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Fenster in den „Wintermodus“ setzen: Spart das wirklich Heizkosten? Das sagt ein Experte

Fenster einstellen: Rollzapfen verstellen
Foto: utopia, lp

Die hohen Gas- und Strompreise motivieren weiterhin viele Menschen, Heizkosten zu sparen. Ein kurioser Spartrick im Internet: die Fenster in den „Wintermodus“ setzen. Das soll den Wärmeverlust senken und ordentlich Heizenergie sparen. Wir haben nachgeforscht, was an dem Tipp dran ist.

Tipps, um weniger heizen zu müssen und die Heizkosten damit zu senken, gibt es reichlich. Auch bei Utopia zeigen wir dir die besten Tipps, um günstiger zu heizen, decken die häufigsten Heizfehler auf und verraten, wie du auch ohne Heizung heizen kannst.

Online kursiert ein recht neuer Trick, um Heizkosten zu sparen: Man soll die Fenster in der Wohnung in den sogenannten Wintermodus setzen bzw. sie in die Wintereinstellung bringen. Das spare ordentlich Heizkosten, weil dadurch weniger Wärme verloren ginge. Wir haben bei einem Fensterhersteller nachgefragt, wie sinnvoll dieser Spartipp überhaupt ist.

„Wintermodus“ bei Fenstern? Gibt es eigentlich nicht

Eine Wintereinstellung oder einen Wintermodus haben (moderne) Fenster nicht. Früher gab es sogenannte Winterfenster; damit ist eine weitere Fensterscheibe gemeint, die vor die bestehenden Fenster verbaut wird. Mit der zusätzlichen Scheibe soll im Winter weniger Wärme verloren gehen, im Sommer werden diese Winterfenster abmontiert. Bei Altbauten und denkmalgeschützten Häusern kann diese Nachrüstung sinnvoll sein.

Im Normalfall allerdings brauchen Fenster in neueren Gebäuden keine Winterfenster und auch der Wintermodus ist lediglich ein neuer Begriff, der einen einfachen Bestandteil handelsüblicher Fenster beschreibt: den Rollzapfen.

Ein richtig eingestellter Rollzapfen am Fenster spart Energie

Ein Rollzapfen regelt den Anpressdruck bei Fenstern, genauer gesagt kann man dort einstellen, wie viel Druck auf die Dichtung im Fensterrahmen ausgeübt wird. Je nach Qualität der Fenster sind unterschiedlich viele Zapfen verbaut.

Rollzapfen am Fenster regeln den Anpressdruck.
Rollzapfen am Fenster regeln, wie stark die Dichtung auf den Fensterrahmen drückt.. (Foto: Utopia, lp)

Ist der Anpressdruck hoch eingestellt, dringt weniger Luft von draußen nach drinnen und umgekehrt. Umgangssprachlich ist das Fenster dann „besser dicht“ – TikTok-Videos feiern diese Einstellung als „Wintermodus“ oder „Wintereinstellung“.

Doch soll man jetzt selbstständig den Rollzapfen verstellen und um eine Umdrehung „anziehen“, wie viele Videos auf TikTok und Co. empfehlen?

Branchenexpert:innen raten davon eher ab. Ein Fensterhersteller aus dem Landkreis Rosenheim erklärt gegenüber Utopia: „Wer die Rollzapfen vorsichtig umstellt, kann zwar keinen allzu großen Schaden am Fenster anrichten. Doch das Einsparpotenzial ist eher gering.“

Wintermodus: Moderne Fenster nicht selbst verstellen

Moderne Fenster – und damit sind alle Fenster gemeint, die nicht älter als 15 Jahre sind – hielten auch dicht. Ein Umstellen der Zapfen vor dem Winter und Sommer sei hier nicht notwendig. Die einzige Ausnahme: Man stellt bei geschlossenen Fenstern einen Luftzug fest oder die Straßengeräusche dringen lautstark in die Wohnung.

In diesen Fällen kann die Dichtung der Fenster beschädigt sein. Dies sollte sich allerdings ein Fachbetrieb ansehen und einschätzen. Mieter:innen wenden sich hierzu am besten an ihrer Vermieter:innen; Hausbesitzer:innen können die Firma kontaktieren, die die Fenster eingebaut hat. Bedenke aber: Ein solcher Service ist nicht kostenlos.

Folgende einfache Maßnahmen kannst du jetzt aber ergreifen, um über deine Fenster möglichst wenig Heizwärme zu verlieren.

Fenster auf den Winter vorbereiten: Das kannst du tun

  1. Zunächst solltest du prüfen, wie dicht das Fenster ist: Halten unten am Fensterrahmen eine Feder oder ein Feuerzeug hin und schau, ob die Feder bzw. Flamme sich bewegen und ein Luftzug vorhanden ist.
  2. Ist dies nicht der Fall, ist das Fenster richtig dicht und du brauchst nichts weiter zu tun.
  3. Stellst du einen Luftzug fest, kannst du das Fenster öffnen und dir die Dichtung genauer ansehen: Siehst sie porös aus? Dann den:die Vermieter:in kontaktieren.
  4. Ist die Dichtung in Ordnung, es zieht aber trotzdem durch die Fenster, kannst du die Rollzapfen um eine Umdrehung fester ziehen bzw. bei etwas älteren Fenstern die Schrägstellung des Rollzapfens ändern. Wichtig ist, dass du die Zapfen einzeln und nacheinander veränderst, das Fenster schließt und erst nach dem erneuten Öffnen den nächsten Rollzapfen umstellst. Stellst du alle Zapfen gleichzeitig neu ein, kann es passieren, dass das Fenster nicht mehr richtig schließt.
  5. Hilft das Umstellen der Rollzapfen nichts, informiere ebenfalls Hausverwaltung oder Vermieter:in.
  6. Als weitere Sofortmaßnahme gegen zugige Fenster und Türen dienen Zugluftstopper, die du einfach selber machen kannst.
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