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Nachhaltige ETFs: Wie grün sind sie wirklich?

Nachhaltige ETF
Foto: CC0 / Pixabay - PIX1861 / EdWhiteImages

ETFs zählen zu den beliebtesten Finanzprodukten für langfristige Geldanlagen. Doch wie schneiden die Indexfonds in Sachen Nachhaltigkeit ab und welche Alternative gibt es?

Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs) erfreuen sich seit einigen Jahren steigender Beliebtheit. Für Anleger:innen ohne große Expertise bieten sie einen einfachen, relativ risikoarmen sowie preiswerten Einstieg in die Aktienwelt. Utopia erklärt, wann ETFs sinnvoll sein können, wie das populäre Finanzprodukt in Sachen Nachhaltigkeit abschneidet und warum aktive Fonds deutlich grüner sein können als passive.

Inhaltsverzeichnis:

Was sind ETFs?

Wie jeder Fonds ist auch ein ETF eine Sammlung verschiedener Wertpapiere, üblicherweise Aktien oder Anleihen. Durch die breite Streuung auf viele unterschiedliche Branchen und Regionen wird das Risiko auf Hunderte oder gar Tausende Unternehmen aufgeteilt und ist daher geringer als bei Einzelaktien. Oft werden Fonds aktiv gemanagt. Das heißt, es fallen Gebühren für einen Fondsmanager an, der sich um die Auswahl der Aktien kümmert.

ETFs werden hingegen als passive Fonds bezeichnet und benötigen keinen Fondsmanager, da sie immer einen bestimmten Aktienindex abbilden. Der bekannteste Aktienindex in Deutschland ist der Dax, der die 40 größten börsennotierten Unternehmen des Landes enthält. Mit einem ETF auf den Dax investierst du automatisch in diese Top 40.

Während die meisten ETFs jährliche Kosten von 0,1 bis 0,5 Prozent der Anlagesumme fordern, werden bei aktiven Fonds in aller Regel 1 bis 3 Prozent fällig. Außerdem zahlt man bei aktiven Fonds oft einen Ausgabeaufschlag, eine einmalige Gebühr beim Erwerb von Fondsanteilen, der normalerweise zwischen 0 und 7 Prozent liegt. Beim ETF gibt es zwar auch kleinere einmalige Ordergebühren. Der deutlich teurere Ausgabeaufschlag entfällt aber meist. ETFs sind somit günstiger als aktive Fonds und bei Privatanleger:innen deshalb sehr beliebt.

Besonders populär sind ETFs auf den MSCI World. Ein Dax-ETF hat den Nachteil, dass er nur auf die deutsche Wirtschaft setzt. Der MSCI World hingegen bildet rund 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern ab (Schwerpunkt auf Nordamerika, Europa, Australien und Japan). Laut Finanztip hat der MSCI World über einen Anlagezeitraum von 15 Jahren noch nie Verlust gemacht und dabei eine mittlere jährliche Rendite von etwa acht Prozent erzielt. An diesen Wert kommen festverzinste Sparkonten wie etwa Festgeld nicht heran.

Wann sind ETFs sinnvoll?

Wer in einen ETF investiert, muss neben dem Investitionskapital vor allem eines mitbringen: viel Geduld. Denn ETFs können bei Finanzkrisen innerhalb kürzester Zeit stark an Wert verlieren und haben auch während ruhigerer Wirtschaftsphasen immer mal wieder Ausschläge nach unten. Wer sein Geld nur ein paar Monate oder Jahre anlegen will, geht mit ETFs ein Risiko ein. Für kurz- und mittelfristige Anlagen sind festverzinste Sparkonten wie Tagesgeld und Festgeld besser geeignet.

Das Risiko schrumpft jedoch bei zunehmender Laufzeit, da sich die Weltwirtschaft auf lange Sicht bisher immer erholt hat. Wenn du in ETFs investieren möchtest, solltest du also mindestens zehn, besser sogar fünfzehn Jahre oder länger auf dein Geld verzichten können. Ein ETF kann zum Beispiel zur privaten Altersvorsorge genutzt werden oder grundsätzlich zum Vermögensaufbau, wenn du weißt, dass du in näherer Zukunft keine großen Anschaffungen wie etwa eine Immobilie planst.

