Der Planet Score bewertet Lebensmittel danach, wie nachhaltig sie sind. Dabei berücksichtigt er mehrere Nachhaltigkeitsindikatoren, die eine differenzierte Kaufentscheidung ermöglichen. Was genau der Planet Score aussagt, erfährst du hier.
Im Supermarkt fällt die Wahl umweltfreundlicher Lebensmittel nicht immer leicht – schließlich haben auch Produkte aus derselben Kategorie unterschiedliche Umweltauswirkungen. So kann die eine Schoko-Nuss-Creme eine schlechtere Umweltbilanz als die andere haben, weil sie beispielsweise Palmöl enthält, dessen Gewinnung mit Regenwald-Abholzung einhergeht, während die andere regionales Rapsöl beinhaltet.
Mit dem Planet-Score-Label soll es demnächst einfacher werden, eine umweltfreundliche Wahl im Supermarkt zu treffen. Ziel des Planet Score ist es, EU-weit ein transparentes Nachhaltigkeitslabel zu etablieren, das Auskunft über die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln gibt.
So funktioniert der Planet Score
Der Planet-Score geht auf eine Initiative von 16 französischen Verbraucherschutz- und Umweltverbänden zurück. Entwickelt wurde er unter anderem vom französischen Forschungsinstitut für ökologische Landwirtschaft und Lebensmittel ITAB (Institut de l’agriculture et de l’alimentation biologiques). Anfang Juli 2022 testen bereits 140 Unternehmen den Planet Score für ihre Lebensmittel, es werden tendeziell täglich mehr.
Der Planet Score weist jedem Produkt einen Gesamtscore auf einer Ampelskala von A bis E zu. Ein Lebensmittel, das mit einem grünen A bewertet ist, hat nach diesem System eine bessere Umweltbilanz als ein Lebensmittel mit einem gelben C oder roten E.
Darüber hinaus schlüsselt der Planet Score die wichtigsten Kriterien auf, die Einfluss auf die Umweltbilanz haben: So zeigt das Label an, in welchem Ausmaß Pestizide beim Anbau eines Lebensmittels zum Einsatz kamen und welche Auswirkungen ein Produkt auf die Biodiversität und das Klima hat. Bei tierischen Lebensmitteln kommt auch eine Tierwohlbewertung dazu.
Mehr dazu, welchen Einfluss die Ernährung auf die Biodiversität hat, kannst du in unserem Beitrag Der Biodiversitäts-Fußabdruck zeigt: Das solltest du für mehr Artenvielfalt essen nachlesen.
Anhand von Beispielen verdeutlicht die Website, wie das Siegel unterschiedliche Produkte derselben Kategorie bewertet. So erhält eine Bio-Zartbitterschokolade ein orangefarbenes „C“, da der Kakao zwar ohne synthetische Pestizide angebaut wird, aber in den Kategorien „Biodiversität“ und „Klima“ schlecht abschneidet. Grund dafür ist, dass auch Bio-Qualität nicht garantieren kann, dass für den Kakaoanbau kein Regenwald abgeholzt wurde. Eine konventionelle Milchschokolade bekommt ein „D“, da sie zusätzlich zur Regenwaldproblematik auch in den Kategorien „Pestizide“ und „Tierwohl“ schlecht abschneidet.
Planet Score: Wie er sich berechnet
Der Planet Score bewertet die Lebensmittel auf Basis einer französischen Ökobilanz-Datenbank, die Gebrauch vom sogenannten Product Environmental Footprint (PEF) macht. Dabei handelt es sich um eine Methode zur Messung der Nachhaltigkeit eines Produkts, die zurzeit unter Mitwirkung der EU-Kommission entwickelt wird. PEF ist eine Lebenszyklusanalyse (life cycle analysis, LCA), die die potentiellen Umweltauswirkungen und die Energiebilanz eines Produkts von seiner Produktion über seinen Gebrauch bis hin zu seiner Entsorgung erfasst.
Planet Score geht in seiner Betrachtung aber noch einen Schritt weiter und unternimmt eine erweiterte Lebenszyklusanalyse. Das heißt, dass der PEF um bestimmte zusätzliche Indikatoren ergänzt wird. Diese ermöglichen es, auch Umweltauswirkungen zu erfassen, die „konventionelle“ Ökobilanzen gar nicht oder nur unzureichend abbilden. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von Pestiziden.
