Möchtest du gerne wissen, was hinter dem Begriff „Geburtshaus“ steckt? Wir haben alles Wissenswerte über die Alternative zur Kreißsaalgeburt im Überblick.
Über 98 Prozent der Geburten finden in Deutschland im Krankenhaus statt. Es gibt darüber hinaus jedoch zwei Alternativen, dein Kind auf die Welt zu bringen: Eine Möglichkeit ist die Hausgeburt. Die andere Möglichkeit ist die Geburt in einem Geburtshaus.
Was ist ein Geburtshaus?
Geburtshäuser gibt es in Deutschland seit über 30 Jahren. Diese Häuser sind Einrichtungen, die allein von Hebammen geleitet werden. Hier können Schwangere ambulant ihr Kind zur Welt bringen. Anders als in einem Krankenhaus ist jedoch keine Ärztin oder kein Arzt da, um bei Komplikationen einzugreifen.
Ganzheitlich betreut: Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
Die Hebammen des Geburtshauses unterstützen dich während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts:
- Schon zu Beginn der Schwangerschaft solltest du den Kontakt zu einem Geburtshaus in deiner Nähe suchen. Bespreche dich dazu auch mit deiner Frauenärztin/ deinem Frauenarzt.
- Im ersten Gespräch im Geburtshaus besprechen die Hebammen mit dir, ob das Geburtshaus der ideale Ort für die Geburt deines Kindes sein kann. Sie klären dich über den Ablauf und die Risiken auf. Hast du eine Vorerkrankung oder kam es schon zu Komplikationen in der Schwangerschaft, wird dir die Hebamme von einer Geburt im Geburtshaus abraten.
- In Bis zur Geburt unterstützt dich die Hebamme mit Gesprächen und macht die notwendigen Vorsorgeuntersuchungen. Dadurch baust du zu deiner Hebamme schon frühzeitig eine vertrauensvolle Beziehung auf, die dir später die Geburt erleichtern kann.
- Außerdem bieten Geburtshäuser verschiedene Schwangerschaftskurse an, wie zum Beispiel Geburtsvorbereitungskurse, Massagekurse oder Erste-Hilfe-Kurse für dein Baby.
Achtung: Die Ultraschalluntersuchungen machen jedoch weiterhin die behandelnden Gynäkolog*innen, die im Idealfall mit den Hebammen kooperieren.
- Die Geburt selbst findet ambulant statt und ihr geht nach einer kurzen Erholungspause nach der Geburt nach Hause.
- Auch nach der Geburt begleitet das Geburtshaus dich und dein Kind im Wochenbett mit regelmäßigen Hausbesuchen.
Die rechtliche Lage eines Geburtshauses
Geburtshäuser sind seit 2007 gesetzlich im SGB V (fünftes Sozialgesetzbuch) verankert. Die Pauschale, die für die Geburt anfällt, wird von den Krankenkassen übernommen.
- Tipp: Möchtest du gerne in einem Geburtshaus dein Kind zur Welt bringen? Frage im Vorfeld bei deiner Krankenkasse nach, welche Kosten (z.B. Hebammen-Rufbereitschaft) übernommen werden.
- Die Geburtshäuser sind übrigens unter ständiger Kontrolle durch QUAG (Gesellschaft für Qualität in der außenklinischen Geburtshilfe e. V.). So kann ein Qualitätsstandard für die Geburtshäuser in Deutschland sichergestellt werden.
Das sind die Vorteile eines Geburtshauses
Findest du das Konzept vom Geburtshaus interessant und könntest du dir auch eine Geburt im Geburtshaus vorstellen? Wir haben nun abschließend die Vor- und Nachteile für dich im Überblick:
Das sind die Vorteile einer Geburt im Geburtshaus:
- Durch die intensive Vorgespräche und Kurse hast du bereits vor der Geburt eine Beziehung zu deiner Hebamme aufgebaut. Diese Vertrauensebene kann dir die Geburt erleichtern. Im Gegensatz zu einem Krankenhaus bist du im Geburtshaus nicht nur eine Gebärende von Vielen.
- Im Geburtshaus betreut dich eine Hebamme eine Gebärende und kann sie so viel intensiver und individueller betreuen (1:1 Betreuung kann im Krankenhaus nicht garantiert werden und ist eher die Ausnahme als die Regel).
- Geburtshäuser haben eine schöne Atmosphäre und sind – trotz ihrer Funktionalität – gemütlich eingerichtet. Du musst keine Angst vor einem sterilen Raum haben, was dich durchaus im Vorfeld entspannen kann.
- Du kannst ambulant entbinden und musst nicht im Krankenhaus bleiben. Die Ruhe zuhause kann helfen, die Bindung zu deinem Baby leichter aufzubauen.
- Du wirst während der gesamten Zeit (Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett) vom gleichen Hebammenteam begleitet – das schafft Vertrauen.
Die Nachteile einer Geburtshausgeburt
Es gibt aber auch Nachteile, die du beachten solltest:
- Der grundlegendste Nachteil bei einer Geburt im Geburtshaus ist, dass im Notfall keine Ärztin/ kein Arzt sofort da ist. Das Gleiche gilt auch für die Hausgeburt. Zwar haben die Hebammen in Geburtshäusern viel Erfahrung und sind für Notfälle ausgebildet, aber Eingriffe wie zum Beispiel einen Kaiserschnitt können sie nicht durchführen. Im Krankenhaus wäre jedoch eine Ärztin/ ein Arzt bei Komplikationen sofort anwesend, um schnellstmöglich einzugreifen.
- Das medizinische Equipment für eine eventuelle Operation fehlt im Geburtshaus.
- Es ist kein Kinderarzt/ keine Kinderärztin anwesend.
Hinweis: Die Zeit ist ein wichtiger Faktor bei der Sterberate von Neugeborenen: Die E-E-Zeit (Entscheidung eines Eingriffs bis zur Entbindung im Notfall) darf nach der gesetzlichen Qualitätssicherung in Deutschland nicht länger als zwanzig Minuten dauern.
- Bei einem Notfall wird dich deine Hebamme ins Krankenhaus begleiten, um dort die Geburt zu vollenden oder dich an die Kolleginnen vor Ort zu übergeben. Die meisten Geburtshäuser liegen in der Nähe größerer Krankenhäuser und haben eine Kooperation mit diesen. Doch anders als bei einer Geburt im Krankenhaus kommt noch die Fahrtzeit hinzu, bis der Notfall behandelt werden kann.
Wäge die Vor- und Nachteile ab und informiere dich gründlich. Letztendlich ist wichtig, dass du dich bei deiner Geburt sicher fühlst und dir der Risiken bewusst bist, die auftreten können. Einen Überblick über Geburtshäuser in deiner Nähe findest du hier.
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