Außerdem solltest du einen ETF wählen, der viele verschiedene Branchen und Regionen der Welt abdeckt. Nachhaltige ETFs, die sich am MSCI World orientieren, sind eine gute Basis. Da der MSCI World aber nur Industriestaaten abdeckt, kann es sinnvoll sein, zumindest einen Teil des Investments in einen Schwellenländer-ETF zu stecken, in dem dann auch Brasilien, China, Indien und andere wichtige Länder vertreten sind.

Wann spricht man von einem nachhaltigen ETF?

Vielen Anleger:innen reicht es nicht mehr aus, ihr Geld einfach nur zu vermehren. Es soll auch in Firmen fließen, die der Umwelt nicht schaden, soziale Mindeststandards einhalten und auch ansonsten ethisch sauber wirtschaften. Ein gewöhnlicher ETF auf den MSCI World erfüllt diesen Anspruch nicht. Denn dort sind schlicht die nach Börsenwert größten Unternehmen der Industrieländer vertreten, darunter auch einige Firmen, die Menschenrechte missachten oder die Umwelt zerstören.

Nachhaltige ETF
Unternehmen, die Braunkohle fördern, haben in einem nachhaltigen Fonds nichts verloren. (Foto: CC0 / Unsplash - Wim van 't Einde)

Ein als nachhaltig bezeichneter ETF kann sich zwar durchaus an konventionellen Indizes wie den MSCI World orientieren und versuchen, sie so gut es geht abzubilden, muss dafür aber auf nachhaltige Unternehmen setzen. Um auszuwählen, welche Aktien in einem nachhaltigen ETF in Frage kommen, gibt es verschiedenen Methoden. Am weitesten verbreitet sind folgende:

  • Negativ- oder Ausschlusskriterien: Bestimmte Branchen werden komplett vom ETF ausgeschlossen, zum Beispiel Unternehmen, die einen bestimmten Prozentteil ihres Umsatzes mit fossilen Energien generieren, oder Produzenten kontroverser Waffen.
  • Positivkriterien: Unternehmen müssen klar definierte nachhaltige Standards erfüllen, etwa bei einem Rating einen bestimmten Mindestwert erreichen.
  • Best-in-Class: Hier gelten die nachhaltigsten Vertreter einer jeden Branche als nachhaltig. Das sorgt oft für Kritik, da auch problematische Unternehmen positiv bewertet werden, nur weil sie weniger schlimm sind als ihre Konkurrenz. Unter dem Best-in-Class-Ansatz würde etwa auch der nachhaltigste Ölkonzern im ETF landen, obwohl sein Geschäftsfeld an sich nie nachhaltig sein kann. Oft wird der Best-in-Class-Ansatz jedoch mit Ausschlusskriterien kombiniert, um solche Probleme zu vermeiden.
  • Best-of-all-Classes: Hier werden die Unternehmen über alle Branchen hinweg miteinander verglichen und nur die nachhaltigsten kommen in den ETF. Das macht den Fonds zwar nachhaltig, allerdings auch risikoreicher, da bestimmte Branchen sehr stark, andere weniger oder gar nicht vertreten sind.
  • Themen-Schwerpunkt: Es gibt ETFs, die nur auf ganz bestimmte nachhaltige Themen setzen, etwa auf die Gesundheitsbranche, erneuerbare Energien oder spezielle Zukunftstechnologien. Hier ist aufgrund der geringen Streuung jedoch Vorsicht geboten.
  • Engagement: Wer Aktien hält, hat bei den Hauptversammlungen der jeweiligen Unternehmen auch Stimmrechte, um den Kurs der Firma mitzubestimmen. Die Ausübung dieser Rechte nennt man Engagement. Manche Fondsanbieter nutzen Engagement, um Unternehmen in eine nachhaltigere Richtung zu lenken.

Wie finde ich nachhaltige ETFs?

