An Hagebutte oder Hibiskus denkt niemand, wenn von Superfood die Rede ist. Dabei sind die beiden bei uns heimischen Gewächse durchaus große Vitamin-Lieferanten und auch sonst als Heilpflanzen zu gebrauchen.
Hibiskus – damit assoziieren die meisten zuerst einmal Bilder von Frühling und von schönen, rosafarbenen oder weißen Blüten an Ziersträuchern in Gärten. Oder Topfpflanzen am Balkon, die alljährlich das Auge erfreuen. Aber als Superfood wird die Pflanze aus der Hibiskus-Familie selten eingestuft.
Hibiskus ist essbar? Nun, nicht ganz, aber in die (Tee-)Tasse kommen die Blüten häufiger als gedacht. Und meist gemeinsam mit einer anderen, wenig beachteten Frucht: der Hagebutte. Die orange bis leuchtend rote Frucht der wilden Rosen ist im Spätherbst überall in Hecken, Waldrändern und Windschutzgürteln zu sehen. Niemand scheint sich für die Vitamin-C-Bomben zu interessieren, maximal noch als Zierelement an Adventskränzen und anderen winterlichen Gestecken. Schade eigentlich, denn das dynamische Duo kann mehr als nur hübsch blühen im Frühling und bunte Früchte liefern im Herbst.
Karkade, die Hibiskus-Pflanze für den Tee
Hibiskus gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) und ist eine von geschätzten 200 bis 675 Unterarten. Unter Hibiskus werden mehrere Arten verstanden, als Tee- und Heilpflanze wird aber ausschließlich Hibiscus sabdariffa eingesetzt. Andere Name für diese Hibiskus-Art sind Roselle, Karkade oder Afrikanische Malve. Auf Deutsch heißen die Malvengewächse eigentlich Eibisch. Der alte deutsche Begriff dafür wird allerdings nur noch selten verwendet, meist im Zusammenhang mit dem Einsatz in der Kräuterheilkunde.
Andere Hibiskus-Arten werden wegen ihrer schönen, großen Blüten im Frühjahr gerne als Zierpflanzen in Gärten, Parks, Innenräumen oder auf dem Balkon eingesetzt. Ursprünglich stammt die Malvenart aus Asien, heute sind die verschiedenen Hibiskus-Varianten in allen tropischen und subtropischen Regionen der Erde zu finden. Sie kommen als ein- oder mehrjährige krautige Pflanzen, Sträucher oder Bäume vor. Der in der Volksmedizin als Heilpflanze genutzte Hibiskus (Hibiscus sabdariffa oder Roselle) gehört zu den einjährigen, krautigen Vertretern. Da die Pflanze aus warmen Gegenden stammt, ist sie eher selten winterhart und sollte daher drinnen überwintern.
Ernte, Verarbeitung und Verwendung des Hibiskus
Geerntet wird Hibiskus zur jeweiligen Blütezeit. Die Hibiskus-Pflanze kann über drei Meter hoch werden, sie weist mehrere, große Blüten auf. Diese verändern zur Samenreife hin ihrer Farbe in ein tiefes, leuchtendes Dunkelrot, der Blütenkelch wird fleischig. Das ist der ideale Erntezeitpunkt für den Hibiskus. Anschließend werden die Blüten getrocknet und zur weiteren Verwendung aufbewahrt. Hibiskus-Blüten schmecken angenehm und leicht säuerlich und färben intensiv rot. Die Blüten sind daher beliebter Zusatz in Süßspeisen, Tees, Marmeladen, Likören oder in indischen Currys. Aus den Pflanzenstielen gewinnt man die faserigen Bestandteile, die sich wie Jute verarbeiten lassen. Hibiskus wird daher gerne in Entwicklungsländern angebaut, um die Abhängigkeit von Juteimporten zu verringern.
Wirkung von Hibiskus als Heilpflanze
Hibiskus in der Sabdariffa-Variante wird hauptsächlich wegen seines Geschmacks und seiner Farbe als Lebensmittel eingesetzt. Dennoch enthalten die Blüten viel Vitamin C und sollen darüber hinaus auch schleimlösend wirken. Damit soll Hibiskus bei Erkältungskrankheiten helfen. Bekannt ist das vielleicht noch von den Eibisch-Bonbons oder dem Eibisch-Tee, den uns Oma immer bei Husten empfohlen hat. Zudem soll Hibiskus noch eine kreislaufanregende, abführende, appetitanregende und harntreibende Wirkung haben.
