Die Straßenzulassung für E-Scooter ist am 15. Juni in Kraft getreten. Bald werden die Roller also auch auf unseren Straßen fahren. Wir erklären dir alles, was du jetzt wissen musst.
E-Scooter bekommen Straßenzulassung
In anderen Ländern wie zum Beispiel in Frankreich sind die E-Scooter bereits fester Bestandteil des Verkehrs. Im Mai hat der Bundesrat beschlossen, die Roller auch für den deutschen Straßenverkehr zuzulassen. Einen Monat später ist die Zulassung nun in Kraft getreten. Doch fahren darf man mit den Rollern noch nicht.
Denn laut Tagesschau.de müssen die Hersteller der E-Scooter zunächst eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) beantragen. Danach dauert es noch einmal zwei bis drei Wochen, um den Antrag zu prüfen. Die ersten zugelassenen Roller gibt es also schätzungsweise erst ab Juli zu kaufen. E-Scooter, die derzeit gehandelt werden, haben meist keine gültige Straßenzulassung. Nur wenige Modelle haben eine Ausnahmegenehmigung durch die Bundesländer erhalten – darunter zum Beispiel der Metz Moover. Zugelassene Tretroller werden mit dem Begriff „Elektrokleinstfahrzeug“ auf dem Fabrikschild ausgezeichnet. Bisher darfst du also beinahe alle Modelle nur auf Privatgelände fahren.
Auch Verleih-Dienste für E-Scooter müssen für ihre Geräte erst eine Allgemeine Betriebserlaubnis beantragen. Danach wird es in Großstädten aber schätzungsweise viele Sharing-Anbieter geben. Allein Berlin hätten acht Anbieter die Absicht erklärt, ihre Flotten anzubieten – so die Senatsverwaltung für Verkehr.
E-Scooter: ein Überblick über die neue Verordnung
Wir geben euch einen Überblick über die wichtigsten Bestimmungen:
- Mit deinem E-Scooter darfst du nicht auf dem Gehweg fahren. Das gleiche gilt auch für Fußgängerzonen. Wenn ein Radweg vorhanden ist, musst du diesen benutzen. Auch die Radampeln gelten damit für die E-Scooter. Nur wenn es keinen Radweg gibt, darfst du mit dem Elektrofahrzeug auf der Fahrbahn fahren.
- Die zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 20 Kilometer pro Stunde.
- Kinder dürfen die E-Scooter ab einem Mindestalter von 14 Jahren fahren.
- Es gibt keine Helmpflicht. Da der Roller aber hohe Geschwindigkeiten fahren kann und keinerlei Schutz bietet, solltest du unbedingt einen Helm tragen. Die Studie einer US-Gesundheitsbehörde hat gezeigt, dass es bei Unfällen mit den Rollern sehr häufig zu Kopfverletzungen kommt.
- Du benötigst keinen Führerschein, um den E-Scooter zu fahren.
- Der Roller muss versichert sein und eine gültige Plakette zum Nachweis tragen. Die Haftpflichtversicherung kostet laut Tagesschau.de etwa 30 Euro jährlich. Ältere Fahrer zahlen weniger als jüngere. Die Versicherung deckt nur Schäden an Dritten. Damit du selbst versichert bist, wenn du einen E-Scooter fährst, musst du zusätzlich eine Unfallversicherung abschließen.
- Du brauchst an deinem Roller unbedingt Vorder- und Rücklicht. Ähnlich wie beim Fahrrad wird ein Bußgeld fällig, solltest du ohne Licht unterwegs sein.
- Wenn du bereits einen E-Scooter ohne gültige Zulassung gekauft hast, muss der Hersteller nachträglich eine Allgemeine Betriebserlaubnis beantragen. Das ist allerdings sehr teuer.
Wie nachhaltig sind die E-Scooter wirklich?
Der E-Scooter wird als modernes, umweltfreundliches Verkehrsmittel beworben und soll den Verkehr in den Innenstädten entlasten. Denn der Roller bläst keine Abgase in die Luft und hat damit einen großen Vorteil gegenüber dem Verbrennungsmotor.
Doch bringen E-Scooter auch Nachteile mit sich:
- In den Akkus stecken – genau wie bei denen der Elektroautos – allerlei problematische Rohstoffe, deren Abbau die Umwelt stark belastet. Auch die Entsorgung bzw. das Recycling der Akkus ist problematisch.
- Ein Sprecher der Deutschen Umwelthilfe kritisierte außerdem, dass die Geräte nur eine kurze Lebensdauer haben.
- Eine neue Massenproduktion von E-Scootern ist also mit negativen ökologischen Folgen verbunden, da sie viele seltene Ressourcen wie Lithium für die Akkus verbrauchen würde. Werden die schnelllebigen Geräte massenhaft produziert, hat das wenig mit nachhaltiger Rohstoffnutzung zu tun.
Deshalb ist es wichtig, dass die Roller vor allem in Sharing-Systemen genutzt und nicht pro Kopf neu gekauft werden. So werden weniger Fahrzeuge benötigt und gleichzeitig verhindert, dass viele Roller lange ungenutzt herumstehen. Das Portal aiomag.de hat eine Übersicht über die E-Scooter-Sharing-Anbieter in Deutschland zusammengestellt.
Vor- und Nachteile der E-Scooter
Ein E-Scooter kann eine gute Lösung sein für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind. Sie können auf den Rollern kürzere Strecken zurücklegen, ohne sich viel bewegen zu müssen. Bei langfristiger Nutzung ist ein E-Scooter außerdem nachhaltiger als ähnliche Kleinfahrzeuge, die mit Benzin betrieben werden.
Wirklich ein Auto ersetzen kann ein E-Scooter aber wohl kaum: Zum einen haben die meisten Modelle keine große Reichweite. Für Pendler aus dem ländlichen Raum kommen sie daher nicht in Frage. Zum anderen fehlt es den Rollern auch an Stauraum, um Gepäck oder Einkäufe zu transportieren. Da bleibt das Fahrrad klar die bessere Wahl.
Letztlich steht der Sinn für E-Scooter also durchaus in Frage. Für kurze Strecken, bei denen es nichts zu transportieren gibt, würde es auch ein analoges Gerät tun – oder der einfache Gang zu Fuß, der ohnehin viel gesünder ist.
Schließlich darf der E-Scooter nicht vom eigentlichen Problem ablenken: Wir brauchen eine langfristige Lösung für umweltfreundlichen und erschwinglichen Nahverkehr, der flächendeckend ausgebaut wird.
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