Öko-Test hat 27 „Pesto Rosso“ untersucht – mit durchwachsenem Ergebnis. Drei Produkte überzeugten auf ganzer Linie, aber mehr als ein Drittel fiel wegen diversen Schadstoffen durch.
Kaum ein Gericht ist in so wenigen Schritten zubereitet wie Nudeln mit Pesto. Doch nicht jede Fertig-Soße ist empfehlenswert – das zeigt eine Untersuchung von Öko-Test. Die Verbraucherschützer:innen haben 27 „Pesto-Rosso“ und ihre Verpackungen im Labor analysieren und verkosten lassen. Die Soßen kosteten zwischen 0,63 und 3,33 Euro je 100 Gramm. Unter ihnen befanden sich auch elf Bio-Produkte.
Das Ergebnis der Tester:innen fiel teils sehr enttäuschend aus. Über ein Drittel der untersuchten Produkte fiel durch den Test, sechs mit „ungenügend“ und vier mit „mangelhaft“. Die Bestnote erhielten nur drei Produkte, darunter das „dm Bio Pesto Rosso“ vom dm (1,63 Euro je 100 Gramm). Außerdem schnitten sechs mit „gut“, sechs mit „befriedigend“ und zwei mit „ausreichend“ ab.
Öko-Test findet Schimmelpilzgifte und Pestizide in Pesto
Der Grund für das schlechte Ergebnis: Das von Öko-Test beauftragte Labor fand in zahlreichen Pestos diverse Schadstoffe. Sechs Produkte waren zum Beispiel mit Schimmelpilzgiften belastet, und zwar in Mengen, die die Tester:innen als „abwertungsrelevant“ erachten. Betroffen waren unter anderem die zwei Bio-Pestos „Campo Verde Pesto Rosso, Demeter“ von Campo Verde (2,49 Euro je 100 Gramm, „ungenügend“), „Rewe Bio Pesto Rosso, Naturland“ von Rewe (1,92 Euro je 100 Gramm, „ungenügend) und das Tegut-Produkt „Tegut Pesto Rosso“ (1,42 Euro je 100 Gramm, „ungenügend“).
In beiden fand man Alternariol (AOH), ein giftiges Stoffwechselprodukt von Schimmelpilzen, das im Labor das genetische Material von Zellen veränderte. An lebenden Organismen wurde die Wirkung bisher nicht nachgewiesen. Auch andere Pestos enthielten den Schadstoff oder Alternariolmonomethylether (AME), das dieselbe Wirkung hat. Öko-Test verweist auf das Bayrische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), das beide Stoffe zudem verdächtigt, krebserregend zu wirken. Das Campo-Verde-Produkt überschritt EU-Richtwerte für Alternariatoxine und enthielt erhöhte Werte für Tenuazonsäure (TEA), welche laut Öko-Test im Verdacht steht, zelltoxisch zu wirken.
Im Tegut-Pesto fand das Labor zudem Spuren von drei Pestiziden, darunter das als fortpflanzungsschädigend geltende Dimethomorph – der Supermarkt will sein Pesto laut Öko-Test vom Markt nehmen. Auch andere Produkte waren mit Pestizidspuren belastet. Öko-Test zog Noten ab, sobald mehr als zwei Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurden, weil über Wechselwirkungen bisher wenig bekannt ist. Zusätzlich gab es Abzug für besonders bedenkliche Pestizide.
Produkte mit BPA und Mineralölbestandteilen belastet
Im Rewe-Bio-Pesto wurde auch das Hormongift Bisphenol A (BPA) in bedenklichen Mengen nachgewiesen. Essen 60-Kilo-schwere Erwachsene nur 100 Gramm des Pestos pro Woche, können sie den Tageshöchstwert überschreiten, warnen die Tester:innen. Der Richtwert (TDI) ist aber nicht rechtlich bindend. Auch ein weiteres Pesto erhielt BPA-Werte, die Öko-Test als „erhöht“ bewertet. „Bisphenol A (BPA) kann unser Hormonsystem beeinflussen und reproduktionstoxisch wirken“, heißt es im Testbericht. Der Stoff könne unter anderem über Deckeldichtungen in die Soßen gelangen.
Wie in vielen weiteren Tests fand das Labor außerdem Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen (MOSH/ MOSH-Analoge). In neun Produkten war sie „erhöht“, in zwei „stark erhöht“. Laut Öko-Test können die Stoffe, welche sich im Körper anreichern, etwa bei Kontakt mit Schmieröl während der Produktion in die Pestos gelangen.
Öko-Test: Wie gut schmeckt Pesto rosso?
Wichtig am Pesto ist natürlich auch der Geschmack. Hier kann Öko-Test entwarnen: Die allermeisten Pestos schmecken gut, bei neun gab es kleinere „Auffälligkeiten“ bei Geruch und Aroma. Das „Rewe Bio Pesto Rosso“ erhielt mit „ausreichend“ die schlechteste Sensorik-Note.
Kleiner Wermutstropfen: Einige Pestos erhalten deutlich mehr Fett als angegeben – sie wichen mehr als 20 Prozent von der Packungsdeklaration ab. Bei einem Produkt bemängelten die Tester:innen zudem Abweichungen beim Salzgehalt.
Alle Details kannst du in der Ausgabe 04/2024 von Öko-Test nachlesen sowie online auf www.oekotest.de.
Auch Basilikumpesto oft belastet
Schon 2020 hatte Öko-Test übrigens Basilikumpesto überprüft – ebenfalls mit schlechtem Ergebnis: „Sehr gut“ oder „gut“ schnitt keines ab, über die Hälfte fiel durch. Der Grund waren Mineralöl-Verunreinigungen und hohe Pestizid-Rückstände sowie teils Weichmacher.
Egal ob rot oder grün: Bei Pesto ist also Vorsicht geboten. Wer genau wissen will, was in der Nudelsoße enthalten ist, kann sie einfach selbst herstellen. Für rotes Pesto nach Utopia-Rezept benötigt man nur Knoblauch, getrocknete Tomaten, Chashews, (veganen) Parmesan, Basilikum, Olivenöl, Balsamico und etwas Salz und Pfeffer. Hier gibt es die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachlesen: Pesto Rosso: Einfaches Rezept für rotes Pesto
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