Aus Ramie lassen sich natürliche Fasern herstellen und zu Kleidung weiterverarbeiten. Die entstandenen Stoffe sind vegan, da anders als bei Seide, Wolle oder Leder keine Tiere an ihrer Herstellung beteiligt sind.
Ramie ist eine vielseitig einsetzbare Naturfaser. Sie wird unter anderem für Banknoten verwendet, kann aber auch zu veganem Stoff verarbeitet werden. Anders als bei Seide, Wolle oder Leder muss dafür kein Tier leiden. In diesem Artikel erfährst du, wie der Stoff aus Ramie hergestellt wird, welche Eigenschaften er hat und wie nachhaltig er ist.
Was ist Ramie?
Textilhersteller:innen nutzen Ramie zur Stoffproduktion. Die Pflanze zählt zu den Brennnesselgewächsen und kommt ursprünglich aus Ostasien. In China bauen Menschen die Pflanze seit mehr als 3.000 Jahren an, weshalb sie auch als Chinagras oder Chinesische Nessel bekannt ist. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Boehmeria nivea.
Ramie kommt außerdem in Südamerika und Europa vor. Es wird vermutet, dass schon die Menschen im alten Ägypten Ramie als Nutzpflanze kannten und zu Mumienbinden weiterverarbeiteten. Damit gehört Ramie neben Leinen und Baumwolle zu den ältesten Faserpflanzen der Welt.
Ramie-Fasern: Welche Eigenschaften hat der Stoff?
Aus Ramie lässt sich eines der stärksten natürlichen Gewebe herstellen, das sich durch seine Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Dabei sind Ramie-Fasern ungefähr zwei bis drei Mal so dick wie Leinen- oder Hanffasern. Außerdem sind die Fasern der Pflanze länger und etwa achtmal stärker als hochwertige Baumwollfasern. Aufgrund dieser Robustheit kommen Ramie-Stoffe auch in der Seilerei oder der Papierproduktion zum Einsatz. Auch für Banknoten wird die Faser verwendet.
In der Bekleidungsherstellung gilt Ramie als hochwertiger Stoff. Die Textilbranche nutzt das natürliche Gewebe vor allem, um Hemden und Blusen daraus zu fertigen: Aufgrund des Glanzes und des guten Trageklimas bei hohen Temperaturen eignet es sich dafür besonders gut. Der Stoff ist etwas fester als Baumwolle, aber trotzdem weich und fühlt sich ähnlich an wie Leinen. Auf der Haut ist Kleidung aus Ramie kühl und atmungsaktiv.
Wie wird aus Ramie Stoff hergestellt?
Ramie-Pflanzen sind ausdauernde Gewächse und können bis zu 30 Jahre alt werden. Die Verarbeitung gestaltet sich im Vergleich zu Baumwolle oder Leinen etwas aufwändiger:
- Zunächst muss die Rinde aufgelöst werden, um an die darunter liegenden Bastfasern zu gelangen.
- Die Fasern enthalten gummiartige und wasserunlösliche Stoffe, die sich nicht weiterverarbeiten lassen.
- Um diese Stoffe zu entfernen, werden die Pflanzenteile in einer Lauge gekocht.
- Erst dann können die Fasern zu Garnen versponnen werden.
Im Allgemeinen gilt die Produktion von Stoffen aus Ramie-Pflanzen als vergleichsweise nachhaltig. Um die anspruchslose Pflanze anzubauen, müssen Landwirt:innen oft weder Pestizide einsetzen noch die Gewächse ausgiebig bewässern. Weil Ramie-Fasern von Natur aus hell sind, ist es meist auch nicht nötig, sie mit umweltschädlichen Substanzen zu bleichen.
Die Ramie kann auch bei uns in Europa angebaut werden. Allerdings ist sie nicht winterhart und zudem fällt die Ernte in unseren Breitengraden nicht so ergiebig aus wie beispielsweise in Südamerika oder Asien. Darum wird die Naturfaser größtenteils importiert. Außerdem sinkt der Ertrag mit jeder Ernte und auch wegen der aufwändigen Verarbeitung sind die Preise auf dem Markt sehr hoch, weshalb die Ramie sich bisher nicht gegen andere Naturfasern durchsetzen konnte.
Um sicherzustellen, dass deine Kleidung ökologisch und sozial gerecht hergestellt wurde, empfehlen wir dir, beim Kauf auf das GOTS-Siegel zu achten. Denn auch die Naturfaser Ramie kann nach diesem Standard zertifiziert werden.
Ramie-Stoff pflegen
Bei richtiger Pflege kann Kleidung aus Ramie dir lange Freude bereiten. Der Stoff ist robust und bleibt in Form. Auf diese Dinge solltest du achten:
- Kleidungsstücke aus Ramie kannst du in der Regel in der Waschmaschine bei 30 Grad waschen.
- Wähle am besten ein Programm, das nicht zu stark schleudert.
- Verwende ein Waschmittel ohne Aufheller.
- Am besten trocknest du die Klamotten, indem du auf den Wäschetrockner verzichtest und sie stattdessen nach dem Waschen an einem Kleiderbügel aufhängst. Der Stoff trocknet schnell. Farbige Kleidung aus Ramie solltest du aber nicht ins direkte Sonnenlicht hängen, damit sie nicht ausbleicht.
- Kleidung aus Ramie kannst du außerdem bei mittlerer Hitze mit Dampf bügeln.
Achte aber zusätzlich immer auf die Pflegehinweise in deinem Kleidungsstück.
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Überarbeitet von Laura Hintereder
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