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Weihnachtsbaum kaufen: Echter Baum oder Plastiktanne – welcher Baum ist die bessere Wahl?

Echter oder künstlicher Weihnachtbaum: Was ist die bessere – und nachhaltigere Wahl?
Foto: CC0 Public Domain / Pexels, Hert Niks

Für die meisten Menschen ist der Weihnachtsbaum ein fester Bestandteil der Weihnachtstradition. Aber welcher Baum ist am umweltfreundlichsten? Die Fichte oder Tanne aus dem Wald – oder vielleicht doch die Kunsttanne, die jedes Jahr aufs Neue besungen werden kann?

Weihnachtsbaumliebhaber:innen, die möglichst nachhaltig leben möchten, kaufen nicht einfach den nächstbesten Baum beim Baumarkt. Sie überlegen sich jedes Jahr aufs Neue, wie der nadelige Baum, der ein so kurzes Leben hat, möglichst wenig Umweltschäden mit sich bringt. Bio-Baum kaufen oder den Baum lieber selber schlagen? Oder vielleicht ein Baum im Topf? Den gibt es zum Kaufen oder Mieten. Und seit ein paar Jahren ist auch die Frage nach dem Sinn, Unsinn und der Ökobilanz von Tannenbäumen aus Kunststoff aktuell.

Der Blick über den Teich in die USA zeigt: Dort boomen die Bäume mit den Plastiknadeln. Laut einer Umfrage beabsichtigen dieses Jahr 46 Prozent der Amerikaner:innen, einen künstlichen Baum zu aufzustellen. Und auch bei uns begegnen einem künstliche Weihnachtsbäume immer häufiger. Für den Plastikbaum spricht, dass er nicht nadelt, nicht gegossen werden will und dass er eine lange Lebensdauer hat, weil er jedes Jahr aufs Neue zum Fest aus dem Keller geholt wird. Aber macht das den Plastikbaum unterm Strich auch zur ökologischeren und nachhaltigeren Alternative?

Echter Weihnachtsbaum: Jedes Jahr aufs Neue Pestizide

Weihnachtsbaum aus Plastik – oder aus dem Wald? Immer mehr Menschen fragen sich, was nachhaltiger ist.
Weihnachtsbaum aus Plastik – oder aus dem Wald? Immer mehr Menschen fragen sich, was nachhaltiger ist. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay, Monika Graf / Naturbaumsiegel VNWB/Heidi Bücker)

So schön der geschmückte Baum im Wohnzimmer auch ist, sonderlich umweltfreundlich sind Weihnachtsbäume leider per se nicht. Die Tannen, Fichten und Kiefern werden meist in Monokulturen gezüchtet – unter erheblichem Einsatz von Dünger und Pestiziden. Eine Stichprobe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass zwei Drittel der Bäume gespritzt werden. Dabei wurden sogar Pestizide nachgewiesen, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaum-Anbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürfen also eigentlich gar nicht verkauft werden. Die Mittel schädigen unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem und sind hoch giftig für Bienen und Wasserlebewesen.

Knapp 30 Millionen Bäume werden in Deutschland jährlich zu Weihnachten verkauft – und nach wenigen Tagen entsorgt.

Plastikbaum: Giftstoffe, häufig aus China

Dem gegenüber steht der Plastikbaum, der auf der einen Seite viele Baum-Leben rettet, der aber aufgrund seiner Materialien (Plastik), Produktion und Import (häufig aus China) mit einer schlechten Umweltbilanz startet. Mit jedem Jahr der Nutzung wird die Bilanz gegenüber dem konventionellen Weihnachtsbaum jedoch besser, denn er kann quasi ewig leben und jedes Jahr aufs Neue besungen werden. Auch wenn der Baum für viele Jahre geschmückt im Wohnzimmer steht, das Plastikproblem, das er mit sich bringt, ist gewaltig. Künstliche Weihnachtsbäume bestehen aus Kunststoff (PE, PVC oder PP), die Grundlage sind fossile Brennstoffe wie Erdöl, oder -gas. Wenn Plastik in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln (Mikroplastik) in die Umwelt gelangt, wird es zu Gefahr für die Umwelt, Tiere und für den Menschen. Da die Bäume häufig aus China kommen, ist oft nicht nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen sie dort produziert werden.

Nicht nur der echte Baum (mit Ausnahme von Bio-Bäumen) enthält Giftstoffe, auch der künstliche: Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 hat im Jahr 2019 stichprobenartig künstliche Weihnachtsbäume von deutschen und österreichischen Händlern untersucht. In der Hälfte der Bäume wurden „besonders besorgniserregende Stoffe“ nachgewiesen. Diese Giftstoffe sind potentiell gefährlich und können krebserregend, fortpflanzungsgefährdend oder hormonell wirksam sein. Die Stoffe können durch Ausdünsten oder Abrieb aus dem Material entweichen. In Innenräumen binden sie sich an Hausstaub und können so eingeatmet werden.

