Gutes Olivenöl ist gesund, schmackhaft zum Kochen und Braten, pflegend für Haut und Haare – aber nicht alle Produkte sind gleich gut. Dann steht man vor der Qual der Wahl: „Extra vergine“ oder lieber „nativ extra“? Wie erkennt man gutes Olivenöl? Utopia erklärt, worauf man bei Kaufen achten sollte.
Gutes Olivenöl ist ungeheuer vielseitig: Es kommt nicht nur in der Küche zum Einsatz, es hält auch Haut und Haar gesund. Die Crux ist allerdings die Qualität. Nur: Woran erkennt man gutes Olivenöl? Kann man es auch beim Discounter kaufen? Bekommt man bestes Olivenöl auch im Supermarkt? Beim Olivenölkauf achte am besten auf folgende Dinge:
- Nur „nativ“ und „extra“ kaufen
- Etiketten und Siegel checken
- Billiges Öl meiden
- Sortenreine Öle?
- Geschmack und Reife
- Unsinn meiden wie Öl-Spray
- Wo am besten kaufen?
- Olivenöl im Test
1. Gutes Olivenöl erkennen: Achte auf „nativ extra“
Olivenöl kannst du in verschiedenen Qualitätsstufen (Güteklassen) kaufen. Die entsprechenden Bezeichnungen auf den Etiketten der Ölflaschen sind durch die EU festgelegt:
- Natives Olivenöl extra
- Natives Olivenöl
- Olivenöl aus raffinierten und nativen Ölen
Natives Olivenöl extra
Steht „Natives Olivenöl extra“ oder „Olivenöl nativ extra“ (oder italienisch Olivenöl „extra vergine“) auf dem Etikett, handelt es sich um ein Erzeugnis der höchsten Qualitätsstufe mit einem Säuregrad von unter 0,8 Prozent. Laut EU-Olivenöl-Verordnung darf Olivenöl dieser Güteklasse keinen einzigen sensorischen Fehler wie etwa eine ranzige Geschmacksnote aufweisen. Auch sind nur mechanische Herstellungsverfahren ohne Wärmezufuhr erlaubt. Steht zusätzlich „kaltgepresst“ auf der Flasche, darf es bei der Gewinnung des Olivenöls nicht wärmer als 27 Grad Celsius werden.
Eigentlich muss beides (auf Deutsch) auf dem Etikett der Flasche stehen: „Natives Olivenöl extra“ und „erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren“.
Natives Olivenöl
Fehlt das kleine Wörtchen „extra“ auf der Olivenölflasche, fehlt es meist auch dem Öl an etwas; es hat beispielsweise qualitative Mängel oder ist weniger fruchtig im Geschmack. Hergestellt wird dieses Olivenöl wie die höchste Güteklasse. Doch es darf leichte sensorische Fehler und eine weniger gute chemische Qualität haben.
Aus gesundheitlicher Sicht kann man auch dieses „Olivenöl nativ“ problemlos verzehren. Schädlich ist es nicht – es ist nur eben typisch für die billigeren Olivenölmarken.
Olivenöl – bestehend aus raffinierten und nativen Ölen
Auch die Mischung aus raffiniertem und nativem Olivenöl ist eine Güteklasse. Oft wird es als Brat-Olivenöl verkauft. Durch Hitzebehandlung können die Hersteller sensorische Fehler entfernen. Solche Bratöle schmecken fast neutral und sind gut erhitzbar.
2. Bestes Olivenöl? Etiketten, Herkunft und Siegel helfen
Wie auch bei Weinen spielen Herkunftsregion und Lage im Anbau eine wichtige Rolle. Viele Öle sind jedoch Mischungen. Wenn aber griechisches, spanisches und italienisches Öl zu einem Produkt zusammengerührt wurden (siehe Etiketten-Scan oben), muss man von zusätzlichen Wegstrecken beim Transport ausgehen.
Besser also, es ist ein klares Herkunftsland erkennbar, noch besser eine einzelne Region. „Abgefüllt in“ ist dabei kein zuverlässiger Hinweis. „Geschützte Ursprungsbezeichnung“ oder „geschützte geografische Angabe“ sind verlässlicher.
