Eine gute Medienerziehung ist die Basis für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien. Was Eltern bei der Medienerziehung beachten sollten und warum sie so wichtig ist, erfährst du hier.
Digitale Medien prägen unseren Alltag und wirken sich auf unterschiedlichen Ebenen auf unser Verhalten und unser Wohlbefinden aus. Kinder wachsen inzwischen selbstverständlich mit Smartphone, Tablet und sozialen Medien auf. Dabei können die Geräte und Apps gravierende Gefahren bergen. Kinder haben noch weniger Lebenserfahrung und Wissen als Erwachsene und sind deswegen auf eine gute Medienerziehung durch ihre Eltern angewiesen.
Medienerziehung: Die Folgen von ungesundem Medienkonsum
Es ist wichtig, dass Eltern ein Auge auf ihre Kinder haben und beim Medienkonsum Grenzen setzen. Zu viel digitaler Medienkonsum kann bei Kindern erwiesenermaßen Depressionen, eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen.
Zudem können Kinder und Jugendliche vereinsamen, wenn sie ihre Freizeit fast nur noch mit Computerspielen, endlosem Scrollen auf dem Smartphone oder Fernsehen verbringen. Schließlich verdrängt der Medienkonsum das Zusammensein mit Gleichaltrigen. Dadurch verbauen sich Kinder die Chance, enge Bindungen zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Zudem weisen Kinder mit einem übermäßigen Medienkonsum häufig aggressive Verhaltensweisen auf, so das Ärzteblatt.
Ein starker Medienkonsum wirkt sich laut der AOK zudem negativ auf die kognitiven Fähigkeiten aus und kann etwa Konzentrationsprobleme verursachen. Das ewige Scrollen auf sozialen Medien kann zudem dazu führen, dass sich die Hirnstruktur verändert und sich das sogenannte TikTok-Brain bildet. Dabei haben Betroffene eine zunehmend kürzere Aufmerksamkeitsspanne und ein schlechteres Gedächtnis.
Schließlich können Kinder beim unkontrollierten Internetsurfen leicht auf gewalttätige oder pornografische Inhalte stoßen. Auch neigen Kinder eher dazu, leichtfertig ihre Daten preiszugeben.
Schließlich kann ein ungesundes Medienverhalten in einer Sucht münden. Besonders gefährlich sind dabei Computerspiele und soziale Medien, so die AOK.
Medienerziehung: Was und wie viel?
Bei der Medienerziehung ist es nicht nur wichtig, die Zeit mit digitalen Medien zu regulieren, sondern auch die Inhalte. Ein Vorschlag dafür ist die vom französischen Psychologen Serge Tisseron entwickelte „3-6-9-12“-Regel:
- Keine Bildschirmmedien unter drei Jahren
- Keine eigene Spielekonsole vor sechs Jahren
- Kein Handy oder Smartphone vor neun Jahren
- Keine unbeaufsichtigte Computer-/Internetnutzung vor zwölf Jahren
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ergänzt außerdem:
- Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren sollten maximal 30 Minuten Bildschirmzeit am Tag haben.
- Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren sollten maximal 30 bis 45 Minuten am Tag vor dem Bildschirm verbingen.
- Für Kinder zwischen neun und elf Jahren gilt ein Richtwert von 45 bis 60 Minuten.
- Zwischen zwölf und 16 Jahren sollte sich die Bildschirmzeit maximal zwischen 60 und 120 Minuten bewegen.
Mehr zu diesem Thema erfährst du hier: Bildschirmzeit für Kinder und Jugendliche: Was Expert:innen Eltern raten.
Internet und Medienerziehung
Für eine achtsame Medienerziehung empfiehlt sich laut der BzgA zudem Folgendes:
- Besonders für junge Kinder gilt: Je weniger Medienkonsum, desto besser! Achte auch darauf, dass sich möglichst keine digitalen Medien im Kinderzimmer befinden.
- Stelle sicher, dass die Mediennutzung nicht das Schlafverhalten deines Kindes stört! Gerade vor dem Schlafengehen solltest du am besten darauf achten, dass dein Kind nicht mehr am Bildschirm sitzt.
- Erwachsene sollten stets im Auge behalten, welche Apps und Inhalte sich Kinder ansehen. Es ist dabei auch wichtig, gemeinsam mit den Heranwachsenden zu besprechen, welche Inhalte in welchem Ausmaß sinnvoll oder schädlich sind und sie selbst zur Reflexion anzuregen.
- Achte darauf, dass die Mediennutzung nicht dazu führt, dass sich dein Kind weniger bewegt und grundsätzlich ein gesundes Gleichgewicht zwischen Bewegung und Bildschirmzeit herrscht.
Auch wenn mit digitalen Medien einige Gefahren einhergehen, sind sie natürlich nicht generell zu verteufeln. Schließlich können digitale Medien auch beim Lernen unterstützen, neue Anreize setzen oder schlichtweg zur entspannten Unterhaltung dienen. Richtig angewendet haben sie also durchaus Vorteile. Für Kleinkinder bis zu drei Jahren gilt das jedoch nicht: In dieser Lebensphase bringen digitale Medien laut der AOK grundsätzlich keinen Zugewinn.
Damit Jugendliche digitale Medien sinnvoll einsetzen und zum Beispiel auch für die Schule richtig verwenden können, ist es wichtig, dass sie lernen, welche digitalen Quellen vertrauenswürdig sind und welche nicht. Idealerweise sollten sie das Verständnis dafür nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule entwickeln – schließlich ist das Erlernen von Medienkompetenz ein zentrales Ziel deutscher Schulen.
Den Kindern ein Vorbild
Für Kinder ist auch die Vorbildfunktion ihrer Eltern sehr wichtig. Wenn die eigenen Eltern selbst nie vom Smartphone lassen und häufig fernsehen, hat das natürlich einen Einfluss auf die Kinder. So ist das Risiko hoch, dass die Kinder beginnen, das Verhalten der Eltern zu kopieren. Außerdem kann sich bei Kindern das Gefühl entwickeln, dass sie mit dem Smartphone um die Aufmerksamkeit der Eltern konkurrieren müssen.
Es ist deshalb wichtig, dass es zu Hause klare Regeln und Grenzen für den Medienkonsum gibt, an die sich alle Familienmitglieder halten. So könnte es etwa eine Regel sein, dass das Smartphone grundsätzlich nicht beim gemeinsamen Essen herausgeholt wird oder alle beim Ausflug am Wochenende ihr Handy zu Hause lassen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Digital Detox: Mit diesen Methoden bewusst offline gehen
- Digital Wellbeing: Mit diesen Apps schaffst du das digitale Wohlgefühl
- Studie: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der täglichen Zeit vor dem Bildschirm und Depression?
Überarbeitet von Luise Rau
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?