Wenn wir Tiere als leidensfähige Mitgeschöpfe wahrnehmen, können wir uns noch besser und glaubwürdiger für Tierschutz engagieren. In diesem Artikel erfährst du, wie Empathie für Tiere konkret aussehen kann und wie wir sie fördern können.
Persönlichkeitsentwicklung durch Empathie für Tiere
„Wer gegen Tiere grausam ist, kann kein guter Mensch sein“. Das sagte einst der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer.
Empathie für Tiere ist ein Zeichen seelischer und mentaler Gesundheit. Menschen, die hingegen bewusst Tieren schaden, weisen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit psychischer Störungen auf. Dabei spielen auch Umwelteinflüsse der Sozialisation eine Rolle.
Für die Entwicklung emotionaler und sozialer Intelligenz ist der fürsorgliche Umgang mit Tieren als Mitgeschöpfe sehr wichtig. Es geht um Bewusstsein und Wertschätzung des Lebens. Der Umgang mit Tieren fördert zahlreiche soziale Kompetenzen wie die Teamfähigkeit und den Ausdruck persönlicher Gefühle.
Emotionale Intelligenz spielt eine Rolle
Der bewusstere Umgang mit Tieren kann auch zu einer Reflektion des Lebensstils führen. Die Massentierhaltung ist auch deshalb Teil des gegenwärtigen Wirtschaftssystems, weil sich viele Menschen in einem Verdrängungsprozess befinden. Das Leid der Tiere wird ausgeblendet. Die Auswüchse des kapitalistischen Konsumsystems sind auch auf einen Mangel an Bewusstsein zurückzuführen.
Auf einer tieferen Ebene bewusst zu sein, bedeutet auch fühlend zu verstehen, dass andere Lebewesen ein natürliches Recht auf Leben und Unversehrtheit haben. Wer mit Tieren aufwächst lernt, andere Lebewesen wertzuschätzen. Zum Tier kann eine soziale Beziehung aufgebaut werden. Diese schult unsere Fähigkeit der Fürsorge und Verantwortung.
Für Tierrechtler:innen wie den US-amerikanischen Philosophen Tom Regan bemisst sich der Wert des Lebens nicht an Intelligenz, sondern an der Fähigkeit des Erlebens. Demnach haben Tiere genauso wie Menschen moralische Grundrechte. Die Ehrfurchtsethik Albert Schweitzers zielt in dieselbe Richtung: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“.
Wir können Gefühle von anderen in uns selbst spüren, wenn wir uns darauf einlassen. Die Fähigkeit, sich in andere Lebewesen hineinversetzten zu können, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten des Menschen. Wir können uns selbst von außen sehen und unsere Wirkung auf andere einschätzen.
Doch die Tiefe der Empathie hängt auch von der Bildung ab. Dazu gehört nicht nur theoretisches Wissen der klassischen Schulfächer, sondern auch die Entwicklung einer mentalen Reife, die sich nicht an Schulnoten, sondern Mitgefühl orientiert. Trotzdem könnte es sinnvoll sein, Empathie für Tiere in den schulischen Lehrplan mit aufzunehmen, wie die nachfolgenden Punkte zeigen.
Empathie für Tiere in der Schule erlernen?
„Es gibt zwei Kategorien von Tieren. Die eine glaubt, dass es zwei Kategorien von Tieren gibt, und die andere hat darunter zu leiden“, so der Philosoph Richard David Precht in seinem Buch „Tiere denken“ (erhältlich zum Beispiel auf Buch7**). Precht will damit etwas ausdrücken, was viele von uns mehr oder weniger bewusst wissen: Eigentlich gibt es keine Rechtfertigung dafür, schlecht mit Tieren umzugehen.
Dieses weit verbreitete Gefühl kann in der Schule für die Ausbildung emotionaler Intelligenz genutzt werden:
- Empathie für das Tier könnte zum Beispiel als Unterrichtsfach angeboten werden. In der spanischen Region Aragón gab es dieses Schulfach bereits in der Prima-und Sekundarstufe. Damit sollte ein „besseres Zusammenleben der Lebewesen gefördert werden“.
- Empathie für Tiere könnte durch Ausflüge in Tierheime vermittelt werden. Jedes Kind könnte ein Patentier bekommen, das einmal in der Woche besucht wird. Dabei können die Kinder die Tiere streicheln, sie füttern und ihnen Wasser geben.
- Ebenso könnten Ausflüge in die Wildnis unternommen werden, etwa um Schmetterlinge oder Vögel zu beobachten. Das Schmetterlingssterben ist ein unterschätzter Teil des Insektensterbens. Dabei könnte das Mitgefühl auch in einem Kreislaufcharakter vermittelt werden.
- Der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes könnte die Augen für das Leben und Leiden der Nutztiere öffnen. So etwas sollte allerdings eher in der Sekundarstufe erfolgen, um die Kinder nicht seelisch zu überfordern. Wir Menschen sind auf ein intaktes Ökosystem angewiesen. Die Folgen unseres Wirtschaftssystems könnten neben theoretischer Wissensvermittlung erlebbar gemacht werden. Erleben greift tiefer als bloßes Wissen.
Ob solche Ideen Einzug in die deutsche Bildungslandschaft nehmen werden, bleibt abzuwarten. Zumindest gibt es schon heute für engagierte Lehrkräfte die Möglichkeit einer Weiterbildung, um Tierschutz in ihren Unterricht einfließen zu lassen.
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