Polyurethan: Alles Wissenswerte rund um den Kunststoff Von Sven Christian Schulz Kategorien: Wissen & Technik Stand: 2. Februar 2019, 18:00 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / 3dman_eu Utopia Newsletter teilen merken twittern teilen telegram1teilen e-mail Polyurethan steckt in Schuhen, Autos, Surfbrettern, Möbeln und weiteren Produkten. Der Kunststoff ist äußerst vielseitig, doch wie gefährlich ist er für die Gesundheit? Ein Kritik-Punkt: Die Herstellung des Stoffes ist sehr risikoreich. Polyurethan: Vorkommen und Verwendung Wenn Obst im Supermarkt in weichem Schaumstoff gepolstert ist, dann enthält dieser in der Regel Polyurethan (PU). Der chemisch hergestellte Kunststoff ist beliebt, weil er sehr gut isoliert und flexibel ist: In Raumanzügen schützt er Astronauten vor der Kälte, in der Matratze passt er sich der Körperform an. Er kommt aber noch in vielen weiteren Produkten vor. Ein paar Beispiele: Kleidung Surfbretter Ski Möbel Autos Kühlschrank-Isolierung Kühlfahrzeuge Polyurethan ist aber nicht nur anpassungsfähig und damit für die Herstellung Komfortschaummatratzen geeignet. Es ist auch ein besonders leichtes Material. Deshalb kann es im Auto eingesetzt werden, macht das Auto nicht so schwer, sodass es weniger Benzin verbraucht. Ist Polyurethan gefährlich für die Gesundheit? Haushaltsschwämme bestehen oft aus Polyurethan. (Foto: CC0 / Pixabay / jarmoluk) Polyurethane werden aus Isocyanat hergestellt, das giftig ist. Isocyanat wird zum Beispiel auf dem Bau als Klebstoffe und Montageschäume eingesetzt. Dort können die Isocyanate zu Polyurethan-Verbindungen verarbeitet werden, schreibt Dipl.-Ing. Rudy Köhler im Fachmagazin vom Institut für Baubiologie und Ökologie. Übrig bleiben bedenkliche Gase in der Raumluft aus Isocyanat und oftmals Lösungsmittel, die nach der Aushärtung laut verschiedenen im Magazin genannten Studien allerdings nicht mehr nachweisbar sind. Wenn Polyurethan brennt, bildet sich hochgiftiges Diisocyanate. Aber es muss nicht einmal brennen: Laut Dipl.-Ing. Rudy Köhler könne bereits das Bohren einer Steckdosenöffnung ausreichen, um durch die Reibung entsprechend viel Hitze hervorzurufen. Daher rät Köhler aus biologischer Sicht auch von der Verwendung ab. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in verschiedenen Stellungnahmen erklärt, dass sie „keine Bedenken“ bei der Verwendung von ausgehärtetem Polyurethan sehen – auch nicht im Bereich Lebensmittel (PDF 1 / PDF 2). Die Verbraucherzentralen weisen darauf hin, dass thermisches Polyurethan Weichmacher enthalten kann. Einige der Weichmacher können gefährlich sein. Polyurethan-Schaumstoff: Matratzen mit Schadstoff Polyurethan-Matratzen standen in der Kritik. (Foto: CC0 / Pixabay / Wokandapix) 2017 ist herausgekommen, dass BASF über mehrere Wochen Polyurethan-Schaumstoff für Matratzen produziert hat, der mit Dichlorbenzolen (DCB) verunreinigt war. Der Stoff kann Augen, Haut und Atemwege und reizen und gilt als „krebsverdächtig“, schreibt Stiftung Warentest. BASF hat angegeben, dass die Schadstoffkonzentration in der Raumluft nicht gesundheitsgefährdend sei. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Bundesamt für Risikobewertung auf Basis der zur Verfügung gestellten Messwerte. Es stuft den Stoff zwar als „mindestens gesundheitsschädlich“ bei oraler Aufnahme ein. Aufgrund der geringen Konzentration in der Luft liege für Verbraucher aber kein gesundheitliches Risiko vor. Herstellung von Polyurethan in der Kritik Die Herstellung von Polyurethan ist risikoreich. (Foto: CC0 / Pixabay / jarmoluk) Die Herstellung von Polyurethan wird von Umweltschutzverbänden und Baustoffexperten schon länger kritisiert: „Die Herstellung von PU verschlingt etwa 11% des weltweit produzierten Chlors“, schreibt Greenpeace Österreich. Das Institut für Baubiologie und Ökologie kommt in einer Untersuchung zum Ergebnis, dass die Produktion höchst risikoreich sei: „Alle Zwischenprodukte sind hochgradig giftig (…) Dabei sind auch extrem gefährliche, gasförmige Gefahrstoffe mit erhöhtem Störfallrisiko beteiligt, die besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern, u.a. Chlor (sehr giftig), Ethylenoxid (krebserzeugend und mutagen) und Phosgen (extrem giftiger Kampfstoff, der in höheren Dosen binnen Sekunden zum Tod bei vollem Bewusstsein führen kann). Die Isocyanate selbst sind ebenfalls sehr giftig und haben 1984 zum bisher größten Chemieunfall aller Zeiten geführt (2.500 bis 5.000 Tote und mehr als 200.000 Verletzte). Außerdem ist einer der Rohstoffe für Polyurethan Erdöl, das für Umwelt und Klima problematisch ist. Recycling von Polyurethan Kritisch bewerten Umweltverbände und Baustoffexperten auch das Recycling von Polyurethan: „Auch die Entsorgung ist problematisch, bei der Verbrennung von PU werden zahlreiche gefährliche Chemikalien wie Isocyanate, Blausäure und Dioxine freigesetzt, selbst in Deponien wirkt er giftig, er zersetzt sich in klimaschädliche Stoffe“, schreibt Greenpeace Österreich. Das „Recycling ist schwierig“, lautet auch die Einschätzung vom BUND und Verbrennen aufgrund giftiger Gase auch. Die Studie des Instituts für Baubiologie und Ökologie weist zudem daraufhin, dass Polyurethan in der Natur von verschiedenen Stoffen angegriffen und verändert wird. Welche Auswirkungen dies hat, ist noch nicht erforscht. Es gibt verschiedene Projekte, wie altes Polyurethan doch noch weiterverwendet werden kann. Zum Beispiel, indem aus alten Matratzen-Schaumstoffen Dämmmaterial wird. Dennoch ist der Kunststoff alles andere als nachhaltig und für die meisten Einsatzgebiete gibt es gute Alternativen. Mehr zum Thema bei Utopia: PVC: Was du über den Kunststoff wissen solltest So erkennst und meidest du Mikroplastik Neue Studie: Leitungswasser weltweit enthält Mikroplastik ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 77 20 Vielen Dank für deine Stimme! Diese Artikel könnten dich auch interessieren Tritan: Trinkflasche aus Kunststoff ohne BPA – unbedenklich? Gelbe Tonne: Was darf rein und was nicht? Metall entsorgen: So geht es richtig Ist Bioplastik wirklich eine Alternative? Verpackung vermeiden: 12 Tipps für plastikfreies Einkaufen im Supermarkt Mikroplastik in Kosmetik: Wo es sich versteckt und wie du es meiden kannst Die besten plastikfreien Brotdosen aus Edelstahl, Glas & Holz Plastikfasten: So verzichtest du Schritt für Schritt auf Plastik Polyamid (PA) einfach erklärt: Das solltest du wissen Verwandte Themen: Gewusst wie Kunststoffe Recycling Rethink Plastic Themenwochen Verpackung vermeiden HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: