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Ist Mülltrennung sinnvoll – oder wird alles wieder zusammengeworfen?

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Foto: CC0 Public Domain - Pixabay/ mannfredrichter

„Der Müll wird doch eh wieder zusammengeworfen.“ So klingt eine beliebte Ausrede, wenn es darum geht, Abfall zu sortieren. Stimmt das – oder ist Mülltrennung doch sinnvoll? Wir haben mit Expert:innen gesprochen.

Jede:r von uns hat schon einmal die Müllabfuhr bei der Arbeit gesehen. Die schnappen sich Tonne um Tonne unseres Abfalls – und schmeißen dann alles durcheinander in das Müllauto?

Nein, ganz so läuft es nicht ab. Denn in vielen Müllwagen gibt es verschiedene Kammern für die unterschiedlichen Arten von Müll. Andere holen immer nur eine Art von Müll auf einmal ab. Für unterschiedliche Müllarten kann – sogar am gleichen Tag – dasselbe Müllauto eingesetzt werden. Auch das kann den Eindruck erwecken, dass getrennter Müll zusammengeworfen werde – obwohl das nicht der Fall ist.

Lässt sich also ausschließen, dass getrennte Müllsorten gemeinsam entsorgt werden? Ganz so leicht ist es nicht.

In Deutschland erledigen meist kommunale oder private Unternehmen die Müllabfuhr. Je nach Wohnort sind also unterschiedliche Unternehmen dafür zuständig, den Müll abzuholen. Utopia hat beim Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) nachgefragt, welcher in München unter anderem Restmüll, Altpapier beziehungsweise Kartonagen und Bioabfälle abholt. Eine Pressesprecherin erklärte, Papier- und Bioabfälle würden konsequent getrennt gesammelt und danach recycelt. Doch es gibt Ausnahmefälle – nämlich „wenn der Inhalt der Tonne so verunreinigt ist, dass er nicht mehr als Altpapier oder Bioabfall weiter verwertet werden kann.“ Als Beispiele für Verunreinigungen nannte sie Plastiktüten oder andere Fremdstoffe. In diesem Fall würde der gesammelte Bio- oder Papiermüll tatsächlich gemeinsam mit dem Restmüll entsorgt.

In der Regel findet im Müllauto also eine sinnvolle Mülltrennung statt. Aber was passiert denn danach mit unserem Müll?

Ist Mülltrennung sinnvoll?

Wird der getrennte Müll zu einem späteren Zeitpunkt wieder zusammengeworfen? Das könne man guten Gewissens verneinen, erklärt Christian Langholz vom Umweltbundesamt gegenüber Utopia. Ihm zufolge wäre das sowohl ökologisch als auch ökonomisch unsinnig, weil Abfälle begehrte Rohstoffquellen und Handelsgüter sind. „Je sortenreiner ein Abfallstrom ist, desto besser ist er zur Weiterverarbeitung geeignet.“

Darüber hinaus gäbe es in Deutschland zahlreiche Gesetze und Richtlinien zur Sammlung, Sortierung und Verwertung von Abfällen mit unterschiedlichen Kontroll- und Meldemechanismen, so Langholz. „Die Nichteinhaltung dieser Vorgaben ist sowohl auf europäischer Seite als auch national mit teils empfindlichen Sanktionen belegt.“ Mülltrennung ist also für die Entsorgungsbetriebe auch sinnvoll, um Geldstrafen zu vermeiden.

Was mit unserem Müll wirklich passiert

Wie genau Müll getrennt wird, legen die einzelnen Kommunen fest. In München wird zum Beispiel nach Restmüll (graue Tonne), Bioabfälle (braune Tonne/ Biotonne) und Altpapier/Kartonagen (blaue Tonne) sortiert. Durch Mülltrennung sortierte Abfälle werden nach Möglichkeit sinnvoll weiterverwertet:

  • Aus den Bioabfällen wird Biogas (und somit Strom) sowie Kompost gewonnen.
  • Altpapier wird zu einem hohen Anteil wieder zu neuem Papier verarbeitet.
  • Der Restmüll kann zwar nicht direkt recycelt werden, wird aber in einem Heizkraftwerk verbrannt und die Energie für Strom und Fernwärme genutzt. „Damit werden pro Jahr rund 150.000 Münchner Haushalte versorgt“, so die Pressesprecherin der AWM gegenüber Utopia.

Das klingt sehr positiv, bedeutet aber nicht, dass unser Müll keine Probleme darstellt. Denn einerseits kann der Recyclingablauf von Stadt zu Stadt stark variieren. Andererseits entstehen bei der Müllverbrennung unter anderem toxische Stoffe.

Und der Kunststoffmüll? Der wird in München an Wertstoffinseln gesammelt. Viele andere Gemeinden holen ihn direkt von den Haushalten ab, zum Beispiel als gelbe Tonne oder gelben Sack. Auch dieser wird recycelt – allerdings nicht zu 100 Prozent. Laut dem Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung wurden 2017 (neuste Zahlen) gerade einmal 15,6 Prozent des Kunststoffmülls wiederverwertet. Für 2019 gibt eine Studie des Marktforschungsunternehmens Conversio an, dass nur 1,95 Millionen Tonnen von insgesamt 6,28 Millionen Tonnen Plastikmüll in Deutschland als Rezyklat in der Kunststoffverarbeitung wiederverwendet wurden. Das liegt zum einen daran, dass der Müll oft zu stark verschmutzt ist, zum anderen können nur sortenreine Kunststoffe wiederverwendet werden. Für uns Verbraucher:innen heißt das: Plastikmüll richtig trennen und am besten vermeiden, wo es geht. Bei bestimmten Müllarten hat der Gesetzgeber nachgeschärft: Seit Januar 2022 müssen mindestens 63 Prozent der Kunststoffverpackungen ins Recycling gelangen, das schreibt das Verpackungsgesetz vor.

Utopia-Fazit: Mülltrennung ist sinnvoll, vermeiden ist besser

Abfälle zu sortieren mag auf den ersten Blick aufwändig oder kompliziert erscheinen. Trotzdem ist Mülltrennung sinnvoll. Und keine Sorge: Mit unseren Tipps zu Mülltrennung & Recycling hast du den Dreh schnell raus.

Noch besser für die Umwelt ist es übrigens, von Anfang an weniger Müll zu produzieren. Tipps dazu findest du hier: 7 einfache und effektive Zero-Waste-Ideen

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