"Kein Greenwashing": Warum der Planet Score besser als andere Labels ist
Diese erweiterte Analyse unterscheidet den Planet Score auch von ähnlichen Siegeln wie dem Nutri-Score und dem Eco-Score. Der Nutri-Score ist eine Nährwertkennzeichnung, die mittels einer Ampelskala Orientierung gibt, wie gesund ein Lebensmittel ist. Die Eco-Score-Ampel betrachtet die Umweltauswirkungen eines Lebensmittels. Doch beide Scores erfuhren insbesondere aus der Bio-Branche Kritik. Der Grund: Sie ignorieren wichtige Indikatoren wie den Pestizideinsatz und seinen Einfluss auf Gesundheit und Umwelt sowie die Wirkung auf das Klima, die Artenvielfalt und das Tierwohl – anders als der Planet Score.
Der Planet Score gilt laut Einschätzung von Vertreter:innen der Bio-Branche somit zurzeit als die differenzierteste Umweltbilanz-Kennzeichnung für Lebensmittel. Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) bezeichnet den Score daher als „echte Nachhaltigkeitskennzeichnung statt Greenwashing“. Er empfiehlt den Planet Score deshalb als Grundlage für eine europaweit standardisierte Kennzeichnung der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln.
So erkennst du den Planet Score
Durch das Ampelsystem der Farbgebung könnten Konsument:innen das neue Label mit dem Nutri-Score oder dem Eco-Score verwechseln. Der Name des Labels ist jedoch angegeben, außerdem unterscheidet er sich durch ausführlichere Angaben von den bereits bekannteren Labels:
Links sind die Worte „Planet SCORE“ über einen angedeuteten Erdball gedruckt, rechts daneben ist die Gesamtbewertung des Produkts abgebildet, indem auf einer Skala von Dunkelgrün (A) bis Rot (E) die zutreffende Bewertung stark vergrößert ist. Darunter reihen sich die Kategorien „Pestizide“, „Biodiversität“ und „Klima“ mit jeweils einem Farbbalken, auf dem der zutreffende Score mit einem großen weißen Punkt versehen ist.
Bei Tierprodukten ist rechts davon das jeweilige Tier illustriert: entweder grün eingefärbt und mit einem Häkchen versehen, wenn es den Tierwohlstandards des Planet Score entspricht, oder in rot mit einem Kreuz, wenn es nicht genügt.
Planet Score für die EU?
Im Rahmen des Green Deal der Europäischen Union, einem Maßnahmenpaket gegen die Klimakrise, verfolgt die EU-Kommission die sogenannte „Farm to Fork“-Strategie (frei übersetzt: vom Bauernhof auf die Gabel), durch die das europäische Lebensmittelsystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachhaltiger und gesünder werden soll. Diese Strategie zielt beispielsweise darauf ab, nachhaltige Praktiken in der Lebensmittelherstellung zu implementieren, Lebensmittelverschwendung zu verringern und auch Verbraucher:innen zu schützen. Diesen soll es leichter gemacht werden, sich für eine gesündere und umweltfreundlichere Ernährung zu entscheiden.
Wichtig dafür: eine einheitliche, transparente und zuverlässige Kennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen. Dem im Weg stehen nach Ansicht der EU-Kommission allerdings Unternehmen, die ihre eigenen Nachhaltigkeitssiegel einführen. Oft leisten solche Eigensiegel eher irreführendes Produktmarketing (Stichwort: Greenwashing) als eine zuverlässige und unabhängige Bewertung der Ökobilanz. Daher hat sich die EU-Kommission bis 2024 zum Ziel gesetzt, einen EU-weiten Rahmen für die Kennzeichnung umweltfreundlicher Lebensmittel einzuführen.
Der Planet Score ist ein vielversprechender Kandidat, um die Basis eines solchen Rahmens zu bilden. Eine Studie mit 1000 Befragten deutet bereits auf das Potential des Planet Score hin, Orientierung beim Lebensmittelkauf zu geben:
- 81 Prozent gaben an, dass sie sich vom Planet Score in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen lassen würden.
- 84 Prozent der Befragten würden dabei den „Pestizid“-Indikator in Betracht ziehen.
- 83 Prozent würden sich vom „Tierwohl“-Indikator beeinflussen lassen.
- 80 Prozent würden den „Biodiversitäts“-Indikator in ihre Kaufentscheidung miteinbeziehen.
- 77 Prozent würden sich insbesondere für die „Klima“-Bewertung eines Produkts interessieren.
Hierin liegt der große Vorteil des Planet Score gegenüber ähnlichen Siegeln: Da er die Faktoren aufschlüsselt, die mit in die Ökobilanz hineinspielen, ermöglicht er den Konsument:innen differenzierte Kaufentscheidungen. Je nachdem, was ihnen am wichtigsten ist, könnten sie sich für ein Produkt entscheiden, das sehr gut im Bereich Tierwohl abschneidet oder das besonders klimafreundlich ist.
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