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Rückgaberecht: Warum es gar kein „Recht“ ist und wie du trotzdem dein Geld zurückbekommst

rückgaberecht
Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Das Rückgaberecht ist nicht immer ein gesetzliches Recht und verbirgt sich hinter mehreren Begriffen. Hier liest du alles, was du über Umtausch, Widerruf und Co. wissen solltest.

Rückgaberecht, aber nicht immer

Ein Rückgaberecht als solches gibt es eigentlich nicht. Ob du gesetzlich ein Recht hast, deinen Einkauf zurück zugeben, hängt von folgenden Punkten ab.

  1. Wo du gekauft hast: Für Onlinekäufe gelten andere Regeln, als wenn du im Laden kaufst.
  2. Zustand der Ware: Ist die Ware defekt? Oder ist sie in Ordnung und sie gefällt oder passt dir nur nicht?
  3. Um welche Art von Ware handelt es sich? Einige Waren nehmen Händler nicht zurück. Zum Beispiel kannst du Lebensmittel nicht einfach zurück geben, weil sie dir nicht schmecken. Dagegen nehmen Händler einen Pullover meist problemlos zurück, wenn dir beispielsweise die Farbe nicht gefällt.

Das Rückgaberecht, wenn du im Geschäft gekauft hast

Großzügige Rückgaberechte laden zu noch mehr Konsum ein.
Großzügige Rückgaberechte laden zu noch mehr Konsum ein.
(Foto: CC0 / Pixabay / PhotoMIX-Company)

Rückgabe im Geschäft:

Möchtest du etwas zurückgeben, das du im Laden gekauft hast, ist die Frage nach dem Zustand entscheidend darüber, ob du ein gesetzliches Recht auf Rückgabe hast.

Ist die Ware in Ordnung:

Du kannst nicht ohne Weiteres darauf bestehen, deinen Einkauf zurückgeben, egal welchen Grund du hast. Dennoch nehmen viele Geschäfte die Waren ihrer Kunden zurück. Was sich hierbei unter dem Begriff „Rückgaberecht“ eingebürgert hat, ist ein Service, den Händler ihren Kunden bieten – Stiftung Warentest erläutert, dass es sich um einen Umtausch auf Kulanz handelt.

Dieses Entgegenkommen nutzen viele Unternehmen als Werbung für sich. Die Überlegung dahinter ist, dass zufriedene Kunden so öfter einkaufen und das Unternehmen mehr Umsatz macht. Beispielsweise wirbt IKEA mit einem 365 Tage Rückgaberecht.

Zufriedene Kunden sind erst einmal nicht falsch, nur haben solche kulanten Versprechen, wie das von IKEA, auch einen Haken: Sie fördern indirekt den Konsum. Mit der IKEA Umtauschgarantie könntest du so theoretisch jedes Jahr deine Wohnung neu einrichten und die zuvor gekauften Möbel zurückgeben.

Neue Möbel herzustellen und zu transportieren verbraucht Rohstoffe und Energie. Die alten Möbel landen schneller auf dem Müll und werden zum Wegwerfprodukt. Auch für IKEA scheint das uneingeschränkte Rückgaberecht inzwischen ein Problem darzustellen. Denn das IKEA Rückgaberecht galt nur noch bis zum 31. August 2018. Möbel, die später gekauft wurden, müssen dagegen neu und unbenutzt sein, damit du sie zurückgeben kannst.

Ist die Ware defekt:

Du hast einen rechtlichen Anspruch auf fehlerfreie Ware. Der Verkaufende ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) Paragraf 439 verpflichtet, die Ware entweder zu reparieren oder Ersatz zu liefern. Erst wenn das nicht gelingt, kannst du dein Geld zurück verlangen. Diese Gewährleistungspflicht der Verkäufer:innen gilt bis zu zwei Jahre nach dem Kauf. Die Verbraucherzentrale erläutert, dass in den ersten sechs Monate der Händler immer in der Pflicht ist. Danach müsstest du eventuell nachweisen, dass du den Schaden nicht selbst verursacht hast.

Dein Rückgaberecht bei Online-Händlern

Das Rückgaberecht ist bei Onlinehändler:innen ein gesetzliches Recht.
Das Rückgaberecht ist bei Onlinehändler:innen ein gesetzliches Recht.
(Foto: CC0 / Pixabay / HutchRock)

Rückgabe bei Onlinehändler:innen:

Anders sieht es aus, wenn du im Internet eingekauft oder telefonisch zum Beispiel bei einer Hotline bestellt hast. Laut dem Justizportal von Nordrhein Westfalen kannst du dich als Käufer:in auf das Widerrufsrecht (Paragraf 355 im BGB) berufen. Das Widerrufsrecht gilt übrigens auch, wenn du etwas an der Haustür gekauft hast oder bei sogenannten Kaffeefahrten. Das sind Ausflüge, die ein:e Händler:in organisiert – mit der Absicht dir etwas zu verkaufen.

