Erdbeermarmelade steht in vielen Haushalten täglich auf dem Frühstückstisch. Doch wie gesund ist die beliebte Konfitüre tatsächlich? Öko-Test 25 Erdbeermarmeladen genauer unter die Lupe genommen. Was besonders auffällt: Spuren von mindestens einem Pestizid findet das Labor in jedem konventionellen Produkt, Bio-Produkte schneiden dagegen besonders gut ab.
Mit einem Löffel Erdbeermarmelade versüßen wir uns nicht nur das morgendliche Brötchen – im schlimmsten Fall nehmen wir damit auch Schadstoffe und jede Menge Zucker auf. Das zeigt der große Erdbeermarmeladen-Test von Öko-Test: Nicht jede Marmelade ist gleichermaßen empfehlenswert.
Öko-Test analysierte insgesamt 25 Erdbeer-Fruchtaufstriche, darunter neun Bio-Produkte. Geprüft wurden unter anderem Pestizidrückstände, der Zucker- und Erdbeeranteil sowie die Verpackungsbestandteile. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Produkte schneidet mit „sehr gut“ oder „gut“ ab, zwei Produkte fallen mit „mangelhaft“ durch. Der Rest landet im Testmittelfeld.
Erdbeermarmeladen-Test: Marmelade, Konfitüre oder Fruchtaufstrich?
Im Handel findest du sowohl Erdbeermarmelade, als auch -konfitüren und Fruchtaufstriche. Die Begriffe klingen zwar alle recht ähnlich, doch welches Produkt wie benannt werden muss, ist in Deutschland einheitlich durch die Konfitürenverordnung geregelt.
Gemäß dieser darf sich nur ein Aufstrich aus Zitrusfrüchten „Marmelade“ nennen. Zudem muss das Produkt zu mindestens 55 Prozent aus Zucker bestehen und für ein Kilogramm Marmelade müssen Hersteller:innen mindestens 200 Gramm Früchte verwenden.
Erdbeermarmelade findest du deshalb im Handel in der Regel als „Erdbeerkonfitüre“. Der Begriff Konfitüre gilt allgemein für alle Fruchtzubereitungen, die mindestens 55 Prozent Zucker enthalten. Zudem greift hier die Regelung, dass für ein Kilogramm des Endprodukts mindestens 350 Gramm Obst verarbeitet werden müssen. Umgangssprachlich hat sich jedoch trotzdem eher der Traditionsbegriff der Erdbeermarmelade etabliert. Dementsprechend verwendet utopia.de den Begriff zur besseren Verständlichkeit auch in diesem Artikel.
Den Begriff „Fruchtaufstrich“ findest du übrigens nicht in der Konfitürenverordnung. Demnach ist für Fruchtaufstriche auch kein Mindestzucker- und Mindestfruchtanteil festgelegt. Die Produkte enthalten deshalb teilweise deutlich weniger Zucker als Marmeladen und Konfitüren.
Erdbeermarmelade bei Öko-Test: Bio-Produkte überzeugen
Im Erdbeermarmeladen-Test fallen besonders die Bio-Produkte positiv auf: Von neun Marmeladen überzeugen vier mit der Bestnote „sehr gut“, die restlichen fünf erhalten die Bewertung „gut“. Zu den Testsiegern unter den Bio-Produkten gehören dabei:
- EnerBio Erdbeere, 40% weniger Zucker von Rossmann, 1,58 Euro pro 250 Gramm
- Zwergenwiese Fruchtgarten Erdbeere, 70% Frucht, 3,66 Euro pro 250 Gramm
Alle Bio-Testsieger sind dabei frei von Pestiziden oder Pestizidspuren. Auch der Zuckergehalt ist vergleichsweise niedrig. Besonders wenig enthält das Produkt von Zwergenwiese mit nur 7,2 Gramm Zucker pro 30-Gramm-Portion.
Öko-Test: Bis zu acht Pestizide in einer Marmelade
Einer der beiden Hauptkritikpunkte im Erdbeermarmeladen-Test sind Pestizide: In allen 16 konventionellen Produkten und einer Bio-Marmelade konnte das Labor mindestens ein Pestizid in Spuren nachweisen. Pestizidspuren wertete Öko-Test jedoch noch nicht ab, da eine solche Menge noch nicht als giftig gilt.
Allerdings enthalten zahlreiche Marmeladen Spuren mehrerer Pestizide. Den traurigen Rekord halten die beiden Testverlierer: „Granessa Erdbeere Fruchtaufstrich, 75% Frucht“ von Aldi und die „Mövenpick Gourmet-Frühstück Erdbeere“. In beiden Produkten fand das Labor Spuren acht unterschiedlicher Pestizide.
