Naturkosmetik aus fermentiertem Gemüse, mit Halal-Zertifizierung oder klimaneutral produziert: Neben den großen, bekannten Marken gibt es viele kleine Hersteller, die interessante Ideen haben. Wir stellen dir fünf davon vor.
Wenn du zertifizierte Naturkosmetik verwendest, tust du deinem Körper und der Umwelt einen Gefallen. Wahrscheinlich kennst du schon einige größere Hersteller aus unserer Utopia-Bestenliste – die meisten davon findest du in Drogerien und Supermärkten. Und zugegeben, die Auswahl ist bereits beachtlich.
Aber auch einige kleine Naturkosmetik-Labels haben richtig gute Ansätze. Oft müssen sie aber noch um die Anerkennung kämpfen, die sie verdient hätten. Hier stellen wir dir einige solcher Marken vor – drei aus Deutschland und zwei aus Österreich.
1. Hands on Veggies – Kosmetik aus fermentiertem Gemüse
Wer: Die Marke „Hands on Veggies“ ist nach der Premium-Marke „Pure Skin Food“ das zweite Aushängeschild des österreichischen Unternehmens No Planet B GmbH.
Was: Das Sortiment von Hands on Veggies umfasst Haarpflege für verschiedene Haartypen, Duschpflege und Körperpflege – und ist damit (gerade für ein junges Label) sehr bunt und vielfältig.
Wir haben in der Utopia-Redaktion einige Produkte ausprobiert: Das „Bio Extra Volumen Shampoo“ mit Chili & Tonerde schäumte gut und überzeugte mit einer interessanten Schärfe-Note im Duft. Den Geruch des Bio-Duschgels mit Avocadoöl fanden wir dagegen gewöhnungsbedürftig herb. Besonders gut gefiel uns das aluminiumfreie Bio-Sprühdeo mit Lavendel; es duftet frisch und wirkte bei uns zuverlässig.
Was daran besonders ist: Die Basis der Hands on Veggies-Produkte ist Gemüse – von Grünkohl bis Kürbis. Dafür setzt das Unternehmen ein spezielles Fermentationsverfahren ein, das zwei Vorteile bringt: Es sorgt für Haltbarkeit und ersetzt somit für Naturkosmetik zugelassene, synthetische Konservierungsmittel. Und auch die Pflegewirkung soll von den fermentierten pflanzlichen Inhaltsstoffen profitieren: Laut dem Hersteller wirkt etwa Chiliferment durchblutungsanregend und kräftigt Haar und Kopfhaut, Kürbisferment soll Feuchtigkeit spenden und sanft peelen.
Die Verpackung ist auffällig gestaltet, aber leider nicht so umweltfreundlich und „visionär“, wie es Hands on Veggies gerne hätte: Die Tuben bestehen aus Bioplastik, das aus Zuckerrohr statt aus Erdöl gewonnen wird und recycelbar ist. Aber in der Natur baut sich solches Bioplastik oft ähnlich langsam ab wie konventionelles Plastik. Fairerweise muss jedoch gesagt werden: Eine perfekt nachhaltige Verpackung für (flüssige) Kosmetik gibt es noch nicht – selbst Glas oder Refill-Systeme haben ihre Nachteile.
Die Hands on Veggies-Produkte enthalten zertifiziert biologische Inhaltsstoffe, sind vegan und tierversuchsfrei. Statt eines bekannten Siegels wie etwa Natrue haben sie das slowenische Bio-Zertifikat Egocea. Das Unternehmen begründet das auf Nachfrage damit, für die Abfüllung mit einem Partnerunternehmen in Slowenien zu kooperieren, und erklärt außerdem: „Bei Ecocert, Cosmos, etc. ist leider die Abwicklung sehr, sehr aufwändig und mit hohen Kosten verbunden, die für Start-ups wie uns nicht einfach zu stemmen sind.“
Kaufen: im eigenen Onlineshop, in ausgewählten Naturkosmetik-Onlineshops wie z.B. Ecco Verde**, bei Amazon** und bei einigen lokalen Verkaufsstellen (auf der Webseite zu finden).
