Unser Hunger auf Erdbeeren ist so groß, dass Erdbeeren aus deutschem Anbau den Bedarf selbst zur Hochsaison nicht decken können. Wir werfen einen kritischen Blick auf die leckere Frucht.Erdbeeren werden allgemein als Obst oder Beere bezeichnet, botanisch gesehen handelt es sich aber um Nüsschen – gemeint sind damit die kleinen, gelblich-braunen Punkte an der Außenseite der Erdbeere. Außerdem sind nicht alle Erdbeeren rot. Die Ananaserdbeere beispielsweise ist weiß, ihre Nüsschen an der Außenseite sind rot, ihr Aroma ähnelt der einer Ananas.
Wie bei allen Obst- und Gemüsesorten gibt es nicht nur eine einzige Sorte, sondern über 1.000 verschiedene Erdbeersorten, die auf die wilde Walderdbeere zurückgehen und weltweit zum Anbau gezüchtet wurden (und immer noch werden).
Wann beginnt in Deutschland die Erdbeersaison?
Wann die Saison beginnt, hängt vom Wetter ab. Dieses Jahr war der Start in die Erdbeer-Saison früh – in den meisten Regionen Deutschlands sind schon regionale Erdbeeren zu haben.
Generell beginnt die Hauptsaison der Erdbeeren im Juni und dauert auch nur etwa sechs Wochen an, also bis Mitte Juli. Was früher oder später angeboten wird, stammt oftmals aus dem Ausland oder dem beheizten Gewächshaus.
Früherdbeeren, die es schon im März im Supermarkt zu kaufen gibt, solltest du links liegen lassen. Lies dazu:
Wie gesund sind die Früchte?
Egal, welche Sorte: Erdbeeren enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und sind reich an Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium und Kalium. Daher sind Erdbeeren prinzipiell gesund.
Wie Erdbeeren angebaut werden
In Deutschland, Spanien, Italien und Marokko reifen die meisten Erdbeeren im Freiland, wo sie in langen Reihen wachsen und per Hand geerntet werden. Varianten mit Folientunnel, Vliesabdeckung oder schwarzen Folien dienen dazu, die Reife zu beschleunigen und die Früchte vor Hitze oder Verschmutzung zu schützen.
In den Niederlanden werden viele der Früchte in Gewächshäusern angebaut, die mit hohem Energieaufwand beheizt werden, um eine frühe Ernte, auch für den deutschen Markt, zu ermöglichen.
Doch auch in Deutschland gibt es immer mehr Erdbeeren, die im Gewächshaus produziert werden, um dann sogar in den Wintermonaten als regionale Frucht verkauft zu werden – aus unserer Sicht ökologischer Irrsinn.
Erdbeeren sind empfindlich und anfällig für Pilzkrankheiten und Fäule, was im konventionellen Anbau zum intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und zu einem regelrechten Giftcocktail führt, der auf 96 Prozent dieser Früchte aus konventionellem Anbau nachweisbar ist. Das macht die (an sich gesunde) Erdbeere dann nicht mehr ganz so gesund.
Im Bio-Anbau wird diesen Problemen ohne Gift durch größeren Pflanzabstand und robustere Sorten vorgebeugt, was den Flächenertrag jedoch deutlich mindert und den Preis in die Höhe treibt. Dennoch sollte man sich nur Bio-Erdbeeren gönnen.
Was Erdbeeren mit Wasser zu tun haben
Um prall, groß und saftig zu werden, brauchen Erdbeeren viel Wasser, was insbesondere in südlichen Anbauländern ein erhebliches Problem ist. Im weltweiten Durchschnitt werden für ein einziges Kilo Erdbeeren bis zu 280 Liter Wasser verbraucht!
Spanien ist das wichtigste Erdbeerimportland: Die meisten Importerdbeeren in Deutschland kommen aus dem Süden Spaniens. 2023 wurden knapp 72.000 Tonnen von dort nach Deutschland importiert (Quelle). In den beiden Jahren davor waren es sogar noch mehr Früchte. Um den Wasserbedarf der Pflanzen zu decken, müssen immer mehr und tiefere Brunnen gebohrt werden. Der Grundwasserspiegel sinkt ab – mit Folgen für die Umwelt. Der WWF geht inzwischen von mehreren 1000 illegalen Brunnen aus.
Ein beliebtes Anbaugebiet für Erdbeeren ist die Region südwestlich von Sevilla, in der Nähe des Nationalparks Coto de Donada. Der Nationalpark, eigentlich ein Feuchtgebiet, droht durch den Erdbeeranbau auszutrocknen.
