Kochtopf oder Wasserkocher? Vor dieser Frage stehen viele Menschen, wenn sie Wasser kochen oder erhitzen wollen. Aber was spart mehr Energie und welchen Einfluss hat es, wenn es sich um einen Induktionsherd handelt?
Eigentlich ist die Rechnung klar: Heißes Wasser auf dem Herd zu erhitzen, dauert viel länger als mit einem Wasserkocher. Effizienter ist es also, Wasser mit dem Wasserkocher zu erhitzen. Doch stimmt das wirklich?
Die Rechnung ist nicht ganz vollständig, denn spätestens seitdem moderne Induktionsherde Einzug in die Küchen gehalten haben und Wasser ebenfalls sehr schnell erhitzen, ist die Zeitersparnis durch den Wasserkocher kein schlagkräftiges Argument mehr.
Kochtopf gegen Wasserkocher – was ist sinnvoller?
Ist der Kochtopf oder der Wasserkocher sinnvoller, um Wasser zu erhitzen? Um diese Frage zu beantworten, müssen mehrere Faktoren miteinbezogen werden:
- Herstellung und Transport
- Energieträger
- Energieverbrauch
- Entsorgung
- Preis
Stiftung Warentest erläutert, dass grundsätzlich der Wasserkocher die beste Wahl ist, wenn man Energiekosten und Zeit berücksichtigt. Um einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen, haben die Wasserkocher im Test im Schnitt etwas mehr als drei Minuten gebraucht. Es folgen Induktionskochfelder mit rund viereinhalb Minuten – allerdings ohne Boost-Funktion. Wäre die Funktion eingeschaltet worden, würde das Wasser ähnlich schnell kochen wie mit dem Wasserkocher.
Die Energiekosten sind beim Induktionskochfeld auch nur minimal höher als beim Wasserkocher (3,5 Cent / Liter vs. 3,3 Cent / Liter). Günstiger ist aber, das Wasser mit einem Gasherd zu erhitzen (2,7 Cent / Liter). Das dauert zwar länger und der Energiebedarf ist höher. Gas ist jedoch energieeffizienter, da der Umwandlungsverlust von Gas laut Umweltbundesamt nur halb so hoch ist wie der von Strom. Allerdings hat Erdgaseinen anderen Nachteil: Es stammt aus fossilen Energiequellen. Es bleibt also nachhaltiger, den Wasserkocher mit Ökostrom zu betreiben.
Hinweis: Diese Preise wurden mit einem Grundpreis von 0,29 Euro/kWh für Strom beziehungsweise 0,1 beim Gas berechnet. Die derzeitigen Preise können durchaus höher liegen.
Weitere Faktoren
Die obige Rechnung zeigt, dass es bei modernen Geräte zwischen Wasserkocher und Kochtopf auf dem Induktionsfeld keinen signifikanten Unterschied gibt. Das gilt allerdings nicht für E-Herde. Diese verbrauchen deutlich mehr Energie und bei kleinen Mengen (bis 1,8 Liter) kann man dann bis zu 50 Prozent Strom mit dem Wasserkocher sparen.
Zudem spielt es auch eine Rolle, ob man mit Deckel kocht und ob der Topf von der Größe her auf die Herdplatte passt. Ohne Deckel zu kochen, kann zu erheblichem Energieverlust führen, ebenso ein zu kleiner Topf für die Platte.
Hohe Stromrechnung? Hier findet du Hilfe: Das kannst du bei explodierenden Stromrechnungen tun
Wasserkocher für Tee, Kochtopf für Nudelwasser
Bei der Frage „Wasserkocher oder Kochtopf“ ist auch der Verwendungszweck von Bedeutung: Wer nur heißes oder kochendes Wasser für einen Tee benötigt, ist mit dem Wasserkocher besser bedient. Insbesondere dann, wenn sich die benötigte Temperatur einstellen lässt. Das spart Zeit und Energie.
Wer dagegen Nudeln kochen will, sollte nicht erst Wasser mit dem Wasserkocher erhitzen und es dann in den Kochtopf schütten. Sinnvoller ist es, das Nudelwasser direkt im Kochtopf zu erhitzen. Dem Bayerischen Rundfunk erklärt Professor Rainer Stammiger von der Universität Bonn, dass es sonst einen zweifachen Energieverlust gebe: Es wird zum einen das Wasser erwärmt, nach dem Umschütten dann zum anderen auch der Topf.
Mehr dazu hier: Nudeln kochen: Wasser vorher im Wasserkocher erhitzen?
Übrigens: Du kannst Nudeln passiv kochen. Das spart Energie und schmeckt später genauso gut.
Zusätzlicher Energieverlust: Eine Frage des Materials
Besonders hoch ist der Energieverlust bei Wasserkochern aus Metall, da diese Energie speichern. Es wird also zusätzliche Energie für das Erhitzen des Metalls verbraucht. Sparsamer sind Wasserkocher aus Plastik. Allerdings entsteht mit jedem Plastik-Wasserkocher letztendlich Plastikmüll, der nicht abbaubar ist, was wiederum für einen Wasserkocher ohne Plastik spricht.
Tipp: Verkalkte Wasserkocher benötigten mehr Zeit und Energie, um das Wasser zu erhitzen. Du solltest deinen Wasserkocher daher regelmäßig entkalken.
Fazit: Mögliche Ersparnis ist gering
Ob du nun den Wasserkocher oder Kochtopf verwendest, das hängt vor allem davon ab, zu welchem Zweck du das Wasser benötigst und wie effizient deine individuellen Küchengeräte sind. Das Ersparnis von durchschnittlich vier Euro im Jahr (so Ökotest, wenn man Wasser vor dem Kochen im Wasserkocher erhitzt), ist eher mager und rechtfertigt kaum den extra Aufwand.
Probiere stattdessen einige Tipps, um Energie im Haushalt zu sparen und informiere dich, welche Fehler in der Küche du vermeiden kannst.
Tipps: Lies auch unseren Beitrag zum Energiesparen beim Wasserkocher.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Leitungswasser testen: Gründe und Anlaufstellen
- Hartes Wasser: Eigenschaften und Unterschiede zu weichem Wasser
- Wasserhärte messen: Diese Methoden gibt es
Überarbeitet von Lina Brammertz
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