Nachhaltige Geldanlagen bieten Sparern die Möglichkeit, finanzielle Ziele mit nachhaltigen Zielen unter einen Hut zu bekommen. ECOreporter-Chefredakteur Jörg Weber erklärt auf Utopia.de, worauf du dabei achten musst.
Nachhaltige Geldanlagen sollen nicht nur Rendite und Sicherheit bieten, sondern auch Ziele jenseits der Finanzwelt verfolgen: Sie erheben den Anspruch, ökologisch, ethisch oder sozial zu sein. Nachhaltige Investments gehen einher mit mehr Umweltschutz, weniger Kinderarbeit, besseren Arbeitsbedingungen, gleichem Lohn für gleiche Arbeit von Männern und Frauen.
Den Markt beleben nachhaltige Geldanlagen mittlerweile in fast allen Varianten von Finanzprodukten – von grünen Sparbüchern über Festgeld und Sparbriefe bis hin zu nachhaltigen Fonds. Es gibt allerdings keine gesetzliche Definition für nachhaltige Geldanlagen, nicht einmal eine allgemein unter Finanzfachleuten anerkannte Festlegung.
1. Was kann an Geld überhaupt nachhaltig sein?
Bei konventionellen Banken weiß man in der Regel als Kunde nicht, was mit dem Geld geschieht, das die Bank von den Anlegern sammelt. Baut da jemand mit dem einem Kredit Kinderspielzeug oder Handfeuerwaffen? Nimmt den Kredit ein Unternehmen in Anspruch, das Mitarbeiter und Kunden schlecht behandelt, oder gibt das Geld dem Gemüsebauern am Stadtrand endlich die Chance, seine Direktvermarktung zu professionalisieren?
Eine nachhaltige Bank legt das Geld der Kunden nicht in den Tresor. Stattdessen kann es damit Kredite für umwelt- und sozialverträgliche Projekte vergeben. Eine Bank lebt ja davon, mit dem Geld ihrer Kunden zu arbeiten. Arbeiten, das bedeutet „gestalten“. Die Bank vergibt also Möglichkeiten und Potentiale im Nachhaltigkeitsbereich – aber eben in Form von Krediten.
Als Kunde kann man die Arbeit seiner Bank natürlich einzig an der bloßen Höhe seiner Zinserträge messen. Doch immer mehr Menschen reicht das nicht mehr: Sie wollen wissen, was mit ihrem Kapital an Verwandlungsmöglichkeiten freigesetzt wird. Nachhaltige Banken sind so transparent, dass sie beispielsweise auch ihre Kredite (es sei denn, es sind Privatkredite) veröffentlichen.
2. Wie funktionieren nachhaltige Geldanlagen?
Dazu ein Beispiel: Jede Steckdose in Deutschland liefert heute im Durchschnitt etwa 25 Prozent Ökostrom. Erneuerbare Energie funktioniert ohne Atommüll-Endlager, ohne Kohletagebau, ohne lungen- und klimaschädliche Abgase, ohne Erdöl, das aus Ländern stammt, in denen es noch die Prügelstrafe gibt.
Doch der Erfolg der Erneuerbaren Energie geht im Wesentlichen auf nachhaltige Geldanlage zurück: Private Anleger haben seit den 90er Jahren in Windkraftwerke investiert, in Solaranlagen und Biogas-Projekte. Damit haben sie eine Branche finanziert, die mittlerweile in Deutschland mehrere hunderttausend Arbeitsplätze bietet. Das Geld der Anleger floss beispielsweise über so genannte geschlossene Fonds in die Kraftwerke, über Darlehen, in den letzten Jahren vielfach über Anleihen und Genussrechte.
Ein bekanntes Produkt sind auch nachhaltige Aktienfonds. Hier gibt der Anleger sein Geld einer Fondsgesellschaft. Die kauft Aktien, die sie nach bestimmten Kriterien aussucht. Beispielsweise danach, ob ein Unternehmen keine Kinderarbeit zulässt, sein Geld nicht mit der Waffenproduktion verdient oder Tierversuche vermeidet.
