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10 Tipps: Gutes Olivenöl erkennen und kaufen

Gutes Olivenöl erkennen: 10 Tipps
Foto: © Colourbox.de

Gutes Olivenöl ist gesund, schmackhaft zum Kochen und Braten, pflegend für Haut und Haare – aber nicht alle Produkte sind gleich gut, und natürlich will man nur bestes Olivenöl. Dann steht man aber vor der Qual der Wahl: „Extra vergine“ oder lieber „nativ extra“? Welches Olivenöl ist gut? Utopia erklärt, worauf man bei Kaufen achten sollte.

Gutes Olivenöl ist ungeheuer vielseitig: Es kommt nicht nur in der Küche zum Einsatz, es hält auch Haut und Haar gesund. Die Crux ist nur die Qualität. Woran erkennt man gutes Olivenöl? Kann man es auch beim Discounter kaufen? Bestes Olivenöl – kriegt man das auch im Supermarkt? Beim Olivenöl kaufen achte am besten auf folgende Dinge:

  1. Nur „nativ“ und „extra“ kaufen
  2. Etiketten und Siegel checken
  3. Billiges Öl meiden
  4. Geschmack und Reife
  5. Sortenreine Öle?
  6. Braten mit Olivenöl
  7. Olivenöl für Haut und Haar
  8. Unsinn meiden: Öl-Spray, Aroma-Öle
  9. Wo am besten kaufen?
  10. Olivenöl im Test

1. Gutes Olivenöl: Achte auf „nativ“ und „extra“.

Die Bezeichnungen auf den Etiketten der Ölflaschen sind durch die EU festgelegt. Steht „Natives Olivenöl extra“ oder „Olivenöl nativ extra“ auf dem Etikett, dann handelt es sich um ein Erzeugnis der höchsten Qualitätsstufe mit einem Säuregrad von unter 0,8 Prozent. (Mehr Informationen zu Güteklassen findest du hier.) Eigentlich muss beides (auf Deutsch) auf dem Etikett der Flasche stehen: „Natives Olivenöl extra“ und „erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren“.

Fehlt das kleine Wörtchen „extra“ (und es fehlt überraschend oft), fehlt es meist auch dem Öl an etwas; es hat beispielsweise qualitative Mängel oder ist weniger fruchtig im Geschmack. Man kann aus gesundheitlicher Sicht aber auch dieses „Olivenöl nativ“ problemlos verzehren. Schädlich ist es nicht – es ist nur eben typisch für die billigeren Olivenölmarken.

Gutes Olivenöl? Drei Pflichtangaben sind wichtig: Herkunftsland, 'Erste Güteklasse', 'direkt aus Oliven ausschliesslich mit mechanischen Verfahren'
Gutes Olivenöl? Drei Pflichtangaben sind wichtig: Herkunftsland, ‚Erste Güteklasse‘, ‚direkt aus Oliven ausschliesslich mit mechanischen Verfahren‘ (Scan)

Und wie ist das mit dem Begriff „extra vergine“? Der stammt aus Italien, es gibt diesen Hinweis aber beispielsweise auch in spanischer oder portugiesischer Sprachvariante. Auch „extra vergine“ steht verlässlich für „Natives Olivenöl extra“, d.h. die höchste Güteklasse.

Verlässlich sind diese Angaben leider nicht immer, wie regelmäßig bei Olivenöl-Tests herausgefunden wird.

2. Bestes Olivenöl? Etiketten, Herkunft, Siegel helfen

Guter Indikator für bestes Olivenöl: geschützte Ursprungsbezeichnung
Guter Indikator für bestes Olivenöl: geschützte Ursprungsbezeichnung (Bild: Kommission der Europäischen Gemeinschaften)

Wie bei Weinen auch spielen Herkunftsregion und Lage im Anbau eine wichtige Rolle. Viele Öle sind aber Mischungen. Wenn aber griechisches, spanisches und italienisches Öl zu einem Produkt zusammengerührt wurden (siehe Etiketten-Scan oben), muss man von zusätzlichen Wegstrecken beim Transport ausgehen.

Besser also, es ist ein klares Herkunftsland erkennbar, noch besser eine einzelne Region. „Abgefüllt in“ ist dabei kein zuverlässiger Hinweis. „Geschützte Ursprungsbezeichnung“ oder „geschützte geografische Angabe“ sind da schon besser, aber auch dabei wird gelegentlich geschwindelt.

