zu erlangen. Denn im Rahmen des European Green Deals setzt die Extended Producer Responsibility (EPR) voraus, dass Textilhersteller und -inverkehrbringer Alttextilien wieder einsammeln,“ so Rieser.

Im Klartext: Ab 2025 sollen Unternehmen, die Textilien herstellen oder verkaufen von der EU sowieso verpflichtet werden, gebrauchte Ware zu sammeln („erweiterte Herstellerverantwortung“). Dm versucht mit dem nun laufenden Pilotprojekt herauszufinden, wie die gesammelten Klamotten am sinnvollsten weiterverwertet werden können – und vermutlich auch, wie eine für Unternehmen und Kund:innen praktikable Sammlung aussehen kann.

Ob und wie genau dm in seinen Märkten also auch in Zukunft Altkleider sammeln wird und was genau dann damit passiert, ist heute noch offen.

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