Um nachhaltige ETFs zu kennzeichnen, verwenden Fondsanbieter oft Kürzel wie ESG (Environmental, Social & Governance; auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) oder SRI (Socially Responsible Investment; sozial verantwortliches Investment). Doch was diese Bezeichnungen bedeuten, ist nicht einheitlich geregelt und daher kein verlässlicher Indikator. Es gibt auch nachhaltige Fonds ohne ESG oder SRI im Namen und andersherum auch „schmutzige“ Fonds, die sich mit den Kürzeln nur einen grünen Anstrich verpassen.

Eine bessere Entscheidungshilfe bieten unabhängige Vergleichsportale wie etwa Finanztest. Zwar ist der Zugang zu deren umfangreichen Fonds-Datenbank kostenpflichtig, allerdings bewertet Finanztest sowohl Nachhaltigkeit, als auch den Anlageerfolg. Somit lässt sich gezielt nach ETFs filtern, die einerseits möglichst nachhaltig sind, andererseits aber auch eine gute Rendite bei geringem Risiko versprechen.

Auch ECOreporter bewertet ETFs unabhängig und kompetent in Sachen Nachhaltigkeit. Allerdings kostet der Zugang zu entsprechenden Bewertungen deutlich mehr als bei Finanztest. Es ist also eher eine Option für besonders Interessierte, die tief ins Thema eintauchen wollen.

Kostenlose Plattformen wie Cleanvest oder Faire Fonds können ebenfalls hilfreich sein, um bestimmte ETFs anhand von Nachhaltigkeitskriterien zu überprüfen. Cleanvest verleiht ein Nachhaltigkeits-Rating von 0 bis 10, Faire Fonds zeigt hingegen den Anteil kontroverser Unternehmen in den jeweiligen Fonds an.

Cleanvest und Faire Fonds eignen sich aber nur zur reinen Nachhaltigkeitsbewertung. Deine Anlagestrategie sollte jedoch immer auch finanziell sinnvoll sein. Im schlimmsten Fall investierst du in einen grünen Nischenfonds, dessen Wert plötzlich abrauscht, weil eben jene Nische eine Krise erleidet. Informiere dich also gut, bevor du eine Entscheidung triffst.

Lohnen sich nachhaltige ETFs auch finanziell?

ETFs mit Nachhaltigkeits-Fokus schneiden nicht schlechter ab als konventionelle. Eher ist das Gegenteil der Fall. Eine Meta-Studie des Stern Center for Sustainable Business in New York hat über 1.000 Studien zum Einfluss von ESG-Kriterien auf Unternehmen und Investments untersucht. 107 davon bezogen sich speziell auf die Rendite-Unterschiede zwischen konventionellen und an ESG-Kriterien orientierten Investmentstrategien. 33 Prozent der Studien deuteten auf einen positiven Einfluss hin und nur 14 Prozent auf einen negativen. Beim Rest war das Ergebnis gemischt oder neutral.

Wie nachhaltig kann ein ETF wirklich sein?

Auch wenn ETFs aus finanzieller Sicht eine gute Möglichkeit zum langfristigen Vermögensaufbau bieten, sind selbst die grünsten von ihnen nur eingeschränkt nachhaltig.

Finanztest hat im August 2023 eine der bisher umfassendsten Untersuchungen von Fonds und ETFs in Bezug auf Nachhaltigkeitsfaktoren durchgeführt. Während bei den aktiven Fonds acht die Bestwertung von 5 möglichen Punkten erhielten, kam kein einziger Indexfonds über die mittelmäßige Wertung von 3 Punkten hinaus.

Ein Blick in die Ausschlusskriterien der einzelnen Fonds zeigt, dass selbst die nachhaltigsten unter den getesteten ETFs nicht alle problematischen Branchen ausschließen und etwa bei fossilen Energien, Atomkraft oder konventionellen Waffen noch Verbesserungspotenzial haben. Mit am besten schneidet der „BNP Easy MSCI World SRI S-Se­ries PAB 5% Capped“ ab, der allerdings Tierversuche und Pornographie zulässt und Glückspiel sowie Alkohol nur teilweise ausschließt. Das Fazit von Finanztest zu ETFs lautet daher: „Sie sind maximal mittelgrün.“

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), das jedes Jahr nachhaltige Fonds mit einem Siegel auszeichnet, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. 2023 wurde das FNG-Siegel nur an einen einzigen ETF verliehen, und zwar an den „L&G Healthcare Breakthrough UCITS“, der zwei von drei möglichen Sternen erhielt. Zum Vergleich: Insgesamt wurden im gleichen Zeitraum 289 aktive Fonds ausgezeichnet.

