Unser Körpergefühl beeinflusst, wie wir die Welt erleben und welche Beziehung wir zu uns selbst und anderen haben. Daher ist ein gesundes Körpergefühl wichtig. Wie du es verbessern kannst, erfährst du hier.
Der Name verrät es eigentlich schon: Dein Körpergefühl ist das Gefühl, das du in Bezug auf deinen Körper hast. Es umfasst ein Bewusstsein dafür, wie du dich in deinem Körper bewegen kannst, wie sich Teile von ihm anfühlen, wozu sie fähig sind und welche Bedürfnisse dein Körper hat. Das Körpergefühl ist wichtig, denn es beeinflusst, wie du mit deinem Körper umgehst und wie du die Welt in ihm erlebst.
Das Körpergefühl entwickelt sich bereits ab dem Säuglingsalter. Dabei beeinflusst das Zusammenspiel aus körperlichen Erfahrungen, Empfindungen und Interaktionen mit der Umwelt, ob sich das eigene Körpergefühl eher positiv oder negativ ausprägt. Im weiteren Verlauf prägen zum Beispiel Schönheitsstandards, religiöse Weltbilder und der ethnische und soziale Hintergrund unser Körpergefühl. Aber auch als erwachsene Person kannst du dein Körpergefühl noch verbessern und so eine gesunde Beziehung zu deinem Körper aufbauen.
Wie sieht ein positives Körpergefühl aus?
Bei einer positiven Ausprägung des eigenen Körpergefühls fühlst du dich in deinem Körper einfach wohl und bist zufrieden mit ihm. Den Umgang mit und die Beziehung zu deinem Körper empfindest du als vertraut, sicher und angenehm.
Ein positives Körpergefühl ist die Grundvoraussetzung für ein starkes Selbstbewusstsein, also der eigenen Überzeugung von deinen Fähigkeiten und deinem Wert als Person – und zwar unabhängig davon, wie „schön“, fit oder jung dein Körper nach Ansicht gängiger Vorstellungen und Ideale ist, so die Psychologin Dr. Kristine Luce. Du bist selbstsicher in deinen Wünschen nach sozialen, emotionalen und physischen Kontakten und kannst aus deinen körperlichen Empfindungen ableiten, wie es dir geht und was du brauchst.
Körpergefühl verbessern: Darum ist es wichtig
Ein „schlechtes“ Körpergefühl zeigt sich hingegen in einer sehr kritischen Einstellung gegenüber dem eigenen Körper. Es fällt dir schwer, deinen Körper zu akzeptieren, wie er ist. Vielleicht führt das dazu, dass du exzessiv Sport treibst – und zwar nicht, weil du Spaß daran hast, sondern weil du meinst, ansonsten gesellschaftlichen Ansprüchen an physischer Schönheit nicht zu genügen.
Eine solche Körperunzufriedenheit kann dazu führen, dass du dich zurückziehst und (Körper-)Kontakte meidest, um deine Unsicherheiten zu verbergen. Dr. Luce spricht in diesem Kontext von „Self-handicapping„, einer Strategie, bei der Menschen eine Gelegenheit nicht wahrnehmen, um ihr Selbstwertgefühl vor der Möglichkeit eines Misserfolgs zu schützen. Wenn eine Person beispielsweise davon ausgeht, dass sie wegen ihres Körpers diskriminiert wird, wird sie sich vielleicht nicht um eine Beförderung bemühen oder Dating vermeiden.
Auch kann ein negatives Körpergefühl verhindern, dass du die Bedürfnisse deines Körpers richtig wahrnimmst oder sogar bewusst ignorierst – beispielsweise, wenn du Hungersignale missachtest, während du Diät machst. Laut Medical News Today kann ein negatives Körperbewusstsein in einigen Fällen zudem zur Entwicklung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen beitragen.
So kannst du dein Körpergefühl verbessern
Laut Psychologin Dr. Luce ist das Körpergefühl dynamisch und verändert sich im Laufe des Lebens ständig. Menschen neigen dazu, sich in verschiedenen Lebensabschnitten entlang eines Kontinuums ihrer Selbstwahrnehmung zu bewegen. Selten ist ein Körpergefühl daher ausschließlich „positiv“ oder „negativ“.
Wenn du feststellst, dass du dich in deinem Körper nicht so ganz wohlfühlst und eine bessere Beziehung zu ihm aufbauen möchtest, kannst du versuchen, dein Körpergefühl zu verbessern. Eine Studie aus dem Jahr 2021 legt dabei nahe, dass man ein positiveres Körpergefühl entwickeln kann, wenn man sich von Schönheitsidealen löst und lernt, die Wertschätzung des Körpers nicht auf das Aussehen zu gründen.
Im Folgenden findest du fünf Tipps, die dir dabei helfen können, dies umzusetzen.
1. Richte deine Handlungen an deinen Werten aus
…auch wenn das zuerst unangenehm sein kann. Damit gemeint ist zum Beispiel, dass du zum Schwimmen gehst, weil es dir Spaß macht – auch wenn du eine negative Selbstüberzeugung in Bezug auf deinen Körper hast (und dich daher unwohl in Badekleidung fühlst).