Wissenschaftlich untersucht wurden aber vor allem zwei Wirkspektren von Hibiskus: die Senkung des Blutdrucks und der Lipide. So haben fünf Forscher herausgefunden, dass drei Tassen Tee mit Hibiskus pro Tag einen zu hohen Blutdruck tatsächlich senken können. Ein endgültiger Beweis für die Wirksamkeit ist das freilich nicht, kann aber als guter Hinweis dafür gelten. Nebenwirkungen sind beim Konsum von Hibiskus-Tee nicht bekannt, er gilt im Sudan und angrenzenden Regionen als Erfrischungsgetränk.
Botanisches Wissen über die Hagebutte
Die Hagebutte, unter anderem auch als Hägen, Hiefe, Hiffen, Hetscherl oder Hetschepetsche bekannt, ist die Frucht aller Rosenarten, egal ob Zuchtrosen oder Wildrosen. Es handelt sich dabei nicht um echte Früchte, sondern um Sammelnussfrüchte. Sie dienen als eine Art natürlicher Behälter für die haarigen Samen (Nüsschen) mit Widerhaken.
Obwohl alle Rosenarten Hagebutten bilden, ist das, was wir unter „Hagebutte“ im Allgemeinen verstehen, die Frucht der wilden Hundsrose (Rosa canina). Diese Rosenart ist die am weitesten verbreitete wilde Rose in Europa. Sie wächst meist in Hecken – das steckt mit dem Wortteil „Hage“ auch in der Hagebutte. Die Kletterpflanze, die bis zu fünf Meter hoch und 300 Jahre alt werden kann, wächst außer im Gebirge auf fast allen Böden. Im Frühling blüht sie mit kleinen, nicht gefüllten Rosen. Im Herbst bildet sie die charakteristischen, orangen bis leuchtend roten Früchte – die Hagebutten.
Ernte und Verwendung der Hagebutte
Die Hagebutte ist ungiftig und kann sowohl roh als auch verarbeitet verzehrt werden. Wenn die Früchte am Strauch bleiben, sind sie ausgesprochen haltbar und oft auch im Frühling noch genießbar. Geerntet werden müssen die Scheinfrüchte mit der Hand. Eine reife Hagebutte lässt sich leicht vom Stil entfernen – so kannst du sicher sein, nur reife Früchte zu pflücken. Im Prinzip beginnt die Erntezeit der Hagebutte etwa Mitte Oktober und dauert bis Ende März. Nach dem ersten Frost setzt die Hagebutte besonders viel Zucker frei und schmeckt dann süßer.
Die Hagebutte kannst du fast überall sammeln. Achte aber darauf, dass nicht gleich daneben ein Feld liegt, das mit Spritzmitteln und Pestiziden behandelt wurde. Auch neben stark befahrenen Straßen solltest du sie nicht pflücken.
Verwenden kannst du die Hagebutte mit oder ohne Nüsschen entweder frisch, als Hagebuttentee, Hagebuttenöl oder in diversen Rezepten. Und noch eine „Verwendung“ gibt es, die du vielleicht aus deiner Kindheit kennst: Wegen der Widerhaken an den Samen lässt sich aus der Hagebutte auch ein „Juckpulver“ herstellen.
Marmelade und andere Rezepte mit der Hagebutte
Hagebuttenmarmelade ist eine ausgezeichnete Abwechslung am Frühstückstisch und sehr reich an Vitamin C. Dafür werden die Hagebutten halbiert und die Nüsschen vollständig entfernt, diese würden sonst beim Verzehr ziemlich stören. Die äußeren Hüllen werden anschließend wie jedes andere Obst auch zu Konfitüre eingekocht. Andere Ideen zum Kochen mit der Hagebutte sind zum Beispiel eine Hagebuttensuppe, Hagebuttenlikör oder eingelegte Früchte.