Auch bei Ölen lieber Bio.
Auch bei Ölen lieber Bio. (© EU)

Wichtig ist auch das Bio-Siegel auf dem Etikett. Es versichert, dass es sich um ein Produkt aus kontrolliert biologischem Anbau handelt und gibt zudem an, ob es sich um ein innerhalb oder außerhalb der EU produziertes Erzeugnis handelt. Der Preis kann zwar ein wenig höher liegen (um 50 Cent pro halben Liter), doch dafür wurde nachhaltiger gewirtschaftet: Die Bio-Landwirtschaft schließt die Verwendung von künstlichen Düngern und den meisten Pestiziden aus; mit höherer Wahrscheinlichkeit wachsen die Oliven in einem gesunden Ökosystem, wo beispielsweise auch andere Pflanzen Platz haben.

Bio-Olivenöl erzielt im Test auch immer wieder gute Werte beim Geschmack. Allerdings ist auch das Bio-Siegel kein hundertprozentiger Garant für höchste Qualität. Zum einen arbeiten überall nur Menschen, zum anderen ist natürlich keine Ernte wie die andere. Auch hier hilft, mit Verstand an die Sache heranzugehen: Billiges Bio-Olivenöl vom Discounter wird schwerlich die Qualität namhafter Olivenöle haben – sonst könnten die es ja auch teurer verkaufen.

Die Siegel der Anbauverbände Demeter und Naturland sind noch etwas strenger als das EU-Bio-Siegel und stehen auch für noch mehr Fairness beim Anbau. Aus einigen Regionen Afrikas kann man inzwischen auch Fairtrade-zertifiziertes Bio-Olivenöl erhalten, das dann aber natürlich eine weite Reise hinter sich hat. Im normalen Supermarkt findet man beides noch selten.

Doch Gütesiegel und Test-Ergebnisse verraten nicht alles (gelegentlich verwenden Hersteller alte Test-Bewertungen, um Olivenöle zu bewerben, welche natürlich jedes Jahr ihre Qualität ändern) und können nur als Richtschnur beim Einkauf dienen. Am besten testet man selbst: bestes Olivenöl erkennt man auch am Geschmack. Im Supermarkt ist so ein test freilich kaum möglich, aber vielleicht gibt es ja in deiner Nähe einen (Bio-)Laden, Wochenmarkt oder Fachhändler, der Verkostungen anbietet.

3. Keine Preisfrage: Billig-Olivenöl ist verdächtig!

Gutes Olivenöl ist nicht billig: Ein Liter Öl in vernünftiger Qualität kann nicht weniger als 10 Euro kosten (5 Euro pro 500 ml-Flasche). Feinschmecker-Olivenöle kosten typischerweise um die 20 Euro pro halbem, 40 Euro pro Liter. Das kann man einfach nicht billiger herstellen.

Vermeintliche Olivenöl-Schnäppchen sind oft minderwertig und werden zudem in der Regel nicht unter fairen Bedingungen erzeugt. So werden, wie der Deutschlandfunk erst vor kurzem berichtete, afrikanische Olivenpflücker in Sizilien ausgebeutet – damit die Supermarktketten ihren Preiskampf führen können und die Schnäppchenjäger auf ihre Kosten kommen.

Alte Olivenöl-Mühlsteine
Alte Olivenöl-Mühlsteine (Foto: Deborah Kerwood (PD))

4. Der Geschmack wird auch von der Reife bestimmt.

Gutes Olivenöl wird innerhalb von 24 Stunden „kaltgepresst“ – bei allerhöchstens 27 Grad Celsius. Daher auch der Pflichthinweis „direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren“ bei der ersten Güteklasse. Generell gilt: Je reifer die Früchte in die Ölpresse kommen, desto „weicher“ (milder) fällt das Öl aus. Weniger reife Oliven ergeben also einen kräftigeren Geschmack.

Verschiedene Sorten unterscheiden sich im Geschmack stark voneinander. „Gute Öle können scharf, fruchtig, aber auch bitter sein“, erklärt Chefkoch Henze. Milde Öle lassen sich besonders gut zum Backen, für Desserts oder Marinaden verwenden. Ein fruchtig-intensives Olivenöl eignet sich zum Beispiel gut für für Fisch oder Salate, mit Gegrilltem hingegen harmoniert ein kräftiges Öl mit scharfer und bitterer Note. Zum Braten sind aromatischere Öle eher die richtige Wahl.