Diese Praxis stellt Dr. Luce zufolge eine „kognitive Dissonanz-Intervention“ dar. Sie beruht auf der Theorie, dass die Erhöhung der Spannung (Dissonanz) zwischen den Gedanken und Handlungen einer Person zu neuen Überzeugungen führen kann. In diesem Fall könntest du dich davon überzeugen, dass es dir viel wichtiger ist, die Sonne auf deiner Haut zu spüren oder Freude am Baden zu haben, als dich um dein Aussehen zu sorgen.
2. Hinterfrage, was dir als „schön“ gezeigt wird
Wenn du auf Werbetafeln und Instagram ausschließlich makellose Gesichter und Körper siehst, können dir Merkmale deines eigenen Körpers, die von diesen Bildern abweichen, als „falsch“ vorkommen. Dabei ist die überwiegende Mehrheit der in den Medien gezeigten Bilder nicht repräsentativ für den durchschnittlichen Körpertyp. Zudem sind Bilder oft stark bearbeitet und reproduzieren damit ein quasi unerreichbares Schönheitsideal. Mache dir bewusst, dass es so etwas wie den „perfekten“ Körper nicht gibt.
Auf Instagram gibt es mittlerweile viele Accounts, die zeigen, was hinter den mit Photoshop bearbeiteten Fotos steckt, zum Beispiel der Account der Journalistin Danae Mercer.
3. Besseres Körpergefühl: Distanziere dich von Idealen
Ein kritischeres Verständnis von Schönheitsidealen kann auch dabei helfen, ihnen nicht mehr nacheifern zu wollen. Bedenke, dass Schönheitsideale ständig im Wandel sind und sich nicht an den individuellen Bedürfnissen von Menschen ausrichten. Schließlich haben wir Alle unterschiedliche körperliche Voraussetzungen und sollten lernen diese stärker wertzuschätzen, als Alle unermüdlich einem gesetzten Ideal hinterherzujagen und dabei unsere eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen.
Aktuell hat sich beispielsweise der Schönheitstrend der „Clean Girls“ etabliert. Dieser ist auf unterschiedlichen Ebenen sehr problematisch. Er impliziert, dass Makel etwas „Dreckiges“ seien und steht außerdem in der Kritik klassistisch, rassistisch und „fatphobic“ zu sein.
4. Lerne, deinen Körper anders wertzuschätzen
Das kannst du zum Beispiel durch Bewegung tun. Physische Aktivität kann laut Medical News Today das Vertrauen in die eigene Kraft und Beweglichkeit stärken und zum geistigen und körperlichen Wohlbefinden beitragen. Sie soll auch Gefühle von Angst und Depression verringern können.
Wichtig dabei ist, dass du mit Sport oder anderer körperlichen Betätigungen nicht das Ziel verfolgst, deinen Körper optisch zu verändern. Fokussiere dich dabei stattdessen auf das Erlernen und Verbessern von physischen Fähigkeiten. Du kannst dir beispielsweise vornehmen, einen Handstand zu meistern, in einer schwierigen Yoga-Pose sicher zu sein oder Jonglieren zu lernen.
Im Jahr 2015 fanden Forschende heraus, dass Menschen, die aus funktionalen Gründen Sport treiben (zum Beispiel für die Fitness, Beweglichkeit oder Gleichgewicht) eher ein positives Körperbild haben. Diejenigen, die trainieren, um ihr Aussehen zu verbessern, hätten ein weniger positives Körpergefühl.
5. Wähle deine Worte mit Bedacht
In zwanglosen Gesprächen mit Freund:innen oder der Familie geht es oft auf negative Weise um den eigenen oder den Körper von anderen Personen. Dabei lässt man fast wie nebenbei kritische körperbezogene Kommentare fallen. Wenn Menschen darüber sprechen, wie „dick“ sie sich fühlen oder welche „Problemzonen“ sie haben, sind dies zwar nur ein paar kleine Wörter, die aber eine große Auswirkung haben können. Oftmals beinhalten sie nämlich eine abwertende Haltung gegenüber dem eigenen Körper und sind damit eine Form des Body Shaming.
Dieser „Fat Talk“ kann laut Studien zu weiteren negativen Gefühlen, schlechter Stimmung oder einem problematischen Essverhalten führen. Dahingegen steht Mitgefühl mit dem eigenen Körper in Verbindung mit einem verbesserten Essverhalten.
Übe dich also darin, deinen eigenen Körper und den Körper anderer Personen in Gesprächen und dir selbst gegenüber nicht zu kommentieren – besonders dann nicht, wenn es sich um abwertende Kommentare handeln würde. Lenke abwertende körperbezogene Gedanken zudem um: Statt zu sagen, dass deine Arme „zu dick“ sind, kannst du probieren, sie hinsichtlich ihrer anderen Eigenschaften zu beschreiben: Deine Arme sind auch stark und erlauben es dir, viele Dinge zu tun, bei denen es keine Rolle spielt, wie sie aussehen.
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