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Rapsöl-Test: Öko-Test findet Mineralöl und Pestizide in 27 von 30 Ölen

Rapsöl bei Öko-Test
Fotos: Öko-Test

Rapsöl ist mit Abstand das beliebteste Speiseöl in deutschen Haushalten – aber ist es auch gesund und frei von Schadstoffen? Öko-Test hat 30 Rapsöle im Labor prüfen lassen und zieht ein gemischtes Fazit: Zwar sind elf Öle „sehr gut“, doch in fast allen stecken Pestizide und Mineralöl.

Ganze 78 Millionen Liter Rapsöl verbrauchten die Menschen in Deutschland 2023. Damit ist Rapsöl beliebter als Sonnenblumenöl und Olivenöl. Doch wie gut sind die Rapsöle im Handel?

Öko-Test hat 30 Produkte nicht nur auf Geschmack und Ölqualität getestet, sondern auch auf mögliche Schadstoffe wie Mineralölbestandteile, Weichmacher, Pestizide und Fettschadstoffe. Während elf Rapsöle rundum „sehr gut“ abschneiden, fallen sieben Flaschen durch.

Rapsöl-Test: Die Testsieger bei Öko-Test 2024

Öko-Test schickte insgesamt 30 Rapsöle ins Testlabor, darunter 16 konventionelle und raffinierte Öle sowie 14 kaltgepresste Öle in Bio-Qualität. Raffinierte Speiseöle werden bei der Herstellung stark erhitzt, kaltgepresste Öle nicht. Bei letzteren sind auch keine chemischen Zusätze erlaubt.

Beim Geschmack zeigten sich die Tester:innen zufrieden. Ein gutes natives Rapsöl soll nussig und nach Rapssaat schmecken. Das ist bei den meisten der Fall. Die raffinierten Öle schmecken wie erwartet neutral.

Erfreulich: Elf der 30 Öle schneiden mit der Bestnote „sehr gut“ ab, sechs weitere sind immerhin gut. Zu den Testsiegern gehören:

  • Dm Bio Rapsöl kaltgepresst (3,30 Euro/Liter), erhältlich bei Dm
  • Gut Bio Nativ kaltgepresstes Rapsöl von Aldi Süd (3,30 Euro/Liter), erhältlich bei Aldi Süd
  • Naturgut Bio Rapskernöl nativ, kaltgepresst von Penny (3,30 Euro/Liter), erhältlich bei Penny
  • Rapso 100 % reines Rapsöl (raffiniert, 6,12 Euro/Liter)
  • Gut & Günstig Pflanzenöl aus Raps von Edeka (raffiniert, 1,39 Euro/Liter)
  • Vita D’Or Reines Rapsöl von Lidl (raffiniert, 1,39 Euro/Liter)

Öko-Test findet Mineralöl in 22 von 30 Rapsölen im Test

Weniger erfreulich: Das Labor wies in mehr als zwei Drittel der geprüften Rapsöle Mineralölrückstände nach – in einigen Produkten allerdings nur im Spurenbereich, was Öko-Test nicht abwertet.

Sieben Öle enthalten jedoch die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge, die sich mit noch unklaren Folgen im Körper anreichern. In drei Rapsölen stecken sogar aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), zu denen auch krebserregende Substanzen gehören. Betroffen sind unter anderem „Tegut Bio Rapsöl kaltgepresst, nativ“ (Gesamtnote „mangelhaft“) und „Penny Reines Rapsöl“ (Gesamtnote „ungenügend“). Auch im „Alnatura Rapsöl nativ“ sind die Mineralölbestandteile nach Ansicht von Öko-Test ‚erhöht‘, was sind in der Gesamtnote „mangelhaft“ niederschlägt.

Mineralölbestandteile können beim Kontakt mit Schmierölen auf Lebensmittel übergehen. Das kann bei Rapsöl etwa bei der Ernte oder beim Pressen passieren.

Rapsöl im Test: Verbotene Pestizide nachgewiesen

Neben Mineralöl fanden die Verbraucherschützer:innen von Öko-Test in knapp der Hälfte der Öle Pestizidrückstände. Während sich einige Pestizidfunde im unkritischen Spurenbereich befinden, werten die Tester:innen die Funde in fünf Rapsölen ab:

  • Das Bio-Produkt „Dennree Rapsöl kaltgepresst“ (Gesamtnote „ungenügend“) enthält zwei Pestizide, darunter DDT. Das wahrscheinlich krebserregende und für viele Tiere giftige Pestizid ist in Deutschland seit 1972 verboten, im Anbaulandland Rumänien ebenfalls seit Langem. Wie kann das sein? Der nachgewiesene Rückstand ist laut Öko-Test „sehr niedrig“ und kann aufgrund üblicher Messunsicherheiten „unter der Nachweisgrenze“ des Herstellers liegen. Dennree erklärt den Fund mit einer möglichen Altlast. In der Tat braucht DDT in der Umwelt sehr lange, um sich abzubauen.
  • Im „Thomy Reines Rapsöl“ von Nestlé stecken gleich drei Pestizide, die Gesamtnote lautet „mangelhaft“.
  • Das Mazola Rapsöl ist mit zwei Pestiziden verunreinigt, die Gesamtnote fällt immerhin noch „befriedigend“ aus.