2. Überwood – Haarpflege mit Kiefernholzextrakt
Wer: „Überwood“ ist eine Marke des thüringischen Familienunternehmens Ewald.
Was: Holz – genauer gesagt: Kiefernkernholz-Extrakt aus heimischen Hölzern – steckt in allen Überwood-Kosmetika. Die mit elf Artikeln eher kleine, aber interessante Produktpalette konzentriert sich auf Dusch-, Haar- und Babypflege: drei Shampoos, eine Shampoo-Duschgel-Kombination, ein Conditioner, eine Haarmaske, ein Haarfestiger, ein Haarwasser und zusätzlich ein Waschgel, eine Pflegelotion und ein Pflegeöl für Babies und Kids.
Was daran besonders ist: Die Naturkosmetik von Überwood ist vegan, von Natrue als Naturkosmetik zertifiziert und punktet durch regionale Herstellung in Thüringen. „Das Kiefernkernholz enthält ca. 80 Einzelsubstanzen, zu denen Flavanoide, ätherische Öle, Aminosäuren und Spurenelemente als unterstützende Wirkstoffe zählen“, schreibt der Hersteller auf seiner Website. Das verwendete Extrakt schütze, beruhige und pflege die Kopfhaut. Hinzu kommen Inhaltsstoffe wie Bier, Reiskeim-, Brennnessel-, Birken- oder Mate-Extrakt.
Das Kiefernholz wandert zum Teil auch in die Verpackung. Es stammt laut Überwood aus nachhaltiger Forstwirtschaft und wird für sogenanntes „Polywood“ verwendet, einer Verbindung aus Kunststoff und Naturfasern. Somit sind die Tuben und Spender letztlich aus Kunststoff, bei der Herstellung werden aber zumindest 40 Prozent Erdöl durch Holz ersetzt. Nach Angaben des Unternehmens ist die Produktion CO2-neutral.
Kaufen: im eigenen Onlineshop, online** bei BigGreenSmile, Amazon oder Douglas.
3. Ayluna – Orient trifft Okzident
Wer: Hinter dem Label „Ayluna“ (seit 2017 auf dem Markt) steht ein Ehepaar, das damit die Vision einer harmonischen Verbindung von Orient und Okzident verfolgt.
Was: Bei Ayluna findet man Haarpflege und Körperpflege mit klangvollen Namen wie Windhauch, Mondaufgang oder Zauberfrucht in vielen natürlichen Duftrichtungen. Das Sortiment ist breit gestreut und bietet unter anderem Shampoo, Haarspülung, Haaröl, Pflanzenhaarfarbe, Duschbad, Körperöl, Körperlotion und Badeschaum.
Was daran besonders ist: Die Produkte von Ayluna sind nicht nur vegan, tierversuchsfrei und nach dem strengen Standard Cosmos Organic zertifiziert. Sie sind auch halal – was für Naturkosmetik außergewöhnlich ist. Damit sollen Menschen verschiedenster Lebensstile angesprochen werden. Und auch für Nicht-Muslime hat die Halal-Zertifizierung einen großen Vorteil: Ayluna verzichtet konsequent auf Alkohol. Das macht die Produkte besonders verträglich und kommt Menschen mit empfindlicher Haut zugute.
Der Hersteller nutzt für die Rezepturen Pflanzen aus dem Orient wie Granatäpfel, Rosen, Zitronen, Feigen, Argannüsse und Henna – „wo immer möglich, in Bio-Qualität und natürlich zu fairen Bedingungen für die Anbauer.“ Die Inhaltsstoffe der Pflanzenhaarfarben sind zu 100 Prozent aus biologischem Anbau.