Riecht das angebliche „Nativ extra“-Öl hingegen muffig, metallisch, ranzig oder modrig, dann stimmt damit vielleicht etwas nicht und man verwendet es besser nicht.

Bestes Olivenöl erkennt man nicht an den blumigsten Beschreibungen: Nach (keineswegs unumstrittener) Olivenöl-Verordnung sind nur die Geschmacksbeschreibungen „fruchtig“, „scharf“ und „bitter“ erlaubt, erweitert mit einem Stärke-Hinweis wie „intensiv“, „mittel“ oder „leicht“. Angaben wie „nussig“ oder „schmeckt nach Kräutern und Tomaten“ sind offiziell nicht erlaubt. Die Verordnung schreibt auch vor, welche Geschmacksnoten von Prüfern als positiv, welche als negativ zu bewerten sind.

Gutes Olivenöl: lecker und gesund
Gutes Olivenöl: lecker und gesund (Foto: Miansari66 (PD))

5. Bestes Olivenöl ist sortenrein.

Immer öfter findet man auch den Hinweis „sortenrein“: Sortenreines Olivenöl wird nur aus einer bestimmten Olivenart gepresst. Manche Feinschmecker finden das großartig. Doch der Aufwand in der Herstellung ist oft höher: viele Olivenfarmen bestehen aus ganz unterschiedlichen Bäumen, deren Oliven der Einfachheit halber zusammen verarbeitet werden – was dem Öl auch nicht schadet.

Sortenreines Olivenöl eignet sich für alle, die ein besonders aromatisches Öl suchen. Besonders würzige und markant-kräftige Olivenöle werden aus grünen, noch unreifen Oliven gewonnen. Als Spezialität gilt zum Beispiel das besonders früh geerntete Agourélaio, das sich durch starke Bitternoten und einen scharfen, pfefferigen Geschmack auszeichnet.

6. Du kannst mit Olivenölen braten.

Die weitverbreitete Meinung, das Öl der Oliven sei nicht zu Braten geeignet, ist ein Ammenmärchen. Man sollte dabei nur aufpassen, dass das Öl nicht zu heiß wird. Feinschmecker wie Koch Christian Henze haben daher mehrere unterschiedliche Öle in der Küche stehen.

Das Erhitzen geht natürlich stets mit einem gewissen Nährstoffverlust einher. Es bietet sich an, zum Braten oder Frittieren vielleicht nicht das allerfeinste oder teuerste Olivenöl zu verwenden, sondern hier ein einfaches Bio-Olivenöl zu nehmen.

7. Für Haut und Haar: gutes Olivenöl kann pflegen.

Aus Oliven gepresstes Öl ist ein gutes, natürliches Mittel gegen trockene Kopfhaut, trockene Haare oder Schuppen. Selbst gegen Haarausfall wird es eingesetzt, allerdings sind auf diesem Gebiet eher keine Wunderwirkungen zu erwarten.

Gutes Olivenöl pflegt und schützt den kompletten Körper. Es wird seit der Antike wegen seiner heilenden, entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören freie Fettsäuren und auch Vitamin E.

Es eignet sich für praktisch jeden Hauttyp und ruft nur selten allergische Reaktionen hervor. Wie beim besten Olivenöl für die Küche gilt aber auch bei den Pflegeprodukten, dass „billig“ selten qualitativ gut ist. Man greife deshalb lieber zu kaltgepresstem Öl aus biologischem Anbau.

Übrigens: Abgelaufene Flaschen muss man nicht wegwerfen. Erstens ist das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht immer ernst zu nehmen. Zweitens: Selbst wenn das Öl einen Stich hat, kann man damit immer noch gut Holz pflegen.

8. Meide Unnötiges und Unsinn.

Unsinn: Olivenöl als Spray
Unsinn: Spray-Öl (Bild: Utopia)

Olivenöl ist ein umkämpfter Markt, entsprechend versuchen die Hersteller hier auch, mit Dingen zu punkten, die eigentlich Unsinn sind. Gutes Olivenöl kommt meist in Glasflaschen – Öl in Plastik-Sprayflaschen macht einfach nur mehr Müll und ist oft auch teurer. Fette – und eben auch Olivenöl – können zudem schädliche Weichmacher aus ungeeignetem Plastik lösen.

Auch oft Unsinn: Gute Öle, die mit Aromen wie Zitrone oder Basilikum verschnitten sind. Auch wenn das keineswegs so sein muss: Der Verdacht liegt nahe, dass man dafür Olivenöle verwendet, die nicht durch ihren eigenen Geschmack zu überzeugen wussten. Und über die Aromen möchte man lieber auch nichts wissen.

