Deep Listening: 7 Prinzipien für richtig gutes Zuhören Von Annika Reketat Kategorien: Gesellschaft Stand: 12. März 2023, 20:40 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap Deep Listening ist eine Methode, mit der du besser zuhören kannst – eine wichtige Voraussetzung für gute Kommunikation und Beziehungen. Worauf es bei Deep Listening ankommt, erfährst du hier. Gutes Zuhören ist eine Kunst für sich und unterscheidet sich mitunter stark von der Art und Weise, wie wir im Alltag meistens zuhören. Beim Zuhören sind wir oft nur daran interessiert, die für uns relevanten Informationen herauszufiltern. Das kann dazu führen, dass Gespräche belanglos bleiben oder gar Missverständnisse und Konflikte verursachen können. Denn mit einem solchen Zuhören fällt es uns schwerer, auch die Dinge aufzuspüren, die sich oft nur unter der Oberfläche des Gesagten verbergen: Welche Ziele, Interessen, Bedürfnisse und Gefühle motivieren die sprechende Person? Deep Listening ist hingegen eine Form des Zuhörens, bei der es darum geht, genau diese tieferen und oft subtileren Bedeutungsebenen und Absichten der anderen Person wahrzunehmen. Als Zuhörer:in nimmst du dabei eine empathische und unterstützende Haltung gegenüber deiner:m Gesprächspartner:in ein. Dazu ist es jedoch unerlässlich, dass du zunächst deine Eigenwahrnehmung stärkst. Deep Listening geht nämlich davon aus, dass du nur anderen gut zuhören kannst, wenn du dich selbst gut „hörst“. Was ist Deep Listening? Deep Listening fängt bei der Selbstreflexion an. (Foto: CC0 / Pixabay / EnergieDeVie) Deep Listening knüpft an das Aktive Zuhören an, geht aber noch darüber hinaus. Aktives Zuhören ist ein vom US-Psychologen Carl Rogers entwickeltes Werkzeug, mit dem Zuhörende ihren Gesprächspartner:innen akzeptierend und empathisch begegnen können. Das geschieht zum Beispiel, indem du in der zuhörenden Rolle durch Blickkontakt oder Verständnislaute deutlich machst, dass du aufmerksam bist, das Gesagte in eigene Worte fasst und deinem Gegenüber so rückmeldest, was bei dir angekommen ist. Deep Listening hingegen ist kein Tool, sondern eher eine selbst-reflexive Praxis, durch die du dir deiner eigenen Interessen und Haltungen bewusst wirst und diese beim Zuhören zurückstellst. So öffnest du dich im Gespräch für das Unbekannte und Unerwartete – eine Voraussetzung dafür, dass du der anderen Person vorurteilsfrei gegenübertreten und deine eigenen Perspektiven erweitern kannst. Ziel beim Deep Listening ist dabei aber nicht, deine Prinzipien über Bord zu werfen und allem Gesagten zuzustimmen oder, im Gegenteil, deinem Gegenüber deine Ansichten aufzudrängen. Wenn du mit der anderen Person nicht übereinstimmst (oder umgekehrt), ist das in Ordnung. Deep Listening soll in solchen Fällen aber helfen, respektvoll zu bleiben: Du hast so gut zugehört, dass du das Gesagte und die Gefühle deines Gegenübers anerkennen kannst. So geht Deep Listening Beim Deep Listening solltest du Ablenkungen vermeiden, um dich voll und ganz auf die andere Person einlassen zu können. (Foto: CC0 / Pixabay / Skitterphoto) Ein universelles Deep-Listening-Konzept gibt es nicht, da diese Praxis in ganz unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz kommt – von der Tiefenpsychologie bis zur beruflichen Weiterbildung. Daher gibt es verschiedene Ansätze, wie genau man bei Deep Listening vorgehen sollte. Einigkeit besteht jedoch darin, dass Deep Listening oft etwas ist, das einiger Übung bedarf und dass die Methode bei der zuhörenden Person selbst ansetzt. Das Konzept von Deep Listening kannst du zum Beispiel auf folgende Weise umsetzen: Stärke deine Eigenwahrnehmung: Setze dich mit deinen eigenen