Auch dein Speiseplan wäre ohne Kartoffeln, Weizen oder Tomaten wahrscheinlich nicht denkbar. Dabei waren diese Pflanzen hier nicht immer heimisch, sondern zählen zu den Neophyten.
Neophyten bedeutet übersetzt nichts anderes als “neue Pflanzen“. Gemeint sind also Pflanzen, die in Europa nicht immer heimisch waren. Diese Pflanzen kamen erst mit der “Entdeckung der neuen Welt” durch Christoph Kolumbus nach Europa, also etwa ab dem 16. Jahrhundert, als viele Europäer:innen in die Amerikas auswanderten.
Warum gibt es Neophyten?
Dass die Pflanzen hierherkamen, war nicht immer beabsichtigt: Viele Arten wurden unbeabsichtigt über die Handelswege als Samen eingeschleppt. Laut dem bayerischen Landesamt für Umwelt (LFU) ist etwa die Hälfte der Neophyten versehentlich eingeschleppt worden.
Fast ein Drittel aller Neophyten sind übrigens Zierpflanzen, 20 Prozent sind landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Zu den landwirtschaftlichen Pflanzen, die als Neophyten gelten, gehören zum Beispiel Kartoffeln, Mais und Tomaten.
Dass die Pflanzen zu uns gebracht wurden, heißt noch lange nicht, dass sie hier auch überlebensfähig sind. Laut dem LFU Bayern konnten sich nur zehn Prozent der Neophyten langfristig halten und noch viel weniger Arten konnten sich auch stark ausbreiten. Einige Pflanzen sorgen allerdings für schwerwiegende ökologische Probleme.
Übrigens: Pflanzen, die zwar gebietsfremd sind, aber schon vor 1492 zu uns gekommen sind, werden als “Archäo-Phyten”, also “Alt-Pflanzen” bezeichnet.
Welche Probleme bringen Neophyten mit sich?
Etwa 15 Prozent der nicht heimischen Tier- und Pflanzenarten (zusammengefasst Neobiota genannt) gelten als problematisch. Diese Arten, die ökologische Probleme mit sich bringen, werden als invasive Arten bezeichnet. Oftmals siedeln Neophyten an Stellen, deren ökologisches Gleichgewicht sowieso schon durch den Menschen gestört wurde. Dazu gehören Straßen- und Wegesränder, Industrieflächen und Bahnstrecken oder Häfen.
Einigen Arten fehlt hier die natürliche Konkurrenz. Deshalb verdrängen sie einheimische Pflanzen und bilden laut Spektrum gerne Monokulturen. Einige Pflanzen verändern auch den Nährstoffgehalt im Boden, wodurch sie seltenen Arten den Lebensraum rauben.
Manche Neophyten wie zum Beispiel der Riesen-Bärenklau, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, sind auch giftig. Der Hautkontakt mit dem Riesen-Bärenklau kann bei Menschen zusammen mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen führen.
Was können wir gegen schädliche Neophyten tun?
Zuallererst: Die meisten Neophyten sind nicht schädlich. Wie der WWF beschreibt, sind in den Eiszeiten viele der vorher bei uns heimischen Pflanzenarten ausgestorben. Dadurch wurden viele ökologische Nischen frei für neue Arten, die diese ganz ohne Schaden anzurichten besiedeln konnten.
Doch bei den invasiven Arten gibt es durchaus ein paar Maßnahmen, mit denen du ihre Ausbreitung zumindest im Kleinen bekämpfen kannst:
- Setze keine Pflanzen (oder Tiere) in der freien Natur aus und bringe keine lebenden Pflanzen, Samen oder Tiere von Reisen mit.
- Bevorzuge heimische Pflanzen für die Garten- und Landschaftsgestaltung – meist sind diese auch gleichzeitig insektenfreundlicher.
- Entsorge invasive Neophyten nicht im eigenen Gartenkompost oder in der Grünabfuhr. Informiere dich stattdessen am besten über die Richtlinien deiner Gemeinde und nutze dann die vorgesehenen Sammelstellen.
Beispiele für Neophyten hier in Europa
Zu den Neophyten, die sich in Europa ansiedeln konnten, gehören etwa die folgenden Arten:
- Die Robinie stammt ursprünglich aus Nordamerika und verdrängt oft andere Pflanzen, indem sie ihnen das Licht nimmt. Außerdem kann sie Stickstoff aus der Luft binden und in Nährstoffe umwandeln, wodurch sie den Nährstoffgehalt im Boden stark verändert.
- Auch die Stauden-Lupine aus dem Nordwesten Amerikas sorgt für eine Nährstoffanreicherung. Sie hat sich vor allem im Bayerischen Wald, im Fichtelgebirge und in der Rhön ausgebreitet, lässt sich aber in ganz Deutschland entlang von Autobahnen finden.
- Topinambur war nicht immer heimisch. Teilweise trägt er zum Artenreichtum bei; wenn er jedoch an Flussufern zu dicht wächst, verdrängt er einheimische Pflanzen.
- Japanischer Staudenknöterich gilt als invasiv und ist schwierig zu bekämpfen, weil er sich extrem schnell ausbreitet und viel Fläche in Beschlag nimmt. Er hat kräftige Stängel, die auch Asphalt beschädigen, doch leicht zerbrechliche Rhizome, sodass man ihn nur schwer ganz aus dem Boden entfernen kann.
- Indisches Springkraut ist invasiv, lässt sich jedoch glücklicherweise nutzen. Seine Samen sind essbar und schmecken angenehm nussig. Verwende sie beispielsweise geröstet in Pesto oder auf Salat.
Viele weitere Arten, die aus unserer Landwirtschaft, unseren Gärten oder unserer Küche nicht mehr wegzudenken sind, stammen ebenfalls nicht von hier. Das sind zum Beispiel Weizen, Gerste, Zwiebel, Mais, Kartoffeln, Tomaten, Paprika sowie Sonnenblumen.
Überarbeitet von Denise Schmucker
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