FNG-Siegel
Das FNG-Siegel zeichnet nachhaltige Fonds aus (Bild: Forum Nachhaltige Geldanlagen)

Unter den führenden nachhaltigen Banken in Deutschland bietet nur die EthikBank ein Depot mit ETFs an. GLS Bank, Triodos Bank und UmweltBank verzichten bewusst darauf. Laurenz Fuchs, Fondsexperte der UmweltBank, erklärt auf der Website seines Unternehmens: „ETFs können aus unserer Sicht – zumindest bislang –  keine wirklich grüne Geldanlage bieten. Die zugrunde liegenden Indizes entsprechen nicht ansatzweise den strengen ökologischen und sozialen Kriterien der UmweltBank. Die grüne ETF-Werbung verspricht viel, ein genauer Blick in die ETFs ist aber enttäuschend.“

Dass ETFs nicht so nachhaltig sein können wie aktive Fonds, liegt in der Natur der Sache. Bei aktiven Fonds gibt es Fondsmanager, die die einzelnen Unternehmen regelmäßig unter die Lupe nehmen und dabei detailliert auf Nachhaltigkeit untersuchen können. Das ist bei einem ETF nicht möglich, hier sind Nachhaltigkeitskriterien nur sehr oberflächlich anwendbar.

Fazit: Aktive Fonds sind die nachhaltigere Alternative

In Sachen Nachhaltigkeit sind aktive Fonds besser als ETFs, durch die höheren Kosten aber weniger rentabel. Ob die Indexfonds für dich geeignet sind, hängt also von deinem Nachhaltigkeitsanspruch ab. Je nachdem, ob du Rendite oder Nachhaltigkeit bevorzugst, gibt es also zwei mögliche Strategien:

Bei der hellgrünen Strategie achtest du zwar auf Nachhaltigkeit, aber nur insofern sie deiner Rendite nicht schadet. Hier kommen vor allem breit gestreute ETFs infrage, die einen etablierten Referenzindex wie etwa den MSCI World abbilden und dabei für ETF-Verhältnisse möglichst strenge Nachhaltigkeitskriterien anwenden. Dazu zählen laut Finanztest etwa der „BNP Easy MSCI World S-Se­ries PAB 5% Capped“ (ISIN: LU1291108642) und der „iShares MSCI World SRI“ (ISIN: IE00BYX2JD69). Dabei lässt es sich aber kaum vermeiden, dass auch Aktien von Unternehmen, die in sozialer oder ökologischer Hinsicht fragwürdig sind, in deinem Portfolio landen.

Bei der dunkelgrünen Strategie hat Nachhaltigkeit hingegen oberste Priorität. Zwar setzt du auch hier auf einen breit gestreuten Aktienfonds, der eine hohe Rendite bei geringem Risiko verspricht. Allerdings nutzt du dafür einen aktiv gemanagten Fonds mit sehr hoher Nachhaltigkeit. Finanztest empfiehlt unter anderem den „terAssisi Aktien“ (ISIN: DE0009847343) und den „Green Effects NAI-Werte Fonds“ (ISIN: IE0005895655), doch auch ethische Banken bieten oft entsprechende Fonds an. Grüner geht es kaum, dafür muss du aber auch etwas höhere Kosten tragen als bei einem ETF, was die finanziellen Aussichten schmälert.

Disclaimer: Die auf Utopia veröffentlichten Texte zum Thema Finanzen stellen keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Alle zur Verfügung gestellten Informationen basieren auf sorgfältig recherchierten, öffentlich verfügbaren Quellen oder wurden aus Gesprächen mit Expert:innen übernommen und dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen kann nicht übernommen werden. Investments in Aktien, ETFs und Fonds bergen immer Risiken. Wenn Utopia-Leser:innen Entscheidungen bezüglich ihrer Finanzen auf Basis der hier bereitgestellten Informationen treffen, tun sie dies auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.

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