Öko-Test Rapsöl: Testergebnisse als ePaper kaufen

Gesunde Fette oder Fettschadstoffe in Rapsöl?

Pflanzenöle enthalten ungesättigte Fette, die als gesundheitsfördernd gelten. Besonders wichtig für den Körper sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, darunter Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Rapsöl punktet mit einem besonders guten Verhältnis der beiden Fettsäuren – besser noch als Olivenöl. „Rapsöl ist das Öl der Wahl und ein guter Allrounder in der Küche“, so Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegenüber Öko-Test.

Raffiniertes Rapsöl enthält ebenso viele wertvolle Fettsäuren wie kalt gepresstes. Allerdings gehen mit der Raffination sekundäre Pflanzenstoffe und rund 30 Prozent des Vitamin-E-Gehalts verloren, so die Expert:innen von Öko-Test.

Allerdings wiesen die Tester:innen in einigen Rapsölen auch Transfette nach. Wer viele dieser ungesättigten Fettsäuren zu sich nimmt, hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor Transfetten.

Öko-Test kritisiert im „Ja! Reines Rapsöl“ und „Penny Reines Rapsöl“ zu hohe Gehalte an Transfetten. Zwar halten beide Produkte den gesetzlichen Grenzwert ein, schöpfen ihn aber zu mehr als der Hälfte aus.

Wo wird der Raps für das Rapsöl angebaut?

Woher der Raps im Öl stammt, ist für Verbraucher:innen nicht wirklich zu erkennen. Denn: Konventionelle Hersteller müssen keine Angaben zur Herkunft machen. Für Bio-Hersteller reicht die Angabe „EU/Nicht-EU“.

Das nutzen die meisten Hersteller aus, doch Öko-Test hat nachgefragt. Das Ergebnis: Der Raps stammt aus Deutschland, Österreich, der Ukraine, Ungarn, Rumänien, Serbien, Dänemark, Tschechien, Polen, Estland, Litauen und Frankreich.

Über einen Hersteller ärgert sich Öko-Test dabei besonders: Auf dem „Rapsgold Reines Rapsöl“ steht die Angabe „zu 100 % aus deutschem Raps“. Auf Nachfrage teilt die Teutoburger Ölmühle jedoch mit, dass der Raps aus Dänemark, Litauen, Rumänien, Deutschland, Kroatien, Ungarn, Estland und Frankreich stammt. Die Verbraucherschützer:innen werten das als Deklarationsmangel ab. Da es ansonsten nichts zu bestanden gibt, lautet die Gesamtnote „gut“.

Übrigens: Beim CO2-Fußabdruck hat Rapsöl die Nase vorn: Sonnenblumen- und Olivenöl belasten das Klima stärker. Raps benötigt beim Anbau weniger Fläche und auch weniger Wasser. Utopia rät zu Rapsölen in Bio-Qualität.

Alle Details kannst du in der Ausgabe 08/2024 von Öko-Test nachlesen sowie online auf www.oekotest.de/.

Rapsöl im Test 2020: Teils krebserregende Stoffe nachgewiesen

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Rapsöl bei Öko-Test 2020 (Fotos: Ökotest)

Bereits 2020 hat Öko-Test 23 Rapsöle im Labor testen lassen. Die gute Nachricht damals: Öko-Test hat in keinem der 23 Rapsöle Pestizide, Fettschadstoffe oder Weichmacher (in nennenswerten Mengen) nachgewiesen. Auch verdorben oder zusammengepanscht sei keines der Öle, so Öko-Test.

Allerdings ab es andere Schadstoffe, die Anlass zur Sorge geben: In gleich zwei Rapsölen hat Öko-Test die krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) nachgewiesen. Es handelt sich um mehrere PAK-Verbindungen, zum Teil auch um besonders problematische Stoffverbindungen wie Benzo(a)­pyren.

Betroffen waren „Thomy Reines Rapsöl“ und das „Rapsöl nativ“ von Alnatura. Öko-Test dazu: „Das getestete Alnatura­-Produkt schöpft mehr als die Hälfte des gesetzlichen Grenzwertes laut Kontaminantenverordnung aus.“

Rapsöl mit einer kleinen Erdöl-Note?

Mineralöl in Lebensmitteln ist ein häufiges Problem – auch im Rapsöl-Test vor vier Jahren. Mineralöl wird aus klimaschädlichem Erdöl hergestellt und kann sich im Körper anreichern. Nur fünf Rapsöle waren frei von Mineralölrückständen. Besonders hohe Gehalte hat Öko-Test im Thomy Reines Rapsöl gemessen (eine Nestlé-Marke).

Stiftung Warentest prüfte Rapsöl zuletzt 2018, die wichtigsten Testergebnisse liest du im Artikel: Rapsöl bei Stiftung Warentest: Viele gute Öle, zwei fallen durch

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