Diese Punkte solltest du beachten:

  • Frist: Innerhalb von 14 Tagen kannst du die Ware zurückgeben und brauchst dafür keine Gründe angeben. Die Frist beginnt erst, wenn du die Lieferung erhalten hast.
  • Unbenutzt: Im Online-Shop hast du nicht die Möglichkeit, den Artikel auszuprobieren. Das kannst du zu Hause nachholen. Beispielsweise kannst du Kleidung anprobieren, sie aber nicht einen Tag lang tragen und dann zurück geben. Die Ware muss also nicht original verpackt sein, darf aber keine Gebrauchsspuren aufweisen. Ausnahmen sind CDs oder DVDs, diese müssen noch versiegelt sein.
  • Sonderanfertigungen: Extra für dich angefertigte Artikel oder zugeschnittene Ware nehmen in der Regel auch Onlinehändler nicht zurück. Stiftung Warentest weist darauf hin, dass du Notebooks zurück geben kannst. Einige Online-Händler:innen versuchen das Rückgaberecht zu umgehen, indem sie erklären, das Notebook sei speziell angefertigt.

Diese Punkte solltest du beim Rückgaberecht beachten

Zum Rückgaberecht gehört auch der Umtausch.
Zum Rückgaberecht gehört auch der Umtausch.
(Foto: CC0 / Pixabay / FULVIO_TOGNON)

Da es keine rechtlichen Vorgaben gibt, können die Bedingungen für einen Umtausch auf Kulanz recht unterschiedlich sein. Im Grunde kann jede:r Händler:in selbst entscheiden, wie großzügig er oder sie gegenüber den Kund:innen ist. In der Praxis sind einige Regeln üblich, wenn du Ware zurückgeben möchtest:

  • Du kannst die Ware gegen eine andere gleichwertige umtauschen.
  • Du bekommst dein Geld zurück oder erhältst einen Gutschein. Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist der Umtausch, bei dem du das Geld zurück erhälst, immer dem Gutschein vorzuziehen. Bei einem Gutschein bist du an das Geschäft gebunden, um den Gutschein einzulösen.

Mit dieser Checkliste hast du gute Chancen, dass Händlerinnen im Geschäft die Ware zurücknehmen:

  • Fristen: Üblich ist, dass du bis zu 14 Tagen nach dem Kauf im Geschäft noch umtauschen kannst.
  • Unbenutzt: Die Ware sollte noch original verpackt sein. Dies ist vor allem bei CDs oder DVDs wichtig.
  • Kassenbeleg: Du brauchst einen Kaufbeleg. Hast du im Geschäft bar bezahlt, ist das der Kassenbon. Den solltest du dir aufheben, wenn du bei deinem Einkauf nicht so sicher bist. Hast du bargeldlos gezahlt, genügen auch eine Kreditkartenabrechnung oder ein Kontoauszug.

Tipp: Wenn du dir unsicher bist – zum Beispiel wenn du den Artikel verschenken möchtest – kannst du einen späteren Umtausch schon beim Kauf vereinbaren. Du kannst dies auf dem Kassenbon vermerken lassen.

Kein Rückgaberecht bei diesen Waren

Bei einigen Artikeln kannst du mit einem Umtausch auf Kulanz weniger Glück haben:

  • Unterwäsche oder Schwimmbekleidung
  • Kosmetik und Hygieneartikel
  • Lebensmittel oder alles, was frisch ist und leicht verderben kann
  • Reduzierte Ware
  • Ware, die extra für dich angefertigt wurde, wie bedruckte T-Shirts oder Tassen
  • Ware, die zugeschnitten ist, wie zum Beispiel bei Stoffen oder Holz

Rückgaberecht: Tipps, damit du es nicht brauchst

Wenn du bewusst einkaufst, und weniger kaufst, wirst du weniger oft auf das Rückgaberecht angewiesen sein.
Wenn du bewusst einkaufst, und weniger kaufst, wirst du weniger oft auf das Rückgaberecht angewiesen sein.
(Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap)

Ein Fehlkauf ist wahrscheinlich jedem schon passiert: Im Laden sah alles noch toll aus, aber zu Hause passt das neue Stück einfach nicht dazu. Gut, dass der Händler kulant war und den Einkauf zurücknahm. Umtauschen oder zurückgeben ist auf jeden Fall umweltfreundlicher, als wenn du deinen Fehlkauf unbenutzt weg wirst.

Doch schonender für das Klima ist: keine Rückgabe. Bei Online-Käufen sparst du so Transportwege und CO2-Emissionen.

Mit diesen Tipps kannst du einen Umtausch vermeiden:

  • Kaufe nicht sofort – du kannst dir Ware auch zurück legen lassen. Vor allem bei Kleidung ersparst du dir so den einen oder anderen Fehlgriff.
  • Besser noch: Schlafe erst einmal darüber und kaufe erst, wenn du dir sicher bist.
  • Prüfe bei Online-Händlern die Größenangaben. Miss im Zweifel lieber nach, damit du auch wirklich die richtige Größe bestellst.
  • Schonender für die Umwelt ist es, wenn du Second Hand kaufst oder zum Beispiel in einem Tauschring wie zum Beispiel Vinted deine Kleidung tauscht.
  • Informiere dich über Konzepte wie Slow Fashion und Minimalismus. Solche Lebensweisen können dir helfen mit weniger Konsum, und gleichzeitig glücklicher zu leben.

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