Gerade im frühen Frühling benötigen Bienen und Hummeln Nahrung in Form von Nektar und Pollen. Hier erfährst du, welche Frühblüher für Garten und Balkon besonders bienen- und insektenfreundlich sind.
Anfang März macht sich der Vorfrühling bemerkbar: Die Tage werden länger, die Sonne wärmt schon etwas und die Insekten beginnen wieder auszuschwärmen. Nach der langen Winterpause sind sie hungrig – und angewiesen auf Frühblüher, die sie mit Nahrung versorgen.
Ausreichend Nektar und Pollen zu finden wird für die Nützlinge aber immer schwieriger. Flächenversiegelungen, der Einsatz von Pestiziden und der Klimawandel – all diese Faktoren tragen dazu bei, dass Wildbienen, Hummeln & Co. Probleme haben, ausreichend Nahrung zu finden. „Der Klimawandel geht so schnell vonstatten, dass Insekten sowie andere Tiere und Pflanzen sich kaum anpassen können“, beklagt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Wie geht es den Wildbienen?
Honig- und Wildbienen und eine Vielzahl anderer Insekten sind unverzichtbarer Bestandteil der biologischen Vielfalt. Mehr als 85 Prozent aller Pflanzenarten sind abhängig von Bestäubung. Ohne bestäubende Insekten könnten auch viele Nutzpflanzen nicht bestäubt werden. Darunter sind viele Pflanzen, die zu den Grundlagen unserer Nahrung zählen, wie Äpfel, Karotten, Kaffee, Mandeln, Zucchini oder Brokkoli.
Etwa 48 Prozent der insgesamt 557 Bienenarten, die in der Roten Liste bewertet werden, sind bestandsgefährdet oder schon ausgestorben. Nur etwa 37 Prozent gelten als ungefährdet.
5 besonders insektenfreundliche Pflanzen
Langfristig können wir die Artenvielfalt auf dem Planeten nur retten, indem wir entschieden den Klimawandel bekämpfen. Dennoch kannst du auch heute etwas dafür tun, dass Insekten Nahrung finden: Hier sind fünf Pflanzen, die im Frühling mit ihrem Nektar und Blütenstaub Bienen, Schmetterlinge und Hummeln anlocken.
Für alle fünf Arten gilt: Sie sind winterharte Bienenweiden und verwildern ohne weiteres Zutun. Das heißt: Sie blühen jedes Jahr im Frühling zuverlässig wieder und breiten sich dabei sogar aus. Du kannst sie im Garten einpflanzen, sie wachsen aber auch in einem Kübel auf der Terrasse oder dem Balkon.
Da die Zwiebeln für Frühblüher im Herbst gesetzt werden, kannst du dieses Jahr den Insekten nur mit vorgetriebenen Zwiebeln helfen. Sie gibt es im Fachhandel derzeit in großer Auswahl zu kaufen. Achte unbedingt darauf, dass du bienenfreundliche Pflanzen kaufst und nicht aus Versehen moderne Züchtungen erwischst, die häufig keinen Pollen oder Nektar bieten.
#1: Frühlingskrokus
Frühlingskrokusse (Crocus Vernus) sind gewissermaßen die Klassiker unter den Frühblühern. Sie sorgen im zeitigen Frühjahr für viel Nektar und Pollen und sind auch für Wildbienen interessant. Als besonders bienenfreundlich gilt ein bunter Mix von früh blühenden Wildkrokussen.
- Blütezeit: März bis April
- Pflanzzeit: ab September
- Standort: halbschattig bis sonnig. Krokusse machen sich gut unter Laubbäumen oder Sträuchern, sie können aber auch in den Rasen gesetzt werden. Nach dem Pflanzen sollte man so lange aufs Rasenmähen verzichten, bis die Vermehrung der Blüten abgeschlossen ist.
Tipp: Krokusse vermehren sich – wie alle Pflanzen, die wir hier vorstellen – selbst. „Mit der Zeit bilden sie wunderschöne Blütenteppiche. Beim Pflanzen deshalb Wildkrokusse in Gruppen setzen“, rät Elisa Kautzky vom Bienenretter Bildungs- und Ökologie-Projekt.
Im Gespräch mit Utopia gibt die Bienen-Expertin zu bedenken: „Generell gilt Vorsicht vor Kreuzungen und hochgezüchteten Arten.“ Zuchtkrokusse haben meist weniger Pollen oder Nektar und sind daher weniger geeignet für die Insekten. „Sie verfliegen dann unnötig wertvolles ‚Flugbenzin‘ für wenig Ausbeute.“
Deshalb ist es wichtig, heimische Arten zu bevorzugen, rät Elisa Kautzky: „Was wir als ‚Wildkrokusse‘ bezeichnen, findet man im Handel unter dem etwas verwirrenden Begriff ‚Botanische Krokusse‘, manche laufen auch unter der Bezeichnung ‚Elfenkrokus‘.“
#2: Zweiblättriger Blaustern
Der Zweiblättrige Blaustern (Scilla bifolia) wird auch Sternhyazinthe genannt. Mit seinen himmelblauen Blüten verzaubert die Staude im Frühling Insekten – und uns Menschen.