Gedanken, Gefühlen und Haltungen auseinander. Wenn du regelmäßig übst, deine Aufmerksamkeit nach innen zu richten und deine eigenen Erfahrungen zu reflektieren, bist du nicht nur dir gegenüber präsenter, sondern dir fällt es auch leichter, dich auf andere Personen einzulassen. Meditation und Achtsamkeit können dabei helfen zu lernen, dir selbst „zuzuhören“. Lass dich überraschen: Hast du vor mit einer Person über ein bestimmtes Thema zu reden, kannst du dir im Voraus deine Ansichten dazu bewusst machen und dir vornehmen, sie im Gespräch zurückzustellen, um offen für die Perspektiven deines:deiner Gesprächspartner:in zu werden. Vermeide allerdings, dir vorher Gedanken darüber zu machen, was die andere Person sagen könnte. Gehe stattdessen ohne Erwartungen in das Gespräch. Im Gespräch kannst du die Offenheit auch dadurch umsetzen, dass du offene und keine geschlossenen Fragen stellst. Höre richtig zu: Achte dabei nicht nur auf die verbalen, sondern auch nonverbalen Äußerungen. Die Körpersprache (Gestik, Mimik und Körperhaltung) verrät viel über das Gegenüber. Hat dein Gegenüber zu Ende gesprochen, zähle innerlich von zehn herunter, bevor du antwortest. So gibst du euch Gelegenheit, das Gesagte (und Gesehene) zu reflektieren. Du kannst deine Antwort noch einmal bedenken und dein:e Gesprächspartner:in kann überlegen, ob er:sie noch etwas hinzufügen möchte. Achte auf deine Körpersprache: Auch gilt, dass du dir deiner eigenen nonverbalen Kommunikation bewusst wirst, während du zuhörst. Versuche, entspannt zu bleiben und auch über deine Gestik oder Mimik der anderen Person nicht „ins Wort zu fallen“. Beispielsweise kann ein sichtbares Stirnrunzeln schon eine relativ starke nonverbale Äußerung sein. Weitere Hinweise: Ablenkungen, Unangenehmes und deine Wahrnehmung Auch die folgenden drei Prinzipien sind wichtig, um Deep Listening im Alltag umzusetzen: Vermeide Ablenkungen: Deep Listening erfordert deine ganze Aufmerksamkeit. Wenn du anderen „tief“ zuhören möchtest, solltest du also einen Rahmen schaffen, in dem es wirklich nur um das Gespräch geht. Stelle dann Handy, Fernseher, Laptop und Radio aus und suche einen Ort, an dem ihr ungestört seid. Halte Unangenehmes aus: Da du mit Deep Listening darauf abzielst, dich voll und ganz auf eine andere Person einzulassen, solltest du damit rechnen, dass dies auch unangenehm werden kann. Beispielsweise wirst du beim achtsamen Zuhören auch besser wahrnehmen können, wenn Spannungen auftreten, Ängste oder Ärger aufkommen. Instinktiv versuchen wir dann oft, dem oder der Sprechenden ins Wort zu fallen, um das Thema zu wechseln oder Lösungen für ein Problem vorzuschlagen. In solchen Situationen solltest du dich eher darin üben, einfach wahrzunehmen anstelle zu unterbrechen. Nur so hat die andere Person die Möglichkeit, frei zu erzählen und sich gehört zu fühlen. Teile deine Wahrnehmung: Wenn die andere Person zu Ende erzählt hast, kannst du selbst erzählen, was du gehört und welche Gefühle du bei deinem Gegenüber wahrgenommen hast. Wichtig ist, dabei nicht in Ratschläge oder die Äußerung eigener Befindlichkeiten abzurutschen. Vielmehr geht es darum, der anderen Person zu zeigen, dass du aufmerksam warst und ihr die Möglichkeit zu geben, dich bezüglich deiner Beobachtungen zu korrigieren oder darauf aufzubauen. Deep Listening kann also anstrengend und zeitweise unangenehm sein. Doch es lohnt sich: Du gibst einer anderen Person das gute Gefühl, wirklich gehört und akzeptiert zu werden. Das kann die Basis schaffen, um voneinander zu lernen, gemeinsam neue Erfahrungen zu machen und gegenseitig die Perspektiven zu erweitern. 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