Wir haben bei Experten nachgefragt, wie sie den Plastikbaum in Sachen Nachhaltigkeit bewerten. Sowohl Robin Wood, der NABU als auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) raten ab. „Hände weg von Plastikbäumen. Diese werden aus fossilen Rohstoffen (Erdöl) gewonnen. Zusätzlich enthalten sie bedenkliche Chemikalien wie Weichmacher, die aus den Bäumen ausdünsten können und auch für den Recycling-Prozess ein Problem sind“, so das Fazit von Corinna Hölzel vom BUND.

Echter vs. künstlicher Weihnachtsbaum: Die Ökobilanz

Auch die Wissenschaft hat sich mit der Frage beschäftigt, welcher Baum die bessere Umweltbilanz hat. Zwei Studien haben den CO2-Fußabdruck von echten und künstlichen Weihnachtsbäumen verglichen.

Die Beratungsfirma Carbon Trust, die Unternehmen und Behörden in Umweltfragen unterstützt, schätzt, dass die Produktion eines zwei Meter hohen Plastikbaums etwa 40 Kilogramm CO2-Äquivalente verursacht. Der Großteil dieser Emissionen, nämlich zwei Drittel, entsteht durch die Plastikherstellung und -verarbeitung, das andere Drittel entfällt auf die eigentliche Herstellung des Kunstbaums.

Im Vergleich dazu ist ein zwei Meter hoher echter Nadelbaum für deutlich weniger freigesetztes Kohlendioxid verantwortlich: Endet der Weihnachtsbaum auf einer Mülldeponie, sind es etwa 16 Kilogramm Kohlendioxid, hauptsächlich in Form von Methan, einem 25-mal wirksameren Treibhausgas als Kohlendioxid (CO2). Laut Carbon Trust entstehen beim Verbrennen des Baums nur 3,5 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalent, das ist die Menge, die er zuvor beim Wachsen gebunden hat.

Fazit: Damit der künstliche Weihnachtsbaum eine bessere CO2-Bilanz hat als ein echter (der nachher verbrannt wird), müsstest du ihn zehn Jahre lang nutzen.

Eine andere Studie bescheinigt der Plastiktanne erst nach einem 20-jährigen Einsatz eine bessere Umweltbilanz als dem echten Baum. Die kanadische Beratungsfirma Ellipsos hat bei ihren Berechnungen berücksichtigt, dass die Plastiktannen in den meisten Fällen aus China zu uns kommen.

Genaue Berechnungen sind schwierig, dazu sind die Produktions- und Wachstumsbedingungen von echten Bäumen zu unterschiedlich. Aber die Richtung ist klar: Die Plastiktanne ist erst dann ökologischer und besser fürs Klima als der echte Weihnachtsbaum, wenn sie viele, viele Jahre genutzt wird.

Dazu kommt: Der Baum aus Plastik duftet garantiert nicht nach Wald und Natur, sondern nur nach Plastik und Fabrik. Ihm fehlt der Zauber, den jede:r kennt, der mit viel Liebe den Weihnachtsbaum auswählt, nach Hause schleppt und liebevoll dekoriert. Die Plastikvariante hat keine individuellen Eigenheiten, sie schaut von allen Seiten gleich aus und kommt allermeist schon dekoriert ins Wohnzimmer. Und wer genauer hinschaut, sieht (zumindest bei den günstigen Exemplaren) schnell: Alle Zweige schauen gleich aus, die Nadeln glänzen wachsartig und offenbaren schnell ihre wahre Herkunft.

Der beste Baum ist bio und regional

Utopia rät: Wenn du auf den Weihnachtsbaum nicht verzichten möchtest, kauf am besten einen Baum, der in der Region gewachsen ist und das Bio- oder FSC-Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft trägt. Das rät auch das UBA. Auch Mietbäume können eine umweltfreundliche Alternative sein. Eine schöne Alternative zum traditionellen Baum: Ein Weihnachtsstrauß mit Tannenzweigen oder ein kreativer selbstgebauter „Baum“ aus Naturmaterialien.

Wenn du dir einen künstlichen Weihnachtsbaum zulegen möchtest: Immer mehr Hersteller produzieren inzwischen in Europa (z.B. Fairytrees) – mit solch einem Baum lässt sich die Klimabilanz leichter und schneller verbessern. Die Bäume von Fairytrees bekommst du beispielsweise bei Otto oder Amazon. Und wenn dein Baum nicht unbedingt grün und „echt“ aussehen muss, kommt vielleicht eine der folgenden Alternativen aus Pappe und Holz für dich in Frage.