Wichtig ist auch das Bio-Siegel auf dem Etikett. Es versichert, dass es sich um ein Produkt aus kontrolliert biologischem Anbau handelt und gibt zudem an, ob es sich um ein innerhalb oder außerhalb der EU produziertes Erzeugnis handelt. Der Preis kann zwar ein wenig höher liegen, doch dafür wurde nachhaltiger gewirtschaftet: Die Bio-Landwirtschaft schließt die Verwendung von künstlichen Düngern und den chemisch-synthetischen Pestiziden aus; mit höherer Wahrscheinlichkeit wachsen die Oliven in einem gesunden Ökosystem, wo beispielsweise auch andere Pflanzen Platz haben.
Die Siegel der Anbauverbände Demeter, Bioland und Naturland sind noch strenger als das EU-Bio-Siegel und stehen auch für noch mehr Fairness beim Anbau.
Doch Güteklasse und Biosiegel verraten nicht alles (gelegentlich verwenden Hersteller Testbewertungen, um Olivenöle zu bewerben, welche natürlich jedes Jahr ihre Qualität ändern) und können nur als Richtschnur beim Einkauf dienen.
Gutes Olivenöl erkennt man nicht an den blumigsten Beschreibungen: Nach Olivenöl-Verordnung sind ausschließlich die Geschmacksbeschreibungen „fruchtig“, „scharf“ und „bitter“ erlaubt, erweitert mit einem Stärke-Hinweis wie „intensiv“, „mittel“ oder „leicht“. Angaben wie „nussig“ oder „schmeckt nach Kräutern und Tomaten“ sind offiziell nicht erlaubt. Die Verordnung schreibt auch vor, welche Geschmacksnoten von Prüfer:innen als positiv, welche als negativ zu bewerten sind.
Am besten testet man selbst: Gutes Olivenöl erkennt man auch am Geschmack. Im Supermarkt ist so ein Test freilich kaum möglich, aber vielleicht gibt es in deiner Nähe einen (Bio-)Laden, Wochenmarkt oder eine Fachhandlung, die Verkostungen anbietet. Merke: Riecht das Olivenöl muffig, metallisch, ranzig oder modrig, stimmt damit vielleicht etwas nicht und man verwendet es besser nicht.
3. Keine Preisfrage: Billig-Olivenöl ist verdächtig
Gutes Olivenöl ist nicht billig: Ein Liter Öl in vernünftiger Qualität kann nicht weniger als 10 Euro kosten (5 Euro pro 500 ml-Flasche). Feinschmecker-Olivenöle kosten typischerweise um die 20 Euro pro halbem, 40 Euro pro Liter. Die Stiftung Warentest schreibt dazu: „Wer besondere Noten von frischem Olivenöl sucht, sollte etwas mehr Geld ausgeben.“
Vermeintliche Olivenöl-Schnäppchen sind oft minderwertig und werden zudem in der Regel nicht unter fairen Bedingungen erzeugt. So werden, wie der Deutschlandfunk 2015 berichtete, afrikanische Olivenpflücker:innen in Sizilien ausgebeutet – damit die Supermarktketten ihren Preiskampf führen können und die Schnäppchenfans auf ihre Kosten kommen.
4. Muss Olivenöl sortenrein sein?
Auf einigen Olivenölen findet man den Hinweis „sortenrein“: Sortenreines Olivenöl wird nur aus einer bestimmten Olivenart gepresst. Manche Feinschmecker:innen finden das großartig. Doch der Aufwand in der Herstellung ist oft höher: Viele Olivenfarmen bestehen aus ganz unterschiedlichen Bäumen, deren Oliven der Einfachheit halber zusammen verarbeitet werden – was dem Öl auch nicht schadet.
Sortenreines Olivenöl eignet sich für alle, die ein besonders aromatisches Öl suchen. Besonders würzige und markant-kräftige Olivenöle werden aus grünen, noch unreifen Oliven gewonnen. Als Spezialität gilt zum Beispiel das besonders früh geerntete Agourélaio, das sich durch starke Bitternoten und einen scharfen, pfefferigen Geschmack auszeichnet.
5. Die Reife der Oliven bestimmt den Geschmack des Öls
Gutes Olivenöl wird innerhalb von 24 Stunden „kaltgepresst“ – bei allerhöchstens 27 Grad Celsius. Daher auch der Pflichthinweis „direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren“ bei der ersten Güteklasse. Generell gilt: Je reifer die Früchte in die Ölpresse kommen, desto „weicher“ (milder) fällt das Öl aus. Weniger reife Oliven ergeben also einen kräftigeren Geschmack.