Bei der Verpackung ist noch Luft nach oben. Allerdings bemüht sich Ayluna sichtlich um ökologische Lösungen: Die Lavaerde („Ghassoul“) gibt es als Nachfüllpackung im 1,5 Kilo-Packpapierbeutel mit Nasskleber aus Kartoffelstärke. Und recht neu im Sortiment ist nun auch ein festes Shampoo und ein fester Conditioner.
Kaufen: im eigenen Onlineshop, außerdem** bei BioNaturel, Ecco Verde, Douglas oder Amazon.
4. Styx – klimaneutrale Kosmetik aus Österreich
Wer: Styx ist ein österreichisches Familienunternehmen, das sich seit mehr als 50 Jahren der Naturkosmetik widmet.
Was: Styx hat eine enorm (fast schon verwirrend) große Produktvielfalt, von Körperpflege und Gesichtspflege über Babypflege bis hin zu Massageöl und Parfüm. Es gibt viele verschiedene Düfte und Produktlinien für jeden Geschmack – jede Serie mit ihrem ganz individuellen Design.
Was daran besonders ist: Wer sich nun fragt, warum Styx nicht in unserer Bestenliste für Naturkosmetik-Hersteller vertreten ist: Das liegt vor allem daran, dass der Hersteller zwar „viele vegane und zertifizierte Naturprodukte“ anbietet, aber eben nicht alles zertifiziert ist. Deshalb: Achtung, wir empfehlen einen genauen Blick auf das Produkt der Wahl. Die verwendeten Siegel sind stets deutlich sichtbar angegeben.
Abgesehen von der inkonsequenten Zertifizierung macht Styx vieles gut: Laut Hersteller sind alle Kosmetika tierversuchsfrei hergestellt. Ein Großteil der Rohstoffe stammt aus dem direkten Umland der Firma in Niederösterreich, zudem besinnt man sich auf traditionelle Hausmittel – etwa mit dem „Kartoffel Handbalsam“ nach einem niederösterreichischen Bauernrezept (daran angelehnt gibt es auch eine entsprechende Fußpflege).
Das Unternehmen legt viel Wert auf Klimaschutz. Konkret nutzt Styx eine werkseigene Photovoltaik- und Hackschnitzelheizanlage (beliefert von regionalen Holzlieferanten), verwendet ausschließlich Ökostrom und reduziert Transportwege auf ein Minimum.
Kaufen: im Styx-Onlineshop sowie in Naturkosmetik-Shops** wie BioNaturel oder Ecco Verde, bei Waschbär oder Amazon.
5. Naobay: Kosmetik in Holz
Wer: Naobay wurde von den Geschwistern Javier und Cristian Encabo gegründet. Bereits 2010 entwickelten die beiden in der Fabrik ihres Vaters moderne Naturkosmetik. Zwei Jahre später entstand die Marke Naobay.
Was: Die Produktpalette streckt sich über Gesichtspflege (Reiniger, Toner, Masken, Creme), Körperpflege (Duschgel, Lotion, Handcreme), Babyprodukten (Shampoo, Duschgel, Lotionen) und einer Serie für Männer (Gesichtsreiniger, After Shave, Gesichtscreme).
Was daran besonders ist: Die Absicht der Geschwister war es, eine Naturkosmetikmarke für Menschen zu entwicklen, die normalerweilse konventionelle Kosmetik benutzten und sich von dem traditionellen Image von Naturkosmetik abgeschreckt fühlen. Die Produkte sind alle Ecocert-zertifiziert und vegan, das Holz ist FSC-zertifiziert.
Einige der Produkte sind in einer Holz-Flasche oder haben zu mindest einen Deckel aus Holz. Kritikpunkt daran: Der Hersteller macht keine Angaben darüber, ob die Holzflasche innen mit Kunststoff ausgekleidet ist oder wie viel Kunststoff durch die Holzverpackung genau eingespart wird.
Kaufen: Im eigenen Onlineshop oder** bei Ecco Verde, Flaconi oder Douglas.
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