Eine Wirkung hin zu mehr Nachhaltigkeit entsteht allerdings erst dann, wenn der Fonds selbst etwa bei Hauptversammlungen der Aktiengesellschaft seine Stimme abgibt oder in Redebeiträgen dafür sorgt, dass ein Unternehmen nachhaltig wird oder bleibt.
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3. Wo kriege ich nachhaltige Geldanlagen?
Bio-Brötchen findest du in der Bio-Bäckerei, auch im Bio-Supermarkt – und heutzutage natürlich auch in fast jedem konventionellen Laden. Mit nachhaltigen Geldanlagen ist es im Prinzip ähnlich: Sie müssen nicht unbedingt in eine grüne Bank gehen, um Ihr Geld nachhaltig anzulegen. Viele nachhaltige Finanzprodukte bekommen Sie auch bei konventionellen Banken und Anlageberatungen.
Doch normale Banken haben immer nur einige wenige grüne Geldanlagen in der Auswahl, neben oft Hunderten konventionellen. Bei speziellen nachhaltigen Banken sowie auf Nachhaltigkeit spezialisierten Anlageberatern und -beraterinnen findest du dagegen meist nur nachhaltige Produkte.
4. Einfach auf nachhaltige Geldanlagen umsteigen?
Jetzt willst du vielleicht einen Teil deiner Geldanlagen auf nachhaltig umstellen. Nicht alles, doch du willst vielleicht gerne zu einer grünen Bank wechseln – geht das?
Grundsätzlich: Ja! Wenn du ein Wertpapierdepot hast, in dem auch Aktien eines Waffenproduzenten sind, dann kannst du dieses Depot zu einer grünen Bank mitnehmen.
Die Bankberater werden dir allerdings sagen, dass du da eine Aktie im Depot hast, die nicht in das Konzept der Bank passt. Und dass es aus Nachhaltigkeitsgründen sinnvoll sei, diese Aktie aus dem Depot zu entfernen.
Wenn die Aktie gravierend gegen das Konzept der Bank verstößt und der Anlageberater den Eindruck gewinnt, dass man hier auch mittelfristig nicht zusammenkommen wird – dann kann es durchaus sein, dass die grüne Bank dir nahelegen wird, die Geschäftsbeziehung zu beenden.
5. Sind nachhaltige Geldanlagen sicher und rentabel?
Mittlerweile gibt es Hunderte wissenschaftlicher Studien zu der Frage, ob sich nachhaltige Geldanlagen rechnen. Im Durchschnitt ist das Ergebnis folgendes: Ja, sie rechnet sich, und zwar genauso wie die konventionelle auch. Also: Man muss nicht auf Rendite verzichten, wenn man nachhaltig investieren will. Aber man bekommt auch nicht automatisch mehr Geld als am übrigen Markt. Diese Ergebnisse gelten für jede Art von Anlageprodukt.
Was die Studien allerdings nicht untersuchen: In Wirklichkeit bekommt der Anleger natürlich doch mehr, wenn er nachhaltig investiert. Denn sein Geld erzielt ja einen Nutzen für Umwelt und Gesellschaft. Umdrehen sollte man diese Sichtweise aber nicht.
Wer jetzt meint, er könne nahezu im Blindflug nachhaltig investieren, schließlich diene es einem guten Zweck, der muss im Kopf haben: Es gibt auch bei nachhaltigen Geldanlagen Pleiten. Die Insolvenz von Prokon war wohl die bekannteste. Wo das viele Geld geblieben ist, wird sich erst im Lauf der Jahre zeigen. Vielleicht hätten die Anleger ebenso gut spenden können. Daher: Nachhaltigkeit bedeutet nicht, dass Anleger unvorsichtig sein können.
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