Bunt, funkelnd, laut: Feuerwerk ist eine beliebte Tradition in der Silvesternacht. Längst sind Silvesterraketen und Böller auf dem Markt, die als nachhaltig beworben werden. Erfahre hier, wie nachhaltig Feuerwerk wirklich sein kann und ob Drohnen eine gute Alternative am Silvesterhimmel sind.
Feuerwerk an Silvester – seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Während Umweltschutzorganisationen die negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur betonen, basteln Hersteller von Silvesterraketen und Co. an einer möglichen Lösung: nachhaltiges Feuerwerk. Wir haben uns angesehen, wie ökologisch Silvesterfeuerwerk sein kann.
Warum wir Alternativen zu Silvesterfeuerwerk brauchen
Etwa ein Prozent der jährlich freigesetzten Menge an Feinstaub in Deutschland wird in der Silvesternacht in Form von Feuerwerkskörpern in den Himmel geschossen. Insgesamt sind das laut Umweltbundesamt rund 2.050 Tonnen Feinstaub. Die Feinstaubbelastung in der Luft ist deshalb an Neujahr vielerorts so hoch wie an keinem anderen Tag im Jahr.
Doch Schadstoffe in der Luft und haufenweise Müll sind nicht die einzigen Gründe, die gegen ein Feuerwerk an Silvester sprechen: Wildtiere und Haustiere geraten durch den Böllerlärm in Panik, Menschen verletzen sich an den Raketen und in diesem Jahr könnten besonders viele Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung durch Kriegserlebnisse unter den Explosionen leiden.
Und was viele nicht wissen: Bei der Herstellung der Feuerwerkskörper sterben jedes Jahr Menschen. Genügend Argumente, um das Feuerwerk an Silvester sein zu lassen oder sich mindestens nach umweltverträglicheren Alternativen umzusehen.
Nachhaltiges Feuerwerk – geht das überhaupt?
Um Feuerwerk nachhaltiger zu gestalten, wird in der Praxis vor allem an zwei Punkten angesetzt: Den verwendeten Chemikalien und dem Plastikanteil in den Raketen und Knallern. Auch leiseres Feuerwerk, das zwar Farben, aber keine Knalleffekte an den Nachthimmel zaubert, gibt es bereits zu kaufen. Das soll Tiere weniger erschrecken. Vor allem Haustiere, die an Silvester drinnen bleiben, werden durch geräuscharmes Feuerwerk weniger in Panik versetzt.
Weniger Plastik an Silvesterraketen
Weco, einer der marktführenden Feuerwerkshersteller in Deutschland, verwendet beispielsweise für die Feuerwerkskörper bereits zu 90 Prozent Altpapier und Holz. Die Spitzkappen an Raketen, Standfüße und Abdeckungen für die Zündschnur bestehen nicht länger aus Plastik. Das Unternehmen verwendet stattdessen biologisch abbaubare Materialien, auch bei den Verpackungen. Die Abfallreste der Raketen sollen in der Natur innerhalb eines halben Jahres vollständig zersetzt sein, so der Feuerwerkshersteller gegenüber der Tagesschau.
Das bedeutet aber noch nicht, dass man die Raketenreste in der Biotonne oder auf dem Kompost entsorgen darf. Schadstoffe können den Kompost verunreinigen und für eine Entsorgung in der Biotonne verrottet der Abfall zu langsam. Lies dazu auch: Warum Bioplastik gar nicht so Bio ist
Weniger Gift in den Silvesterraketen
Schwarzpulver sorgt in den Silvesterraketen dafür, dass sich die Chemikalien entzünden. Hersteller Weco arbeitet nach eigener Aussage daran, beim Raketenzündstoff von Schwarzpulver wegzukommen und stattdessen einen synthetischen Zündstoff zu entwickeln.
Institute und Universitäten wie die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München forschen daran, wie man umweltschädliche Stoffe im Feuerwerk weglassen, reduzieren oder ersetzen kann. Für blaues Feuerwerk beispielsweise wurde bislang auf eine Kupfer-Chlor-Verbindung gesetzt. Doch Brom statt Chlor ist weniger giftig, so eine Wissenschaftlerin der LMU gegenüber der Tagesschau. Die Hersteller ersetzen Chlor deshalb bereits durch Brom.
Ganz ohne Schadstoffe kann es jedoch keinen pyrotechnischen Effekt geben. Um leuchtendes Feuerwerk zu erzeugen, braucht es farbgebende Chemikalien. Doch diese kann man schrittweise weniger umweltschädlich und weniger giftig herstellen. Allerdings gibt Chemikerin Magdalena Rusan von der LMU München zu bedenken: „Man darf es sich nicht so vorstellen, dass es irgendwann ein Feuerwerk gibt, das völlig unbelastend ist. Das ist utopisch.“
So wird das Feuerwerk an Silvester umweltschonender
Wir empfehlen ausdrücklich, kein Feuerwerk zu kaufen. Einen schönen Abend mit „Wow-Effekt“ kannst du auch mit selbst gemachten Knallbonbons aus Papierresten oder verknülltem Geschenkpapier feiern. Diese kommen ganz ohne Feinstaub aus.
Wer das Böllern an Silvester nicht lassen kann, sollte mindestens:
- Feuerwerk kaufen, das in Deutschland hergestellt wurde (und nicht unter menschenunwürdigen Bedingungen in China oder Indien),
- auf eine CE-Kennzeichnung achten und keine nicht-zugelassenen Feuerwerkskörper aus dem Ausland im Internet bestellen und
- geräuscharmes Feuerwerk wählen.
Drohnen als Alternative zum Feuerwerk?
Einige Städte und Kommunen schränken das Böllern ein – und organisieren teilweise schöne Alternativen. Die Stadt Pforzheim etwa ließ vergangenes Silvester den Himmel mit einem Drohnenfeuerwerk leuchten, wie die Tagesschau berichtet. Diese Art des Feuerwerks kommt ohne Feinstaubbelastung und Lärm aus.
Wiederholt wird die Drohnenshow dieses Silvester allerdings nicht, denn dieses Jahr gilt in der Stadt kein Böllerverbot. Nur wenn keine Raketen geschossen werden, können die Drohnen gefahrenlos in den Himmel geschickt werden.
Drohnen oder Laserprojektionen können eine schöne Alternative sein, die Kommunen an Silvester organisieren. In den USA, China und im arabischen Raum sind Drohnenfeuerwerke zu Festlichkeiten bereits verbreitet, so beispielsweise bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2021 in Tokio. Für Privathaushalte sind diese Feuerwerk-Alternativen aber nicht geeignet: Die Anschaffung wäre viel zu teuer.
Utopia meint: Sinnvolle Ansätze, doch nachhaltig ist Silvesterfeuerwerk (noch) nicht
Es ist ein erfreulicher Schritt, dass Feuerwerkshersteller reagieren und versuchen, weniger umweltschädliche Produkte auf den Markt zu bringen. Feuerwerk ohne Knalleffekt, weniger giftige Chemikalien und plastikfreie, recycelte Verpackungen sind wichtige Entwicklungsschritte.
Doch auch wenn mit den neueren Silvesterraketen weniger giftige Chemikalien in die Umwelt gelangen, sind es aus unserer Sicht immer noch zu viele. Außerdem bleiben schwerwiegende Risiken wie die hohe Verletzungsgefahr bestehen. Hinzu kommt, dass noch massenweise Feuerwerkskörper aus den Vorjahren verkauft werden. Die vergangenen beiden Jahre galt aufgrund der Corona-Pandemie ein Böllerverbot und die Waren wurden nicht gekauft.
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