Verschiedene Olivensorten unterscheiden sich im Geschmack stark voneinander. „Gute Öle können scharf, fruchtig, aber auch bitter sein“, erklärte uns Chefkoch Henze.
Milde Öle lassen sich besonders gut zum Backen, für Desserts oder Marinaden verwenden. Ein fruchtig-intensives Olivenöl eignet sich zum Beispiel gut für Fisch oder Salate, mit Gegrilltem hingegen harmoniert ein kräftiges Öl mit scharfer und bitterer Note. Zum Braten benötigt man nicht das allerfeinste oder teuerste Olivenöl. Hier ist ein einfaches Bio-Olivenöl die richtige Wahl.
6. Gutes Olivenöl erkennen: Meide Unnötiges und Plastik
Olivenöl ist ein umkämpfter Markt, entsprechend versuchen die Hersteller hier auch, mit Dingen zu punkten, die eigentlich Unsinn sind. Gutes Olivenöl kommt meist in Glasflaschen – Öl in Plastik-Sprayflaschen verursacht nur mehr Müll und ist oft auch teurer. Fette – auch Olivenöl – können zudem schädliche Weichmacher aus ungeeignetem Plastik lösen.
Als Lifehack beim Olivenölkauf gilt deshalb: Kaufe Olivenöl nur in dunklen Glasflaschen aus Grün- oder Braunglas.
7. Such dir genau aus, wo du gutes Olivenöl kaufst
Mancher Supermarkt hat gewiss bestes Olivenöl im Programm. Doch dort ist es nur ein Produkt von vielen und die Auswahl an Bio-Ölen meist sehr klein. Der renommierte Kemptener Spitzenkoch Christian Henze, der besonders auf mediterrane Küche setzt, sagt: „Sicher gibt es gutes Öl auch im Supermarktregal. Die Wahrscheinlichkeit, ein Spitzenöl zu finden, ist meiner Meinung nach allerdings eher gering.“
Spezialisierte Händler:innen pflegen ihre Handelsbeziehungen oft langjähriger und persönlicher. Anbieter wie Mani Bläuel (erhältlich z.B. bei** Amazon) haben sich Bio und Fairness auf die Fahnen geschrieben. Bei Anbietern wie z.B. lakonikos.de erhält der Kunde auch ein wenig Einblick in die regionale Herkunft.
Interessante Olivenöl-Shops mit Bio-Sortiment sind zum Beispiel Öldorado und premium-olivenoel.com. Interessante Adressen für Öl aus Italien findest du zum Beispiel auf Merum.info, weitere Länder auf olivenoel-verzeichnis.de.
Natürlich können wir hier nur auf Online-Shops verweisen. Doch gute Anlaufstellen für Olivenöl findest du immer auch im lokalen Weinhandel, manchmal auch in gut sortierten Bioläden und auf Märkten. Auch in Feinkost-Handlungen findet man die besseren Olivenöle, sofern diese nicht gerade in touristischen Großstadtzentren.
8. Gutes Olivenöl im Test
Wer rein nach dem Geschmack von Olivenöl geht, kann sich am Magazin Feinschmecker orientieren, das seit Jahren Olivenöle testet und bewertet. Feinschmecker testet zwar ohne ausdrücklich nachhaltige Kriterien, doch Bio-Olivenöle sind in der Liste reichlich vertreten.
Auch Stiftung Warentest und Öko-Test prüfen regelmäßig Olivenöle auf Geschmack, aber auch auf mögliche Schadstoffe. Im aktuellen Olivenöl-Test schneiden nur vier von 23 Ölen „gut“ ab. Drei der empfehlenswerten Olivenöle stammen aus Bio-Anbau.
Utopia-Fazit: Wir raten zu Bio-Olivenölen der Güteklasse „nativ extra“, orientiere dich gerne an den Testsiegern im Olivenöl-Test. Das Olivenöl sollte in einer dunklen Glasflasche verkauft werden. In lokalen Fachgeschäften kostet das Öl mehr als im Supermarkt, doch dort wirst du fachkundig beraten und kannst oft sogar eine Kostprobe machen.
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