Obwohl viele Menschen von einer psychischen Krankheit betroffen sind, wird gerade im beruflichen Alltag oft darüber geschwiegen. Dabei können sowohl Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen zu einer mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz beitragen.
Mehr als ein Viertel (27,8 Prozent) der Erwachsenen in Deutschland sind von einer psychischen Krankheit betroffen. In einigen Unternehmen sind Erkrankungen der Psyche dennoch ein Tabuthema. Dabei empfehlen das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Psychologin Nora Blum einen offenen Umgang und erklären, was Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen zu einem gesunden Arbeitsverhältnis beitragen können.
Maßnahmen für mentale Gesundheit am Arbeitsplatz
Eine Liste mit Maßnahmen, die helfen, damit Arbeitehmer:innen gar nicht erst krank werden, veröffentlichte das BMG:
- Handlungs- und Entscheidungsspielräume einräumen
- Arbeitspensum angemessen und realistisch gestalten
- ein wertschätzendes Miteinander – sowohl unter den Kolleginnen und Kollegen als auch mit den Führungskräften
- Konflikte ansprechen und lösen
- angemessene Arbeitszeiten, die eine gute Work-Life-Balance ermöglichen
- Arbeitsplatzsicherheit bieten – soweit dies möglich ist
- Weiterbildungen ermöglichen
Das Ministerium merkt an, dass die Umsetzung der Maßnahmen zum Großteil in der Hand der Arbeitgeber:innen liegt. Dennoch sollten Beschäftigte die Punkte ansprechen und ihre Wünsche äußern. Vor allem wer sich unwohl fühlt, sollte frühestmöglich das Gespräch suchen – dabei kann es sich auch zunächst um eine:e Kolleg:in handeln, so das Ministerium. In größeren Unternehmen gebe es häufig eine Mitarbeiter:innenvertretung, an die sich Beschäftigte bei Problemen wenden können.
Falls sich trotz Bemühungen Konflikte nicht lösen lassen und man sich weiterhin unwohl fühlt oder sich das Gefühl noch verstärkt, dann „kann es angeraten sein den Arbeitgeber zu wechseln“, heißt es auf einer Webseite des BMG.
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Achtsamkeit unter Kolleg:innen
Obwohl in einigen Punkten Arbeitgeber:innen gefragt sind, können auch Kolleg:innen die mentale Gesundheit untereinander fördern. Wie, erklärt die Psychologin Nora Blum gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:
Informieren über psychische Erkrankungen: Menschen mit psychischen Krankheiten haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Burnout oder Depression werden häufig als Schwäche angesehen. Um zu verstehen, wie sich Betroffene fühlen und um gegen Vorurteile anzugehen, helfen laut der Psychologin Informationen.
Auf externe Hilfe setzen: Neben Brandschutzschulungen oder Erste-Hilfe-Kurse sollten laut der Psychologin für Arbeitnehmer:innen Informationen über die Psyche, mögliche Gefahren und Hilfestellungen bereit stehen. Denn Aufklärung und Prävention seien wichtig, damit es gar nicht erst zum Burnout kommt.
Auf die Kolleg:innen achten: Bereits kleine Anzeichen können Hinweise auf psychische Überbelastung, ein beginnendes oder bereits ausgeprägtes Burnout sein. Beispielsweise könnten sich sonst redselige Kolleg:innen zurückziehen und abwesend wirken. Oder klagt jemand seit einer Weile über Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen? Da empfiehlt die Psychologin als ersten Schritt die Frage: „Wie geht es dir – wirklich?“
So viele Menschen verschweigen ihre Krankheit
Die Psychologin Nora Blum war an der Erstellung einer Umfrage von Linkedin beteiligt, welche den abgefragt hat, wie Betroffene von psychischen Krankheiten mit diesen am Arbeitsplatz umgehen. Der Umfrage zufolge hat sich fast die Hälfte der Betroffenen schon einmal eine Ausrede ausgedacht, um nicht über ihre Krankheit zu sprechen. Zwei von fünf Menschen (39 Prozent) verschweigen eine Erkrankung komplett am Arbeitsplatz. 43 Prozent der Betroffenen haben Angst davor, dass es ihnen schadet, wenn sie bei der Arbeit offen über die Erkrankung sprechen.
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