- Blütezeit: März und April
- Pflanzzeit: ab Spätsommer bis Ende des Herbstes
- Standort: sonnig bis halbschattig
Dr. Christine Margraf, Artenschutzexpertin des BUND Naturschutz in Bayern e.V., weist auf eine Verwechslungsgefahr hin: „Achtung, diese Wildform ist nicht identisch mit den in Gartencentern angebotenen Zuchtformen!“
#3: Wildtulpen
Wildtulpen sind die Vorfahren der modernen Gartentulpen, die es en masse in Gartencentern zu kaufen gibt. Zwischen den beiden Tulpenarten gibt es aber einen großen Unterschied: Wildtulpen überzeugen nicht nur optisch mit zarten Blüten und farbenfroher Vielfalt, sondern sind auch für Insekten eine Bereicherung im Garten. Gartentulpen hingegen sind für Insekten in der Regel wertlos. „Auch bei den Tulpen sind viele Zuchtformen auf möglichst wenig Nektar- und Pollenproduktion gezüchtet, daher für den Garten möglichst Wildformen bevorzugen, von denen es eine große Auswahl gibt“, erklärt Christine Margraf.
- Blütezeit: je nach Art von April bis Juni
- Pflanzzeit: Frühherbst bis Anfang November
- Standort: warm und sonnig
Welche Wildtulpen-Arten es gibt und was du beachten solltest, liest du hier:
#4: Traubenhyazinthe
Mit ihren blauen traubenförmigen Blüten in Glockenform ist die Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum) ein echter Hingucker – und Bienenmagnet.
- Blütezeit: März bis Mai
- Pflanzzeit: Spätsommer bis Anfang November
- Standort: sonnig, warm
#5: Kegelblume (Puschkinie)
Die zarte Frühlingsblume ist mit ihrer hellblauen Farbe und den raffinierten Streifen nicht nur hübsch, sondern auch robust und genügsam. Zudem duftet die Kegelblume (Puschkinia scilloides).
- Blütezeit: März und April
- Pflanzzeit: September bis Oktober
- Standort: sonnig bis halbschattig
Wichtig: ungefüllte Blüten
„Wie viel Pollen und Nektar eine Pflanze produziert, ist mit dem bloßen Auge nicht immer erkennbar“, erklärt Christine Margraf vom BUND. „Was man generell leicht erkennen kann und auf alle Fälle meiden sollte: gefüllte Formen ohne Staubblätter, bzw. die auf eine sehr geringe Anzahl von Staubblättern gezüchtet sind. Oft fehlen ihnen auch die nektar-produzierenden Nektardrüsen oder sind hinter der überzüchtet hohen Anzahl von Blütenblättern schwer erreichbar.“ Hier erfährst du mehr:
Welche Pflanzen helfen Bienen im Frühling?
Es gibt natürlich noch mehr Pflanzen, die früh blühen und Insekten Nahrung bieten, zum Beispiel:
- Kornelkirsche (Cornus mas) – Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklärt gegenüber Utopia: „Sie ist eine tolle Pollen- und Nektarquelle für früh fliegende Insekten und eine gute Alternative zu Forsythien.“
- Kissenprimel (Primula Vulgaris)
- Salweide (Salix caprea)
- Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)
- Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)
- Gewöhnliches Leberblümchen (Hepatica nobilis)
- Kleines Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
- Winterling (Eranthis hyemalis)
- März-Veilchen (Viola odorata L.)
- Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
- Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)
Insekten helfen – das kannst du sonst noch tun
Abgesehen vom Pflanzen der richtigen Pflanzen kannst du noch einiges mehr tun, um Bienen & Co. das Leben leichter zu gestalten:
- Unordnung im Garten hilft den Insekten: Die Wiese nicht mähen, wilde Ecken im Garten zulassen, verblühte Blumen stehen lassen, nicht aufräumen.
- Achte darauf, dass dein Garten oder Balkon das ganze Jahr über Nahrung bietet. Idealerweise sollte die Zusammenstellung so gewählt sein, dass vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein ein Nahrungsangebot vorhanden ist.
- Achte beim Kauf von Pflanzen und Saatgut darauf, heimische und bienenfreundliche Pflanzen zu kaufen. Denn nicht alles, was prächtig blüht, bietet Insekten auch Nahrung.
- Insektenhotel anbringen.
- Insekten mit Wasser versorgen – vor allem im Sommer
- Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Herbizide
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