Öko-Test hat Paprikapulver auf Pestizide getestet – die Ergebnisse erschrecken. Fast die Hälfte der Produkte fiel mit „ungenügend“ durch, teils fand das Labor 23 verschiedene Spritzmittel. Andere Produkte überzeugten auf ganzer Linie.
Edelsüßes Paprikapulver ist ein fester Bestandteil deutscher Gewürzregale. Doch beim Kauf sollte man genau hinsehen. Denn eine Analyse des Verbrauchermagazins Öko-Test (Ausgabe 05/2024) zeigt: Sehr viele Produkte sind mit zahlreichen Pestiziden belastet – zum Teil mit Mitteln, die in der EU verboten sind. Dabei fielen 14 von 33 konventionelle Paprikapulver durch.
Für das Jahrbuch 2024 ließ Öko-Test 30 Paprikapulver erneut testen. Wieder mit sehr gemischten Ergebnissen. 12 Produkte fielen durch, 15 konnten dafür auf ganzer Linie mit „sehr gut“ überzeugen. Darunter befanden sich überwiegend Bio-Gewürze. Zwei Bio-Marken schnitten zudem mit „gut“ ab. Die Zutaten der Testsieger stammen fast ausschließlich aus Spanien und Ungarn.
Konventionelles Paprikapulver im Test: 11 von 14 ungenügend
Für den aktuellen Test untersuchte ein spezialisiertes Labor Paprikapulver ausschließlich auf Pestizide. Andere Kriterien wie Geschmack, Transparenz oder Verpackung, die bei Öko-Test oft eine Rolle spielen, wurden nicht bewertet. Die Verbraucherschützer:innen wollten mit ihrem Test vor allem Berichte der Lebensmittelüberwachung überprüfen. Diese hatte in der Vergangenheit immer wieder auf auffällige Pestizidwerte in Paprikapulver hingewiesen.
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Der Verdacht bestätigte sich – zumindest bei konventionellem Paprikapulver. Von 14 getesteten Marken erhielten 11 die Note „ungenügend“. Ein weiteres Produkt fiel ebenfalls mit „mangelhaft“ durch. Ein Produkt waren „ausreichend“ und nur ein einziges konventionelles Paprikapulver war „sehr gut“. Dieses stammt von Edora Gewürze („Edora Paprika edelsüß“, 1,83 Euro pro 50 Gramm) und enthielt nur ein einziges Pestizid in Spuren.
23 verschiedene Pestizide in einer Packung
Warum genau schneiden viele Paprikapulver so schlecht ab? Besonders häufig gab es Abzüge für Mehrfachbelastungen mit verschiedenen Pestiziden, die Öko-Test als „extrem“ wertete. Die Produkte enthielten Spuren von bis zu 23 verschiedenen Pestiziden – das war zum Beispiel bei „Carat Paprika Edelsüß“ von Netto („ungenügend“, 0,79 Euro je 50 Gramm) der Fall.
In vielen Produkten wies das Labor auch umstrittene Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat nach, zum Beispiel in „Ostmann Paprika edelsüß“ von Ostmann („ungenügend“, 2,39 Euro je 50 Gramm). Glyphosat steht seit Jahren im Verdacht, die menschliche Gesundheit zu schädigen – die Einstufung als „wahrscheinlich krebserregend“ ist jedoch umstritten.
Labor findet verbotenes Herbizid
Mehrere Paprikapulver wurden auch abgestraft, weil sie Rückstände von Glufosinat aufweisen, die Öko-Test als zu hoch ansieht. Glufosinat ist ein in der EU verbotenes Herbizid, das im Verdacht steht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und ungeborene Kinder zu schädigen. „Drei Pulver überschreiten den Wert auch abzüglich Messunsicherheit, sodass sie nach unserer Einschätzung gar nicht hätten verkauft werden dürfen“, schreibt Öko-Test. Darunter befindet sich auch „Just Spices Paprika edelsüß“ von Just Spices („ungenügend“, 3,44 Euro pro 50 Gramm).
In China – laut Öko-Test „Lieferland Nummer eins für Paprikapulver“ – ist das Produkt noch zugelassen. Wie die Verbraucherschützer:innen auf Nachfrage herausfanden, stammte ein Großteil der Produkte mit auffälligen Glufosinat-Belastungen auch tatsächlich aus China.
Zwei weitere Pulver enthielten mehr Rückstände des Wachstumsregulators Mepiquat als der Grenzwert erlaubt. Laut Einschätzung der Europäischen Chemikalienagentur ECHA schädigt Mepiquat Wasserorganismen.
Paprikapulver bei Öko-Test: Woher kommt die Mehrfachbelastung?
Öko-Test nannte in der Mai-Ausgabe verschiedene mögliche Ursachen für die Mehrfachbelastung. Vielleicht ist der hohe Spritzmitteleinsatz im Paprikaanbau notwendig, weil er den Erregern von Pflanzenkrankheiten gute Vermehrungsbedingungen bietet. Vielleicht liegt es daran, dass für die Pulver oft Lieferungen aus verschiedenen Quellen verwendet werden.
Allerdings verwendet man beim Kochen nur relativ wenig Paprikapulver. Deshalb beruhigen die Verbraucherschützer:innen: Die meisten Spritzmittel waren im Test nur in Spuren vorhanden, die einzelnen Gehalte seien nicht akut gesundheitsschädlich. Doch die Mischung aus verschiedenen Pestiziden beunruhigt die Expert:innen trotzdem: „Denn diese Mehrfachbelastungen addieren sich, und mögliche Wechselwirkungen der Pestizide untereinander sind nach unserer Auffassung noch viel zu wenig erforscht.“
Alle Details kannst du in der Ausgabe 05/2024 von Öko-Test nachlesen, im Jahrbuch 2024 sowie online auf www.ökotest.de.
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