Hagebuttenöl macht schön
Aus der Hagebutte lässt sich auch Hagebuttenöl gewinnen. Dazu presst man die echten Samen der Hagebutte mechanisch oder extrahiert das Öl chemisch. Kühl und dunkel gelagert und meist mit Vitamin E stabilisiert hält das hellgelbe bis orangerote Öl etwa ein Jahr. Hagebuttenöl hilft besonders gut gegen trockene, rissige Haut und bei der Wundheilung. Es wird daher sowohl medizinisch, etwa bei Psoriasis (Schuppenflechte) und Verbrennung, als auch in der Kosmetik, beispielsweise in Anti-Falten-Cremes eingesetzt.
Hagebuttentee, der Klassiker
Die bekannteste Verwendung der Hagebutte ist aber sicherlich der Hagebuttentee. Für eine Tasse übergießt du etwa 2 g getrocknete Früchte mit heißem Wasser und lässt das ein paar Minuten ziehen. Der Tee aus der Hagebutte schmeckt angenehm erfrischend-säuerlich, weswegen die Früchte auch gerne als Geschmacksverbesserer in Tees eingesetzt werden. War aber auf das Vitamin C der Hagebutte als Mittel gegen Erkältungen setzt, der ist beim Tee falsch. Zum einen verringert sich der Vitamin-C-Gehalt mit der Lagerung stark. Zum anderen ist das Vitamin nicht hitzebeständig. Besser wirken hier Marmelade oder Gelee aus Hagebutte oder die frischen Früchte.
Welche Wirkung hat Hagebutte?
Welche Wirkung hat die Hagebutte denn nun? Ist Hagebutte wirklich gesund? Gesund sind die Früchte, wenn sie nicht gerade voller Spritzmittel oder Abgase sind, in frischem Zustand auf jeden Fall. Sie stecken voller Vitamin C, enthalten außerdem noch verschiedene Fruchtsäuren, Pektine, Carotinoide und Gerbstoffe. Insgesamt hat die Hagebutte eine antioxidative Wirkung. So wurde festgestellt, dass die Scheinfrüchte des Rosenstrauchs sich positiv auf den Blutdruck und den Cholesterinspiegel auswirken.
Auch bei Arthrose verspricht die Hagebutte laut einer Metastudie Linderung. Dies ist wahrscheinlich auf die Fruchtsäuren zurückzuführen, muss aber noch eingehender erforscht werden. Vielleicht kann das ja an tierischen „Versuchsobjekten“ beobachtet werden – die Hagebutte wird schon seit vielen Jahren als begleitende Therapie für Pferde mit Beschwerden in den Gelenken eingesetzt.
Wo kann ich Hibiskus und Hagebutten kaufen?
Die Hagebutte kaufst du am besten nicht, sondern sammelst sie an geeigneten Stellen selbst. Wer die roten Scheinfrüchte in größeren Mengen braucht, kann sie getrocknet in Reformhäusern, Bio-Läden, Drogeriemärkten, Apotheken und natürlich in diversen Onlineshops kaufen. Da der Hibiskus für den Tee in unseren Breitengraden nicht wächst, muss er getrocknet und geschnitten gekauft werden. Du bekommst ihn überall dort, wo auch Hagebutte verkauft wird.
Natürlich kannst du dir auch eine Hibiskus-Pflanze ins Wohnzimmer stellen, allerdings reichen die Blüten nicht sehr lange. Beim Kauf von Hagebutte und Hibiskus ist vor allem auf Bio-Qualität zu achten – niemand will Spritzmittel und Pestizide im Tee. Bei Hagebutte solltest du auch auf die Herkunft achten. Übrigens gibt es auch Hibiskus aus deutschen Glashäusern. Ein Blick auf das Etikett verrät die Herkunft und hilft, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Fazit des dynamischen Tee-Duos
Sowohl der Hibiskus als auch die Hagebutte ist kein Superfood im engeren Sinne. Aber daraus erzeugter Tee schmeckt gut, erfrischt und kann Immunsystem und Stoffwechsel ankurbeln. Bei frischer Hagebutte kommen noch eine mögliche Wirkung gegen Arthrose und ein hoher Vitamin C-Gehalt hinzu. Alles in allem sind die beiden unterschätzten Pflanzen einen Versuch wert und aus ökologischer Sicht relativ unbedenklich.
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