Nagellack entfernen, ohne Nagellackentferner zu verwenden? Im Internet finden sich dafür einige Möglichkeiten. Wir haben im Praxistest überprüft, wie gut die Tipps wirklich funktionieren.
Nagellack entfernen ohne Nagellackentferner – das klingt ungewöhnlich, ist aber möglich. Damit ein alternatives Mittel als Ersatz für Nagellackentferner infrage kommt, sollte es stark genug sein, um es mit der fest sitzenden Lackschicht aufnehmen können. Ökotest beispielsweise weist darauf hin, dass Nagellackentferner in der Regel eine gewisse Aggressivität an den Tag legen müssen, um zu funktionieren.
Ein Blick auf die Inhaltsstoffe von Nagellack verschafft dir eine grobe Orientierung, welche chemische Zusammensetzung Alternativen haben müssen. Nagellack ist im Grunde ein Gemisch aus Nitrocellulose, Harzen und Farbstoffen. Damit du den Lack leicht mit dem Pinsel auftragen kannst, halten Weichmacher und Lösungsmittel die Masse flüssig.
Nagellack entfernen ohne Nagellackentferner: Das müssen Alternativen können
Die Lösungsmittel, die Kosmetikfirmen üblicherweise in Nagellacken verwenden, sind Acetate und Isopropanol, ein Alkohol. Diese beiden Arten von Lösungsmitteln sind daher auch in den handelsüblichen Nagellackentfernern zu finden.
Wenn du Nagellack entfernen möchtest, ohne Nagellackentferner zu verwenden, könnten demnach Produkte mit ähnlichen Inhaltsstoffen eine Alternative sein. Im Internet findest du einige Tipps, die einfache Mittel aus Bad oder Küche verwenden, um Nagellack zu entfernen.
Wir haben uns die gängigsten Tipps genauer angeschaut und getestet, was tatsächlich funktioniert und was eher in Richtung Wunschdenken geht. Bei unseren Versuchen soll das jeweilige Mittel den Nagellack sauber entfernen können, ohne dass es dabei nötig ist, den Lack abzupulen. Die Nägel sind im Test nur mit einer Schicht Nagellack versehen. Auf Unter- oder Überlack haben wir verzichtet.
Nagellack entfernen mit Haarspray oder Deo-Spray: Klappt
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Bei diesem Tipp kommt Alkohol als Lösungsmittel zum Einsatz. Fast alle kosmetischen Sprays enthalten in irgendeiner Form Alkohol – beispielsweise Haarspray, Haarlack oder Deo-Spray.
Vorgehensweise im Test:
- Lege einen sauberen Wattepad oder ein Taschentuch griffbereit, denn es muss gleich zügig gehen.
- Sprühe das Mittel mit der Spraydose direkt aus wenigen Zentimetern Entfernung auf den Fingernagel. Der Nagel soll dabei richtig nass werden, damit der Alkohol wirken kann.
- Wische dann sofort mit dem Wattepad über den Nagel und der Nagellack beginnt sich zu lösen.
- Wiederhole den Vorgang mehrmals, bis der Nagellack entfernt ist.
Resultat: Die Alkohole in Haarspray oder Deo-Spray entfernen den Nagellack fast so gut wie ein Nagellackentferner.
Nach mehreren Durchgängen ließ sich der Nagellack mit Haarspray und Deospray fast vollständig entfernen. Etwas Lack hielt sich hartnäckig an den Nagelrändern. Mit leichtem Rubbeln ließen sich die Ränder jedoch auch noch säubern.
Nagellack entfernen mit Parfum oder Körperspray: Klappt
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Auch bei diesem Tipp ist der Alkohol im Parfum oder Körperspray der entscheidende Faktor. Die Vorgehensweise ist identisch wie beim ersten Tipp.
Resultat für Körperspray und Parfum: Die Wirkung fiel sehr ähnlich aus wie bei Haarspray oder Deo-Spray. Nach etwa drei bis vier Malen ließ sich der Nagellack entfernen. Etwas mehr Aufwand bereiteten allerdings die Nagelränder. Der Nagellack ließ sich hier nur mit größerem Aufwand entfernen.
Achtung Kostenfaktor! Bei dieser Alternative solltest du dir überlegen, ob du ein womöglich hochpreisiges Parfum als Nagellackentferner verbrauchen möchtest. Benutzt du ein Markenparfum, um Nagellackentferner ohne Nagellack zu entfernen, kann dich das langfristig teuer zu stehen kommen.
Nagellack entfernen mit trinkbarem Alkohol: Klappt nicht
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Eine weitere Empfehlung, die auf Alkohol als alternativen Nagellackentferner setzt, sind klare, hochprozentige Getränke. Die Tipps im Internet nennen beispielsweise gebrannte Schnäpse oder Wodka.
Vorgehensweise im Test:
- Tränke einen sauberen Wattepad gut mit dem Alkohol.
- Drücke den nassen Wattepad auf den Nagel und lasse ihn mehrere Minuten einwirken. So hat der Alkohol Zeit, den Nagellack zu lösen.
- Reibe anschließend mehrere Male fest über den Nagellack.
Resultat: Der Nagellack lässt sich fast nicht ablösen. Allenfalls an einigen Stellen verblasste die Farbe und ließ sich etwas abreiben.
Alles in allem war das Ergebnis nicht überzeugend. Trinkbarer Alkohol eignet sich nicht als Nagellackentferner.