Was spanische Erdbeeren hinter sich haben
Bis die süße Frucht aus Spanien bei uns im Mund landet, hat sie nicht nur viel Wasser verbraucht, sondern auch viele unnötige Kilometer zurückgelegt, die einen ziemlich tiefen CO2-Fußabdruck hinterlassen.
Nach der Ernte reisen die Früchte per LKW zum Großhändler nach Deutschland. Eine Erdbeere aus der Region von Huelva hat bis zum Großmarkt, beispielsweise in Berlin, bereits gute 2.800 km zurückgelegt. Von dort reist sie zum Zwischenhändler weiter, darauf folgt dann der Transport zum Laden – und erst von dort in deine Küche.
Eine 500-Gramm-Schale spanischer Erdbeeren ist somit für den Ausstoß von knapp 400 g CO2 verantwortlich (Quelle). Das klingt zunächst nach nicht viel, jedoch entsprechen fünf Schalen über das Jahr verteilt dem CO2-Ausstoß einer Zugfahrt von rund 200 Kilometern.
Und bei etwa 72.000 Tonnen Erdbeeren aus Spanien pro Jahr sieht die Bilanz schon etwas düsterer aus. Dazu kommen natürlich weitere Emissionen wie Stickoxide oder Feinstaub. Import-Früchte wie spanische Erdbeeren sind also aus vielen Gründen keine gute Idee.
Warum Bio bei importierten Erdbeeren wenig bessert
Der Bio-Anbau verringert nicht den Durst der Pflanze. Auch eine Bio-Erdbeere hinterlässt einen tiefen Wasserfußabdruck und auch Erdbeeren aus Bio-Anbau werden aus dem Süden, zum Beispiel aus Spanien, importiert und tragen dazu bei, dass der Grundwasserspiegel sinkt.
Der CO2-Fußabdruck einer Erdbeere aus dem Ausland wird also auch durch den Bio-Anbau nicht geringer, die Transportwege bleiben gleich.
Lediglich der Eintrag von synthetischen Pflanzenschutzmitteln in Böden und Grundwasser ist bei Bio-Anbau nicht gegeben und macht sie im absoluten Vergleich besser. Doch alle anderen Belastungen für Klima und Umwelt sind auch bei importierten Bio-Erdbeeren bedenklich.
Welche Erdbeeren du kaufen kannst
Alle Erdbeeren, die im Ausland, insbesondere in südlichen Ländern wie Spanien, Italien, Marokko oder Ägypten angebaut werden, stehen in Sachen Nachhaltigkeit eindeutig schlecht da. Sind dann alle deutschen Erdbeeren „gut“? Du ahnst es schon: Nein, nicht alle.
Erdbeeren aus der Region, die in den kalten Monaten unter hohem Energieaufwand im Gewächshaus angebaut werden, sind ökologischer Irrsinn. Und wie immer gilt: Bio ist besser.
Allerdings wird auf Märkten gerne mit der Herkunft von Obst getrickst, um den Verbraucher:innen für angeblich deutsche Erdbeeren – die tatsächlich Importfrüchte sind – mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Der SWR berichtete 2017 über solche Fälle. Ohne Labor bemerkt man das als Kund:in kaum – man sollte sich aber wundern, wenn „deutsches“ Obst außerhalb der Saison zu haben ist.
Utopia empfiehlt:
- Die ökologisch unbedenklichste Erdbeere wächst bei dir im eigenen Garten. Lies dazu: Erdbeeren pflanzen: Tipps zur richtigen Pflege und Ernte
- Ihr folgt die Erdbeere vom Feld des:r (Bio-)Landwirt:in in der Nachbarschaft.
- Kaufst du Erdbeeren im (Bio-)Laden oder Supermarkt, so achte unbedingt darauf, dass sie aus deutschem Anbau stammen, am besten aus der Region und aus biologischem Freilandanbau.
- Aber Achtung: Die Saison von Freiland-Erdbeeren beginnt in Deutschland je nach Witterung erst in den ersten Juniwochen und endet oft schon Ende Juli.
Nachhaltige Erdbeeren: Unser Fazit
Kaufe Erdbeeren am besten aus regionalem, kontrolliert biologischem Freilandanbau – oder gar nicht. Damit tust du nicht nur der Umwelt Gutes, sondern auch dir: Die süßen Früchte schmecken unvergleichlich besser und sind frischer!
Einige raffinierte Erdbeer-Rezepte:
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