Da bislang noch unklar ist, welche Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Pestiziden auftreten können, sieht Öko-Test dies besonders kritisch. Zudem entdeckte das Labor in beiden Marmeladen ein Fungizid, das laut der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) das Hormonsystem stören kann.
Im Mövenpick-Produkt und drei weiteren Marmeladen konnte Öko-Test außerdem Abbauprodukte des krebserregenden Pflanzenschutzmittels Captan feststellen. Die Granessa-Konfitüre von Aldi enthielt ein weiteres problematisches Pestizid, das ebenfalls unser Hormonsystem beeinträchtigen kann.
Die bekannte Markenmarmelade „Schwartau Extra Weniger Zucker Erdbeere“ enthielt vier verschiedene Pestizide in Spuren. Sie schneidet deshalb schlechter ab als die Bio-Produkte, kommt aber insgesamt noch auf eine „befriedigende“ Gesamtnote.
Erdbeermarmeladen-Test: Zucker statt Frucht?
Die Untersuchung von Öko-Test zeigt: Wie viel Zucker Erdbeermarmelade enthält, unterscheidet sich von Produkt zu Produkt teilweise erheblich. Manche Marmeladen kommen auf nur 50 Prozent Erdbeeren, andere auf bis zu 80 Prozent. Für Verbraucher:innen bedeutet das: Der Fruchtanteil kann sich von Glas zu Glas fast halbieren. Je weniger Erdbeeren im Aufstrich stecken, desto stärker rücken Zucker und Zusatzstoffe in den Vordergrund.
Dementsprechend ist der Zuckergehalt der zweite große Kritikpunkt im Erdbeermarmeladen-Test: Neun Produkte enthalten so viel, dass eine einzige Portion (30 Gramm) bereits mehr als die Hälfte der von der WHO empfohlenen Tageshöchstmenge von 25 Gramm abdeckt. Besonders negativ fiel dabei die Mövenpick-Marmelade auf: Mit 15,7 Gramm Zucker pro Portion liegt das Produkt an der Spitze der zuckerhaltigsten Erdbeermarmeladen im Test.
Alle Details und Testergebnisse kannst du in der Öko-Test-Ausgabe 09/25 oder online auf ökotest.de nachlesen.
Marmeladentest 2020: Pestizide seit Jahren ein Problem
Schon 2020 prüfte Öko-Test 20 Erdbeermarmeladen auf Geschmack und mögliche Schadstoffe. Und auch 2020 fand das Verbraucherschutzmagazin in fast allen konventionellen Produkten mindestens ein Pestizid. Besonders negativ fielen damals die Marmelade von Aldi Nord mit vier unterschiedlichen Pestiziden, die Schwartau „Samt“-Marmelade mit fünf sowie die Lidl-Marmelade mit sogar sechs Pestiziden auf.
In den Bio-Produkten fand Öko-Test hingegen keine bedenklichen Pestizide. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bestnote ausschließlich an fünf Bio-Marmeladen vergeben wurde; darunter Produkte von Allos, Dennree und Zwergenwiese.
Und auch schon vor fünf Jahren kritisierte Öko-Test den Zuckergehalt so mancher Erdbeermarmelade. Das betraf etwa die Marmelade von Landliebe, die pro 30-Gramm-Portion 15 Gramm Zucker enthielt.
Woher stammen die Erdbeeren für die Marmelade?
Zudem bemängelte Öko-Test, dass viele Hersteller:innen Erdbeeren aus Ägypten, Marokko und der Türkei für ihre Produkte verwenden. Damit müssen die Früchte lange Transportwege bis nach Deutschland zurücklegen und verursachen dementsprechend viele CO2-Emissionen. Daran hat sich – bis auf wenige Ausnahmen – auch im aktuellen Test leider nichts geändert.
Ein weiteres Problem: Als Konsument:in ist es kaum zu erkennen, woher die Erdbeeren einer Marmelade stammen, da Unternehmen dies nicht auf der Verpackung deklarieren müssen.
Utopia meint: Erdbeermarmelade lieber selber machen
Wer sicher gehen will, dass wirklich nur Erdbeeren und möglichst wenig Zucker im Glas landen, sollte Erdbeermarmelade selbst kochen. Nutze dafür am besten in der Erdbeerzeit saisonale Bio-Früchte aus der Region, um keine Pestizide einzukochen. Mit einer solchen selbst gemachten Marmelade sparst du nicht nur Transportwege und Schadstoffe, sondern auch Verpackungsmüll. Und: Frisch eingekocht schmeckt der Fruchtaufstrich einfach intensiver als der aus dem Supermarkt.