Weihnachtsbaum-Alternativen aus Pappe und Holz

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Weihnachtsbaum-Alternativen am Markt. Im Gegensatz zur Plastiktanne versuchen viele von ihnen aber nicht, den „echten“ Baum möglichst genau nachzubilden. Stattdessen versprühen diese Stücke aus Pappe oder Holz teils einen ganz eigenen Charme. Und auch aus ökologischer Sicht bieten sie einige Vorteile: Im Gegensatz zum „echten“ Baum sind sie problemlos wiederverwendbar. Und im Gegensatz zur Plastiktanne werden sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Mittlerweile gibt es online allerdings auch Weihnachtsbaum-Alternativen aus zweifelhafter oder weit entfernter Quelle. Achte daher beim Kauf darauf, dass das Material aus Recyling und/oder nachhaltiger Forstwirtschaft (z.B. FSC-zertififizert) stammt. Von Tropenholzarten rät Utopia zudem ab, auch wenn diese zertifiziert sein sollten. Um lange Transportwege zu vermeiden kannst du zusätzlich auf eine Herstellung in der EU, noch besser direkt in Deutschland oder einem direkten Nachbarland, achten.

Weihnachtsbaum-Alternative aus Holz von Habitree

Der Habitree besteht aus FSC-zertifiziertem Kebonyholz. Dabei handelt es sich um ein modifiziertes Kiefernholz. Es wird laut Hersteller mit einer biobasierten Flüssigkeit (landwirtschaftliches Nebenprodukt) imprägniert und soll somit besonders langlebig und stabil sein.

Weihnachtsbaumalternative aus Holz: Habitree
Weihnachtsbaumalternative aus Holz: Habitree (© Habitree)

Die Baumalternativen von Habitree werden in drei Größen zwischen 95-180 cm sowie in dunklerer oder hellerer Ausführung angeboten. Sie wurden vom dänischen Designer Jonas Stvring entworfen und werden auch in Dänemark hergestellt. Die Bäume werden „zusammengeklappt“ geliefert und können nach der Nutzung wieder flach verstaut werden.

  • Größen: 95-180 cm
  • Material: Kebonyholz (FSC-zertifiziert)
  • Produktion: Dänemark

Kaufen: ab ca. 270 Euro bei Avocadostore

Weihnachtsbaum-Alternativen aus Pappe

Wesentlich günstiger sind dagegen Weihnachtsbäume aus Pappe. Sie sind sicherlich nicht ganz so langlebig wie eine Baumalternative aus Holz. Dafür können sie an ihrem Lebensende ganz einfach im Altpapier entsorgt und wieder recycelt werden.

Mit dem „Zero Waste Weihnachtsbaum“ hat Pappmöbelhersteller Room In A Box ein Wellpappemodell im Sortiment. Dieser Weihnachtsbaum besteht zu mehr als 50% aus Recycling-Papier, der Rest an Frischfasern stammt laut Hersteller aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Hergestellt wird er in zwei verschiedenen Größen in Deutschland.

"Zero Waste" Weihnachtsbaum-Alternative aus Pappe
„Zero Waste“ Weihnachtsbaum-Alternative aus Pappe (© Room In A Box)

Aufgebaut wird das Ganze über ein Stecksystem. Dann soll sich der Pappbaum wie ein herkömmlicher Weihnachtsbaum mit Kugeln, Lichterketten und weiterem schmücken lassen. Im Unterschied zum echten Baum kann man ihn natürlich auch leicht bemalen.

  • Größen: 100-177 cm
  • Material: über 50% Recycling-Papier, restliches Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft
  • Produktion: Deutschland

Kaufen: ab ca. 34 Euro bei Avocadostore

Neben bekannteren Anbietern wie Room In A Box gibt es auch bei Etsy einige Weihnachtsbaum-Alternativen aus Pappe. Schöne Pappweihnachtsbäume bietet zum Beispiel der Etsy-Shop Cardboardchristmas aus Estland. Die meisten Baumalternativen bestehen dort aus 100% Recyclingkarton. Einige große Modelle nutzen stattdessen FSC-zertifizierten Wabenkarton.

Weihnachtsbaum aus Recycling-Karton von Cardboard Christmas
Weihnachtsbaum aus Recycling-Karton von Cardboard Christmas (© Cardboard Christmas)

Der Zusammenbau erfolgt auch hier durch zusammenstecken ohne Werkzeuge. Cardboardchristmas bietet mit Größen von 30 Zentimetern bis 2 Metern besonders viele Varianten an.

  • Größen: 30-200 cm
  • Material: Recycling-Papier oder FSC-zertifizierter Wabenkarton
  • Produktion: Estland

Kaufen: ab ca. 20 Euro bei Etsy

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