9. Such dir genau aus, wo du gutes Olivenöl kaufst.

Mancher Supermarkt hat gewiss bestes Olivenöl im Programm. Doch dort ist es nur ein Produkt von vielen und die Auswahl an Bio-Ölen meist sehr klein. Der renommierte Kemptener Edelkoch Christian Henze, der besonders auf mediterrane Küche setzt, sagt: „Sicher gibt es gutes Öl auch im Supermarktregal. Die Wahrscheinlichkeit, ein Spitzenöl zu finden, ist meiner Meinung nach allerdings eher gering.“

Spezialisierte Händler pflegen ihre Handelsbeziehungen oft langjähriger und persönlicher. Anbieter wie Mani Bläuel (erhältlich z.B. bei** Amazon) haben sich Bio und Fairness auf die Fahnen geschrieben; das schließt leider nicht aus, dass auch solche Anbieter bei Tests mal richtig schlecht abschneiden. Bei Anbietern wie z.B. lakonikos.de erhält der Kunde auch ein wenig Einblick in die regionale Herkunft.

Interessante Olivenöl-Shops mit Bio-Sortiment sind zum Beispiel Öldorado, Das Gold der Bauern und premium-olivenoel.com. Interessante Adressen für Öl aus Italien findest du zum Beispiel auf Merum.info, weitere Länder auf olivenoel-verzeichnis.de.

Natürlich können wir hier nur auf Online-Shops verweisen. Doch gute Anlaufstellen für Olivenöl findest du immer auch im lokalen Weinhandel, manchmal auch in gut sortierten Bioläden und auf Märkten. Auch bei Feinkost-Händlern findet man die besseren Olivenöle, sofern diese nicht gerade in touristischen Großstadtzentren liegen, wo natürlich gerne mal überteuerter Unsinn verkauft wird.

10. Gutes Olivenöl im Test

Gutes Olivenöl ist Geschmacksache, daher fallen verschiedene Tests stets unterschiedlich aus. Für wen vor allem der Geschmack zählt, der kann sich am Magazin Feinschmecker orientieren, das seit Jahren Olivenöle testet und bewertet. Feinschmecker testet zwar ohne ausdrücklich nachhaltige Kriterien, aber Bio-Olivenöle sind in der Liste reichlich vertreten.

Gutes Olivenöl kaufen
Das Öl der Oliven… (Foto: © freila - Fotolia.com)

Das NDR-Verbrauchermagazins markt prüfte Olivenölprodukte aus deutschen Supermärkten und Discountern. Zwei der im August 2016 geprüften Produkte erfüllten nicht die Kriterien für die Gütebezeichnung „nativ extra“. Die Olivenöle „Casa Morando“ von Aldi und ein griechisches Produkt der Marke „Livio“ fielen bei markt durch. Bei der Herkunft gab es nach Ansicht von Experten bei vier der von markt überprüften Öle Ungereimtheiten. Details im Beitrag Olivenöl-Test 2016.

Die Stiftung Warentest prüfte 2016 und 2010 Olivenöle: 2010 waren noch vier gut, beim Test von Anfang 2016 erhielt nur ein einziges ein „gut“, zwei Bio-Olivenöle schnitten mit „gut“ und „befriedigend“ ab (Rapunzel, Latzimas). Öko-Test untersuchte 2013 Bio-Olivenöl: Alnatura, La Selva, Rapunzel, aber auch Rewe und Lidl schnitten damals im Test gut ab. Allerdings kam auch ans Licht, dass alle getesteten Öle sowohl Spuren von Weichmachern als auch von Pestiziden enthalten, wenn auch noch innerhalb des gesetzlich erlaubten Rahmens. Das gleiche Bild ergab sich bei Stiftung Warentest, siehe Artikel Olivenöl-Test 2016.

Immerhin kam Öko-Test zu dem Ergebnis, dass das Öl über die Jahre besser geworden ist: „Mehr Sorgfalt von der Ernte bis zur Verarbeitung haben dazu beigetragen und die Tatsache, dass viele Ölmühlen heute ausschließlich Oliven aus biologischem Anbau verwenden“, so Dr. Christian Gertz, Experte beim Internationalen Olivenölrat (IOC).

Weiterlesen auf Utopia.de:

Interessante kleine YouTube-Doku über Olivenöl aus Kreta:

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