DDT ist heute verboten. Davor war es weitverbreitet bei der Schädlingsbekämpfung. Warum das Pestizid auch Jahrzehnte nach dem Verbot noch immer aktuell ist, liest du hier
DDT ist ein Pestizid mit Geschichte
DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) war früher eine häufig verwendete Chemikalie zur Schädlingsbekämpfung. Schon in den 1970’er Jahren begannen Staaten das Mittel zu verbieten. Der Grund waren massive Schäden für die Tierwelt. Zudem konnte die Medizin gesundheitliche Folgen für Menschen nicht ausschließen.
Heute ist das Pestizid mit wenigen Ausnahmen weltweit verboten. DDT steht in der Verbotsliste des Stockholmer-Übereinkommens der UN. Das Abkommen untersagt die Herstellung und Verwendung langlebiger organischer Schadstoffe.
DDT wurde sowohl von der Landwirtschaft als auch im privaten Haushalt genutzt, um schädliche Insekten loszuwerden. Das bayrische Landesamt für Gesundheit berichtet von geschätzten zwei Millionen Tonnen, die damals weltweit in die Umwelt gelangten.
Die UN berichtet, dass DDT im Zweiten Weltkrieg gegen Malaria und Typhus im Einsatz war. Das Pestizid ging gegen die Insekten vor, die diese Krankheiten verbreiten können. Bei Malaria reicht der Stich einer bestimmten Mosquitoart. Typhus übertragen unter anderem Fliegen, die Lebensmittel mit dem Krankheitserreger verunreinigen.
In einigen ostasiatischen Ländern wird DDT im Kampf gegen Malaria wieder eingesetzt. Es gab nach dem Verbot des Pestizids einen Anstieg der Malariatoten und die Mücken hatten Resistenzen gegen DDT-Ersatzstoffe ausgebildet.
DDT: So wirkt das Pestizid
Das Wissensmagazin Spektrum erläutert die Wirkung von DDT:
- Fraß- und Kontaktgift: Das Mittel ist giftig für Insekten, wenn sie es mit der Nahrung aufnehmen. Auch eine Berührung mit der Chemikalie ist für die Tiere giftig.
- Breitenwirkung: DDT wirkt nicht zielgerichtet, sondern ist für viele Insektenarten gleichermaßen giftig. Das führt dazu, dass auch nützliche Insekten, wie zum Beispiel Bienen durch das Insektizid Schaden nehmen.
- Lange Wirkdauer: Die chemische Verbindung von DDT zerfällt nur sehr langsam. Fachleute schätzen die Zeit, bis sich die Chemikalien abbaut (Halbwertszeit) auf rund 20 Jahre. Dadurch bleibt das Pestizid lange in der Umwelt wirksam.
- Nahrungskette: Die Chemikalie verbreitet sich über die Nahrungskette. Von Insekten über Vögel oder Fische gelangt das Gift auch zum Menschen. Das bayrische Landesamt für Gesundheit berichtet, dass Untersuchungen DDT im menschlichen Fettgewebe und in der Muttermilch nachweisen konnten.
DDT und seine bedenklichen Nebenwirkungen
Das Gift in DDT greift auf unterschiedlichste Weise den Organismus von Tieren und Menschen an. Spektrum nennt einige Beispiele:
- Hormonähnlicher Stoff: DDT beeinflusst bei Menschen und Tieren die Geschlechtshormone. Höhere Konzentrationen von DDT, die über einen längeren Zeitraum wirken, verstärken das weibliche Hormon Östrogen. Das kann zur Verweiblichung des Körpers führen. DDT zerfällt langsam im Körper, dabei entsteht ein Abbauprodukt, der Stoff DDE. Dieser blockiert zudem die männlichen Hormone.
- Kalkstoffwechsel bei Vögeln: Die kalkhaltigen Schalen einiger Vogelarten waren zerbrechlicher und ließen sich mitunter nicht ausbrüten. Spektrum berichtet von Arten, wie Kormoran oder Pelikan, die besonders betroffen waren. Die Vögel ernährten sich von Fisch, der mit dem Pestizid belastet war.
- Langsameres Wachstum: Bei Gemüse und Getreide, wie Bohnen, Karotten, Tomaten oder Roggen ließ sich beobachten, dass die Pflanzen langsamer wuchsen.
Weitere gesundheitliche Risiken lassen sich vermutlich mit DDT in Zusammenhang bringen:
- Krebserkrankungen: Die Umweltprobenbank des Bundes erläutert, das DDT vermutlich auch Krebs verursachen und das Erbgut in den Zellen schädigen kann.
- Frühgeburt: Laut bayrischem Landesamt für Gesundheit hatten Frauen, die oft und lange mit dem Pestizid in Kontakt kamen, ein erhöhtes Risiko eine Frühgeburt zu erleiden.
- Alzheimer-Krankheit: Das Ärzteblatt berichtet von einer amerikanischen Studie, die einen Zusammenhang zwischen DDE, dem Abbauprodukt von DDT und der Demenzerkrankung sieht. Patienten, die unter einem schweren Verlauf der Krankheit litten, wiesen auffällig oft eine hohe Konzentration von DDE im Blut auf.
DDT wurde verboten, aber …
Auf die Gefährdung durch DDT reagierte die Bundesrepublik Deutschland 1972 mit dem DDT-Gesetz. Das Gesetz untersagte die Herstellung, den Handel oder die Anwendung von DDT im Land. Die Umweltprobenbank des Bundes erklärt, dass in der damaligen DDR das Pestizid noch bis 1988 in Gebrauch war, zum Beispiel zur Bekämpfung des Borkenkäfers.
Noch immer stellen Messungen der Umweltprobenbank DDT-Belastungen im Boden fest. Proben von Gebieten der ehemaligen DDR weisen weitaus länger höhere Konzentrationen von DDT und dem Abbauprodukt DDE auf, als andere Regionen. Erst zwischen 2002 und 2010 war hier ein Rückgang sichtbar.
Auch Jahrzehnte nach dem Verbot bleibt DDT eine Belastung für die Umwelt. Die Chemikalie kann durch Regenwasser in andere Bodenschichten und von dort schließlich bis in Gewässer oder ins offene Meer gelangen. Spektrum berichtet, dass sich DDT noch immer ausbreitet. In tropischen Regionen ist das Pestizid zur Eindämmung der Malaria im Einsatz. Auch hier bleibt DDT nicht regional begrenzt. Belastetes Wasser verdunstet und so gelangt die Chemikalie durch Wind und Regen sogar bis zum Eis der Polregionen.
Der WWF weist darauf hin, dass Fische, Eisbären oder Belugawale in der Arktis neben anderen Schadstoffe noch immer Belastungen durch DDT aufweisen. Die Schadstoffe stellen somit auch eine Gefahr für die dort lebenden indigenen Völker dar, die viel und oft Fisch essen.
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