Libra, die etwas andere Kryptowährung: Facebook will sie einführen, um digitale Zahlungen weltweit zu ermöglichen. Wie das gehen soll und ob es immer eine gute Idee ist, digital zu bezahlen, liest du hier.
Libra: Was schon bekannt ist
Die Facebook-Währung Libra ist eine Währung, die es noch gar nicht gibt – und die auch keine Facebook-Währung sein will. Auch sonst sind die Aussagen auf der offiziellen Libra Seite sehr vage gehalten, sodass nach wie vor nicht ganz klar ist, was genau Libra ausmachen solll.
So viel ist bisher schon über Libra bekannt:
- Das Ziel von Libra soll es sein, eine weltweit akzeptierte digitale Währung einzuführen.
- Einfach Geld senden und empfangen: Mit Libra sollen Nutzer digitales Geld an andere Nutzer versenden und empfangen können. Funktionieren soll das mittels Smartphone-Apps.
- Zahlen ohne Bank: Libra funktioniert ohne Bankkonto. Du brauchst lediglich eine App, in der du die Libra-Coins verwaltest. Dafür hat Facebook die Tochterfirma Calibra gegründet, die auch die sogenannte Wallet-App dafür bereitstellt.
- Unabhängige Gesellschaft: Facebook gehört offiziell nur über seine Tochterfirma Calibra zu den Gründungsmitgliedern der Libra-Association. Libra ist damit kein reines Facebook-Projekt.
- Start 2020: Nächstes Jahr soll die digitale Währung starten.
Libra ist anders als Bitcoin
Libra soll nach Angaben der Libra-Association eine Kryptowährung werden, die auf einer Blockchain-Technologie basiert. Damit klingt Libra zunächst noch nach einer Kryptowährung wie jeder anderen, zum Beispiel Bitcoin und Co. Diese hatten in den letzten Jahren durch Spekulationen und große Kursschwankungen von sich reden gemacht.
Libra will aber anders sein als die schon bekannten Kryptowährungen.
Stabile Währung:
- Libra soll durch Reserven gedeckt sein. Für jeden digital ausgegebenen Libra Coin gibt es einen Gegenwert in einem sogenannten Währungskorb den die Libra-Association verwaltet. Der Kurs von Libra soll fest an diesen Währungskorb gebunden sein und somit möglichst stabil bleiben.
- Für Spekulanten dürfte Libra somit eher uninteressant sein, da sie keine großen Kurssprünge wie beim Bitcoin erwarten können.
Reglementiertes Libra-Mining:
- Nur von der Libra-Association autorisierte Mitglieder dürfen die digitale Währung durch Rechenleistung erzeugen. Dieser Vorgang nennt sich auch Mining. Bei den aktuellen Kryptowährungen kann dagegen jeder Coins erzeugen, der einen ausreichend starken Rechner hat.
Datenbankstruktur:
- T3N bezeichnet die Datenstruktur von Libra als eine dezentrale Datenbank. Diese ist anders als die typische Blockchain-Programmierung auf Schnelligkeit getrimmt. T3N gibt an, dass Libra fähig sein soll, bis zu 1.000 Transaktionen in der Sekunde zu verarbeiten. Bitcoin schafft im Vergleich gerade einmal sieben Transaktion in dieser Zeit.
- Diese Schnelligkeit könnte auch der Umwelt nutzen, da Kryptowährungen so viel Strom verbrauchen wie ganze Länder. Es bleibt aber abzuwarten, wie energieintensiv Libra tatsächlich sein wird: Auch Datenbank-Rechner laufen nicht ohne Strom und aufwendige Kühlsysteme, die zusätzlich große Mengen Wasser verbrauchen.
Einkaufen mit Libra: So soll es funktionieren
Für den Nutzer sollen Überweisungen mit Libra so einfach sein, wie eine Nachricht zu versenden. So kannst du mit dem Smartphone eine Fahrkarte kaufen, im Restaurant bezahlen oder Geld an die Familie oder an Freunde schicken.
Von der Facebook-Tocher Calibra gibt es dafür eine Wallet-App (englisch für Brieftasche), in der du die Libra verwaltest. Sie wird direkt in die Anwendungen eingebunden sein, die zu Facebook gehören – so wie etwa auch WhatsApp.
- Calibra soll unabhängig von Facebook sein und laut eigenen Angaben keine persönlichen Daten teilen. Allerdings gibt es Schnittstellen zu Facebook. Umgekehrt brauchst du keinen Facebook- oder WhatsApp-Account, um Calibra zu nutzen.
