Durch E-Autos wird es leiser auf den Straßen. Werden mit E-Flugzeugen bald auch der Fluglärm und die hohe CO2-Bilanz des Luftverkehrs der Vergangenheit angehören?
Hat das E-Flugzeug eine Zukunft?
Es klingt verheißungsvoll: Können wir dank elektrischer Flugzeuge bald ohne Flugscham zum Amazonas reisen oder auf Tauchurlaub am Great Barrier Reef gehen?
Nachdem es in vielen Städten bereits elektronische Taxis, Scooter und immer mehr E-Autos auf den Straßen gibt, soll auch die Entwicklung der E-Flugzeuge einen guten Schritt nach vorne getan haben. Das ist notwendig, denn in der heutigen Zeit will sich niemand das Reisen verbieten. Eine im Tagesspiegel veröffentlichte Umfrage zeigt, dass vor allem Anhänger:innen der Grünen gerne und viel fliegen. Ein Dilemma, nicht nur auf den Klimaschutz bezogen. Denn der moderne Mensch profitiert von seiner Reisefreiheit nur, solange die Flugtickets günstig bleiben. Die niedrigen Preise tragen aber zum Massentourismus bei und vereinfachen das Fliegen im Inland.
Auch wenn die Maschinen immer effizienter werden, ist Fliegen nach wie vor die klimaschädlichste Art zu reisen. Laut Umweltbundesamt verursacht ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück (insgesamt 16.000 Kilometer) fünf Tonnen CO2. Das entspricht der Bilanz von 25.000 mit dem Auto zurückgelegten Kilometern. Für viele ist also klar, dass schnell Alternativen hermüssen. Aber wie lange dauert es, elektronische Flugzeuge zu entwickeln? Manche Expert:innen sprechen von fünf Jahren, zum Beispiel innerhalb Norwegens, andere von zwanzig. In einem Punkt sind sie sich allerdings einig: Das E-Flugzeug für Passagiere wird irgendwann kommen.
E-Flugzeuge: Ist die Technik schon so weit?
Die Entwicklung von E-Flugzeugen erfordert noch Zeit und Forschung, denn die Technik ist bisher nicht ausgereift. In der nahen Zukunft werden Menschen mit Flugzeugen fliegen, die effizientere Verbrennungsmotoren haben. Dann folgen voraussichtlich Maschinen mit Hybridantrieben, also einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor. Es gibt allerdings einen Haken am Hybridantrieb: Die Energiespeicherung.
Die Batterie eines elektrischen Passagierflugzeugs ist viel zu schwer, um genug Energie für den großen Bedarf bereitzustellen. Außerdem erhöht sie das Gewicht der Maschine und somit den Energieverbrauch. Elektrische Flugzeuge müssen ihren Strom deshalb zu großen Teilen an Bord selbst erzeugen. Das sollen Gasturbinen gewährleisten, die heutigen Flugzeugturbinen technisch ähneln, aber ebenfalls Kerosin verbrennen.
Noch eignen sich vor allem Kleinflugzeuge für das elektrische Fliegen, da sie leicht sind, ergo schneller fliegen. Das Institut für Flugzeugbau von der Universität Stuttgart hat mit seinem Forschungsflugzeug „e-Genius“ 2019 einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt: Über die Distanz von hundert Kilometern hat das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 222 Stundenkilometern erzielt. Mit Blick auf solche Ergebnisse wirkt es, als wäre das E-Flugzeug nur für kurze Strecken einsetzbar.
Wer forscht und fliegt?
Andere sind da zuversichtlicher. Und anscheinend auch weiter: Das Unternehmen DHL möchte ab 2024 elektrisch fliegen. Sein Partner ist dabei das israelisch-amerikanische Unternehmen Eviation Aircraft – der Hersteller des Elektroflugzeugs „Alice“. Alice soll sich als Fracht-, aber auch als Passagierflugzeug eignen. Der Flieger soll Geschwindigkeiten von mehr als 400 Stundenkilometern erreichen und eine maximale Reichweite von 815 Kilometern haben.
Dienstleister wie das deutsche Unternehmen Air2E bestellen ebenfalls elektrische Flugzeuge und möchten so die Privatfliegerei dem Trend anpassen. Das US-Unternehmen Bye Aerospace stellte 2021 ein Flugtaxi vor. Das E-Flugzeug hat Platz für acht Personen und eine Reichweite von mehr als 900 Kilometern. Es erreicht eine Geschwindigkeit von circa 600 Stundenkilometern.
Aber auch staatliche Fluglinien denken um: In Norwegen gibt es eine Flugstrecke zwischen entlegenen kleinen Inseln mit sehr kurzen Etappen. Die alten Propellermaschinen, die oft kaum besetzt sind, müssen alle fünfzig Kilometer landen. Die Regionalfluggesellschaft Wideroe sieht in kleinen regionalen E-Flugzeugen eine Chance für nachhaltiges Inselhopping.
Es gibt also viel Bewegung in der Branche. Sowohl große Flugzeugbauer (zum Beispiel Airbus) als auch kleinere Start-ups forschen an einer Lösung. Im Gespräch sind auch Wasserstoffflugzeuge oder Flugzeuge, die mit Biotreibstoff fliegen. Das Biokerosin wird dabei aus nachwachsenden Rohstoffen wie Rapsöl oder Zuckerrohr, aber leider auch Palmöl gewonnen. Warum Palmöl keine nachhaltige Lösung ist, erfährst du hier: Palmöl: Die tägliche Regenwald-Zerstörung beim Einkauf.
Aktuell treibt vor allem die Automobilindustrie die Entwicklungen im elektronischen Sektor voran. Davon könnte die Luftfahrt später profitieren.
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