Unser Speiseplan wäre ohne Kartoffeln, Weizen oder Tomaten nicht denkbar. Dabei waren die Pflanzen hier nicht immer heimisch, sondern zählen zu den Neophyten, also den Arten, die erst seit der Entdeckung Amerikas 1492 bei uns angesiedelt wurden.
Was sind Neophyten?
Neophyten bedeutet übersetzt nichts anderes als „neue Pflanzen“. Gemeint sind also Pflanzen, die in Europa nicht immer heimisch waren. Diese Pflanzen kamen erst mit der Entdeckung der neuen Welt, also etwa ab dem 16. Jahrhundert nach Europa.
Dass die Pflanzen hierher kamen, war nicht immer beabsichtigt: Viele Arten wurden unbeabsichtigt über die Handelswege als Samen eingeschleppt. Laut dem bayerischen Landesamt für Umwelt (LFU) ist etwa die Hälfte der Neophyten versehentlich eingeschleppt worden.
Fast ein Drittel aller Neophyten sind übrigens Zierpflanzen, 20 Prozent sind landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Zu den landwirtschaftlichen Pflanzen, die als Neophyten gelten, gehören zum Beispiel Kartoffeln, Mais und Tomaten.
Dass die Pflanzen zu uns gebracht wurden, heißt noch lange nicht, dass sie hier auch überlebensfähig sind. Laut dem LFU Bayern konnten sich nur zehn Prozent halten und noch viel weniger Arten konnten sich auch stark ausbreiten. Einige Pflanzen sorgen allerdings für schwerwiegende ökologische Probleme.
Übrigens, Pflanzen, die bei uns ebenfalls gebietsfremd sind, aber schon vor 1492 zu uns gekommen sind, werden als „Archäo-Phyten“, also „Alt-Pflanzen“ bezeichnet.
Welche Probleme bringen Neophyten mit sich?
Nur etwa 30 Pflanzenarten haben laut LFU Bayern negative Auswirkungen auf die Umwelt, in die sie eingeschleppt wurden. Die Arten, die ökologische Probleme mit sich bringen, werden als invasive Arten bezeichnet.
Oftmals siedeln Neophyten an Stellen, deren ökologisches Gleichgewicht sowieso schon durch den Menschen gestört wurde. Dazu gehören Straßen- und Wegesränder, Industrieflächen und Bahnstrecken oder Häfen.
Einigen Arten fehlt hier die natürliche Konkurrenz. Deshalb verdrängen sie einheimische Pflanzen und bilden laut Spektrum gerne Monokulturen. Einige Pflanzen verändern auch den Nährstoffgehalt im Boden, wodurch sie seltenen Arten den Lebensraum rauben.
Manche Neophyten wie zum Beispiel der Riesen-Bärenklau, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, sind auch giftig. Der Hautkontakt mit dem Riesen-Bärenklau kann bei Menschen zusammen mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen führen.
Beispiele für Neophyten hier in Europa
- Die Robinie stammt ursprünglich aus Nordamerika und verdrängt oft anderen Pflanzen, indem sie ihnen das Licht nimmt. Außerdem kann sie Stickstoff aus der Luft binden und in Nährstoffe umwandeln, wodurch sie den Nährstoffgehalt im Boden stark verändert.
- Auch die Stauden-Lupine aus dem Nordwesten Amerikas sorgt für eine Nährstoffanreicherung. Sie hat sich vor allem im bayerischen Wald, im Fichtelgebirge und in der Rhön ausgebreitet, lässt sich aber in ganz Deutschland entlang von Autobahnen finden.
- Topinambur war nicht immer heimisch. Teilweise trägt er zum Artenreichtum bei; wenn er jedoch an Flussufern zu dicht wächst, verdrängt er einheimische Pflanzen.
Viele weitere Arten, die aus unserer Landwirtschaft, unseren Gärten oder unserer Küche nicht mehr wegzudenken sind, stammen ebenfalls nicht von hier:
- Aus Asien kommen laut dem LFU Bayern zum Beispiel Weizen, Gerste und unsere Zwiebel.
- Aus Afrika stammen einige Lilienarten und die Strohblume.
- Aus Amerika wurden Mais, die Kartoffel, Tomate und Paprika sowie Sonnenblumen und Petunien her gebracht.
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