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Muss Sport weh tun? Das sagen Expert:innen

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Foto: CC0 / Pixabay / Ichigo121212

Sport verbinden wir vor allem mit Anstrengung und starker Belastung – ein leichtes Workout ist oft unbefriedigender als eine Powersession. Doch muss Sport tatsächlich weh tun, um effektiv zu sein?

Du versuchst gerade, eine neue Sportroutine zu entwickeln, warst jetzt ein paar Mal laufen oder im Fitnessstudio und fühlst dich beim Sport jedes Mal ausgelaugt, kraftlos und unwohl? Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass du diese Sportart tatsächlich regelmäßig ausüben wirst.

Denn laut der New York Times bestätigen Forschungen, dass wir uns eine Sportroutine besser angewöhnen können, wenn wir uns auch während der Aktivität wohlfühlen. Das Gefühl während des Sports sei dabei ausschlaggebender als das eventuelle Glücksgefühl, das aufgrund der freigesetzten Endorphine erst nach dem Workout einsetzt.

Das scheint dafür zu sprechen, dass wir uns während eines Workouts also möglichst gut fühlen sollten – zumindest wenn wir uns langfristig regelmäßig bewegen wollen. Doch so ganz ohne Schmerz und Unwohlsein kommen wir beim Sport auch nicht aus.

Beachte: Das gilt wirklich nur für die Art schmerzhaftes Gefühl, die durch körperliche Anstrengung ausgelöst wird. Andere Schmerzen beim Sport können auch von Verletzungen, Über- und Fehlbelastungen oder verschiedenen Erkrankungen stammen. In diesen Fällen solltest du unbedingt ärztlichen Rat hinzuziehen und deine Sportroutine zunächst einmal unterbrechen.

Warum Sport auch mal wehtun darf

Damit wir langfristig am Ball bleiben, sollten wir also eine Sportart wählen, die uns Spaß macht und bei der wir uns wohlfühlen. Doch dass wir Sport mit Anstrengung assoziieren, ist nicht ganz unbegründet. Laut der New York Times darf sich Sport auch nicht zu einfach anfühlen. Sonst langweilen wir uns schnell und ziehen unsere Routine ebenfalls nicht mehr richtig durch.

Der Psychologe Dr. Paul Bloom berichtet zudem gegenüber der Times, dass die Anstrengung und ein gewisser Schmerz beim Sport weitere Zwecke erfüllen könnten. So erlaubt uns ein hartes und anstrengendes Workout, Abstand vom Alltag zu nehmen. Während wir körperlich an unsere Grenzen gehen, können wir kurzzeitig Sorgen und Ängste vergessen.

Zudem sind Menschen Bloom zufolge nicht immer nur permanent auf der Suche nach Wohlbefinden, sondern wollen auch Aktivitäten nachgehen, die langfristige Bedeutung haben. Derartige bedeutungsvolle Handlungen verbinden wir meist mit einem bestimmten Grad an Unwohlsein und Überwindung. So könnten wir keine Kompetenzen und Fähigkeiten ausbilden, wenn wir nicht auch hin und wieder unsere Komfortzone verlassen würden.

Macht körperliche Anstrengung glücklich?

Wieviel Freude uns anstrengende Workouts machen, hängt auch von unserer Persönlichkeitsstruktur ab.
Wieviel Freude uns anstrengende Workouts machen, hängt auch von unserer Persönlichkeitsstruktur ab.
(Foto: CC0 / Pixabay / klimkin)

Wie stark wir uns beim Sport pushen wollen, variiert von Person zu Person. So gibt es zum einen Menschen, die die Motivation für den Sport vor allem aus dem Gedanken ziehen, dass regelmäßige Bewegung langfristige positive Effekte mit sich bringt.

Andere Menschen trainieren hingegen, weil sie tatsächlich die anstrengenden Momente an sich genießen. Der Wissenschaftler Dr. Inzlicht bezeichnet sie laut der Times als „joyful workers“. Laut seinen Untersuchungen sei es zudem für jede Person möglich, die Perspektive eines „joyful workers“ zu übernehmen. Dazu könnten wir unsere Workout-Routine zum Beispiel wie eine Art Videospiel gestalten, indem wir bei jedem Workout ein Level höher gehen und uns neue Herausforderungen setzen. Dabei ist es Dr. Inzlicht zufolge wichtig, eine gesunde Balance zu finden, um nicht die Lust zu verlieren.

Fazit: Die perfekte Sportroutine

Grundsätzlich kann Sport auch effektiv sein, wenn er sich gerade mal nicht so anstrengend anfühlt. Nicht bei jedem Workout sollten wir immer bis an die Grenzen des körperlich Möglichen gehen. Das bestätigt in der New York Times auch der Sportwissenschaftler Stephen Seiler. Er fand heraus, dass selbst Leistungssportler:innen 80 Prozent ihres Training mit leichteren Übungen ausfüllen, die sie nicht als zu anstrengend empfinden. Hochintensives Training macht hingegen nur etwa 20 Prozent aus. An dieser Aufteilung können sich auch Hobby-Sportler:innen orientieren.

Was du persönlich als anstrengend, besonders hart und eher leicht empfindest, hängt natürlich von deinem individuellen Trainingsstand und deinen körperlichen Voraussetzungen ab. Beim Sport solltest du also besonders achtsam mit deinem Körper umgehen und Signale deines Körpers ernst nehmen. Fühlst du dich also während und nach jeder Trainingseinheit ausgelaugt und energielos, ist es eventuell ratsam, die Workouts weniger intensiv zu gestalten. Achte zudem darauf, dass du in deine Routine auch ausreichend Regenerationsphasen und Pausen einbaust.

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