Nagellack mit Nagellack entfernen: Klappt kaum
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Einen Nagellack verwenden, um einen schon aufgetragenen Lack zu entfernen? Warum nicht? Jeder Nagellack enthält eigentlich schon die benötigten Lösungsmittel. Im Grunde unterscheiden sie nur durch das Mischverhältnis. Im Nagellack sind die Lösungsmittel schwächer konzentriert als in einem handelsüblichen Nagellackentferner. Wir haben Nagellack als Nagellackentferner ausprobiert:
Vorgehensweise im Test:
- Lege einen sauberen Wattepad oder ein Taschentuch griffbereit hin. Auch bei dieser Methode ist Schnelligkeit gefragt, denn die Lösungsmittel verflüchtigen sich rasch.
- Trage einen hellen Lack auf den schon lackierten Fingernagel auf.
- Wische mit dem Wattepad sofort über den Nagel. Dabei ist etwas Druck notwendig, um den farbigen Lack zu entfernen.
Resultat: Der farbige Nagellack lässt sich mit Nagellack wieder entfernen. Allerdings bleibt an seiner Stelle ein Schimmer des neuen Lacks auf dem Nagel zurück. Die Problemzone sind wieder die Nagelränder. Hier klebt der alte Nagellack fest.
Der Tipp funktioniert also nur bedingt. Vielleicht eignet sich die Methode, um einen Patzer im alten Lack auszubessern. Für solche Fälle ist ein transparenter oder neutraler Lack als Entferner zu empfehlen.
Nagellack entfernen mit Essig und Zitronensaft: Klappt nicht
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Nagellack entfernen ohne Nagellackentferner und nur mit natürlichen Mitteln wie Essigsäure und Zitronensaft? Ein schöner Gedanke. Aber was ist dran?
Essig ist im Grunde vergorener Alkohol, der noch mit Wasser verdünnt sein kann. Wir haben ausprobiert, ob die Alkohole und Säuren im Essig-Zitrone-Gemisch ausreichend Kraft besitzen, um den Nagellack zu lösen.
Vorgehensweise im Test:
- Vermische in einem kleinen Gefäß den Saft einer halben Zitrone mit soviel Weißweinessig, dass der eingetauchte Fingernagel vollständig bedeckt ist.
- Halte den Finger für etwa fünf Minuten in das Essig-Zitrone-Bad. Das Gemisch soll ausgiebig einwirken können.
- Danach sollte sich der Lack theoretisch lösen lassen. Auch nach kräftigem Rubbeln mit einem Wattepad bleibt der Nagellack aber unverändert auf dem Fingernagel.
Resultat: Der Nagellack lässt sich mit Essig und Zitronensaft nicht entfernen. Der Tipp, den Nagellack ohne Nagellackentferner und nur mit Haushaltsmitteln zu entfernen, funktioniert nicht.
Mit Zahnpasta Nagellack entfernen: Klappt nicht
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Dieser Tipp mutet schon etwas seltsam an. In keiner gebräuchlichen Zahnpasta sollten Lösungsmittel wie Alkohol oder Aceton enthalten sein. Damit scheiden die erfolgversprechenden Lösungsmittel schon mal aus. Kann Zahnpasta also Nagellack entfernen, ohne dass Nagellackentferner nötig ist?
Vorgehensweise im Test:
- Drücke ein etwa einen Zentimeter langes Stück Zahnpasta auf einen Wattepad und verteile die Zahnpasta etwas auf dem Pad.
- Reibe mit dem Wattepad ausgiebig auf dem Fingernagel hin und her.
Resultat: Auch nach fünf Minuten war keine Veränderung am Nagellack festzustellen. Der Nagellack lässt sich mit Zahnpasta nicht entfernen. Der Tipp funktioniert nicht.
Fazit
(Foto: Utopia/MartinaNaumann)
Der Praxistest zeigt: Nagellack ohne aggressive Lösungsmittel zu entfernen, ist fast nicht möglich.
Als erfolgreiche Alternative erwiesen sich im Test nur Mittel, die ebenfalls solche aggressiven Zusätze enthalten – wie eben Haarspray, Deo-Spray oder Duftsprays. Für kleinere, schnelle Reparaturen am Nagellack kannst du auch mit einem Klarlack durchaus gute Ergebnisse erzielen. Die schonenden Methoden konnten dagegen keine Erfolge verzeichnen.
Damit bleibt das Problem bestehen, dass die Lösungsmittel im Nagellackentferner die Nägel und Haut schädigen können. Auch die Inhaltsstoffe von Haarspray und Co. bringen keine wirkliche Verbesserung der Situation. Die Mittel trockenen ebenfalls aus. Außerdem können die enthaltenen Chemikalien die Haut noch zusätzlich strapazieren.
Ökotest empfiehlt daher, Produkte wie Nagellackentferner nicht zu häufig zu verwenden. Aus Sicht der Tester:innen besteht auch zwischen acetonfreien und acetonhaltigen Nagellackentfernern kein wesentlicher Unterschied, was die Hautfreundlichkeit betrifft. Gönne deinen Nägeln daher öfter mal eine Auszeit vom Nagellack.
Übrigens: Auch die Nagellacke selbst können dazu beitragen, dass die Nägel austrocknen und splittern. Viele Nagellacke enthalten zudem gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe. Darunter sind zum Beispiel Phthalate, Toluol oder Formaldehyd. Diese drei Stoffe sind in Bio-Nagellacken mit der Angabe „3-free“ nicht enthalten. Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe schließen Bio-Lacke mit der Angabe „4-free“ oder „5-free“ aus.
Bio-Nagellacke erhältst du zum Beispiel von Naturkosmetik-Marken. Naturkosmetik-Siegel können dir eine Orientierungshilfe bei deinen Einkäufen geben.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Nagellack entsorgen: So geht es richtig
- Nagelhaut entfernen: Das solltest du beachten
- Handmassage: Anleitung für eine wohltuende Massage
Überarbeitet von Philipp Multhaupt
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