Um mit Calibra starten zu können, bestätigst du deine persönlichen Angaben durch deinen Ausweis. Calibra will in den Ländern, in denen die App auf den Markt kommt, die Auflagen der jeweiligen Finanzaufsicht erfüllen. Damit unterliegt der Konzern ähnlich wie FinTech-Banken den lokalen Regulierungsbehörden. FinTech-Banken sind Banken, die digitale und technologische Neuerungen im finanziellen Bereich anbieten.
Die digitale Libra-Währung will internationale Zahlungen einfacher und günstiger machen. Auch Menschen die kein Bankkonto haben, sollen so mit Calibra die Möglichkeit erhalten, Geld anzusparen und Guthaben zu verwalten.
- Die Libra-Association erläutert dazu, dass weltweit 1,7 Milliarden Erwachsene kein Bankkonto besitzen oder Zugang zu einem Finanzsystem haben. Doch zwei Drittel von ihnen besitzen ein Mobiltelefon und könnten Libra nutzen. Damit richtet sich das Angebot von Libra auch an Menschen im globalen Süden.
Libra und die Libra-Association
Die Libra-Association ist eine von Facebook unabhängige Organisation, die ihren Sitz in Genf hat. Sie gibt jedoch an, in der aktuellen Planungsphase für Libra solle Facebook die Führung übernehmen. Erst nach dem Start der digitalen Währung will sich Facebook dann aus dem Projekt zurückziehen.
Zu den weiteren Gründungsmitgliedern gehören neben Facebook/Calibra beispielsweise noch:
- Finanzinstitute wie Mastercard, Visa oder Paypal.
- E-Commerce- und Telekommunikationsunternehmen wie Ebay, Spotify, Uber oder Vodaphone
- Technologieunternehmen
- Risikokapitalgeber, also Investoren, die junge Unternehmen finanziell unterstützen
- Akademische Institute und internationale Organisationen, zum Beispiel die Non-Profit-Organisation Mercy Corps
Zum Start von Libra 2020 sollen die Mitglieder von aktuell 28 auf rund 100 angewachsen sein. Um Mitglied bei der Libra-Association zu werden, muss ein Unternehmen verschiedene Kriterien erfüllen, die darauf abzielen, die Libra-Währung weltweit bekannt zu machen. Dazu gehört auch eine Zahlung von zehn Millionen US-Dollar an die Libra-Association. Dafür haben Unternehmen, die Mitglieder sind, ein Anrecht auf Gewinne aus dem Libra-Netzwerk.
Die Aufgabe der Libra-Association ist es, die digitale Währung weiterzuentwickeln:
- Sie soll die Libra-Technologie nach einer Testphase als Open Source für eine Entwickler-Community zur Verfügung stellen.
- Sie koordiniert das Libra-Partnernetzwerk mit den sogenannten Validator Nodes. Über diese gelangt reales Geld in das virtuelle Libra-Sytem und auch wieder hinaus.
- Sie verwaltet außerdem die Reserve. Die Geldanlagen selbst sind bei unterschiedlichen Banken weltweit angelegt.
Die Libra Association kann man als so etwas wie die Zentralbank der virtuellen Libra-Welt betrachten. Nur sie hat die Befugnis, Libra in Umlauf zu bringen. Sie soll darüber hinaus sicherstellen, dass der Wert stabil bleibt. All das sind Aufgaben, die traditionell staatliche Zentralbanken erfüllen.
Kann Libra Bargeld ersetzen?
Setzt sich Libra so durch, wie es sich Facebook vorstellt, wird Bargeld weltweit so gut wie überflüssig.
Heute macht es uns Schweden schon vor, wie eine Gesellschaft funktioniert, die praktisch ohne Bargeld auskommt. Die WirtschaftsWoche von den Folgen und Risiken, die sich in Schweden bereits jetzt abzeichnen:
- Die Banken verdienen gut an dem digitalen Zahlungsverkehr
- Der Betrug mit Kreditkarten steigt
- Die Daten der Nutzer sind transparenter
Nun plant Facebook mit Libra eine alternative Währung, über die kein Staat die Kontrolle hat, sondern ein Konsortium von Unternehmen. Das empfinden viele Kritiker als bedenklich. Laut T3N warnte Facebook im letzten Quartalsbericht die Analysten, dass sich Libra verzögern könnte. Die amerikanische Finanzaufsicht SEC prüft derzeit eingehend die Pläne von Facebook und die Untersuchungen dauern noch an.
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