Was bei einer Schlafparalyse passiert, klingt wie ein Albtraum: Du bist wach, kannst dich aber nicht bewegen. Das Phänomen ist bislang wenig erforscht. Was genau eine Schlafparalyse ist und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
Eine Schlafparalyse ist ein seltenes Phänomen, bei dem der Mensch in einer Wachphase seinen Körper nicht bewegen kann. Laut dem Online-Wissenschaftsmagazin Spektrum leiden rund acht Prozent der weltweiten Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Schlafparalyse. Was das genau ist und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
Verschiedene Schlafphasen: Eine kurze Übersicht
Zuerst einmal: Schlaf ist wichtig. Dass wir ausreichend und erholsam schlafen, ist notwendig für Körper und Geist. Leidest du länger an Schlafmangel, kann sich das negativ auf deine Gesundheit auswirken. Nicht nur Müdigkeit und Leistungsabfall können die Folge von Schlafmangel sein – auch Herzkreislauferkrankungen, oder, wie andere Untersuchungen zeigen, Depression und Übergewicht.
Jeder Schlaf besteht aus fünf Phasen:
- Einschlafphase: Der Körper entspannt sich, die Atmung und der Puls werden ruhiger.
- Leichtschlaf: Puls und Atmung werden immer langsamer und Muskelspannungen lassen nach. Hier ist ein Muskelzucken möglich. Das zeigt, dass ein Teil des Gehirns noch aktiv ist und Signale an schon entspannte Muskeln sendet.
- Tiefschlaf: Der Körper ist in dieser Phase komplett entspannt und erholt sich. Der Herzschlag ist langsam, der Blutdruck fällt und die Körpertemperatur sinkt.
- REM-Schlaf: REM steht für „rapid eye movement“. In dieser Phase ist das Gehirn wieder aktiv und die Augen bewegen sich sehr schnell unter den geschlossenen Augenlidern. Dann träumen wir am häufigsten und oft auch am intensivsten.
- Zwischendurch wach: Ist die REM-Schlafphase vorbei, beginnt der nächste Schlafzyklus. Allerdings nimmt im Laufe der Nacht der Tiefschlaf ab. Die Leichtschlafphasen nehmen zu und die REM-Stadien werden länger. Zwischen den einzelnen Schlafphasen wachst du mehrmals kurz auf. Dein Körper dreht sich dann in eine neue Schlafposition, um die Durchblutung zu fördern. Die meisten Menschen bemerken das gar nicht.
Diese Schlafphasen reihen sich aneinander und können sich innerhalb einer Nacht mehrfach wiederholen – dies ist dann ein Schlafzyklus, der laut dem Gesundheitsportal AOK etwa 1,5 Stunden andauert. Neigt sich die Schlafenszeit dem Ende zu, dauert die REM-Phase länger an.
Was ist eine Schlafparalyse?
Eine Schlafparalyse oder auch Schlaflähmung ist eine REM-Schlafstörung, die beim Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen eintritt. Charakteristisch sind Wachphasen, in denen sich die betroffene Person nicht bewegen kann. Das heißt, du bist wach, aber nicht dazu in der Lage, deine Muskeln zu aktivieren. Betroffene fühlen sich gelähmt und können in der Regel auch nicht sprechen.
Hinzu können Halluzinationen kommen. Forscher:innen gehen sogar davon aus, dass etwa 78 Prozent der Schlafparalyse-Episoden mit Halluzinationen einhergehen, die sich von normalen Träumen unterscheiden. Das alles kann – wie du dir denken kannst – zu Gefühlen von Angst und Panik führen. Aber: Im Grunde ist eine Schlafparalyse ungefährlich.
Schlafparalysen sind weitestgehend noch unerforscht, allerdings beschäftigt sich die Wissenschaft immer mehr mit diesem Phänomen. Ein Ausflug in die Biologie erklärt, was eine Schlafparalyse ist: Ein Neurotransmitter (Glycin) sorgt während des Schlafes dafür, dass du Bewegungen, die du träumst, nicht in die Realität umsetzt, also nicht tatsächlich ausführst. Dies ist eigentlich ein körpereigener Schutzmechanismus, den du nicht bewusst wahrnimmst. Während einer Schlafparalyse findet dieser Mechanismus jedoch nicht wie normal während der REM-Phase statt, weshalb diese auch REM-Atonie genannt wird. Dann erlebst du den Lähmungszustand bewusst, weil du zum Teil wach bist, zum Teil aber noch schläfst.
In den halbwachen Zustand fließen dann oftmals Traumelemente ein und können so zu Halluzinationen führen. Personen, die unter einer Schlafparalyse leiden, berichten zum Teil von Präsenzen, die sie im Raum wahrnehmen. Dabei handelt es sich oft um schattenhafte Gestalten oder auch die bloße gefühlte Anwesenheit anderer. Oft spüren Betroffene einen Druck auf der Brust oder meinen, zu ersticken. Halluzinationen können sich visuell, auditiv oder haptisch äußern. Manchmal werden Schlafparalysen mit paranormalen oder zumindest spirituellen Erlebnissen in Verbindung gebracht.
Schlafparalyse im kulturellen Kontext
Die Schlafparalyse ist eine weltweite Parasomnie, ein körperliches oder seelisches Verhalten also, das den Schlaf stört bzw. verhindert.
Eine Studie aus dem Jahr 2023, die im The American Journal of Psychiatry veröffentlicht wurde, beschäftigte sich neben der klinischen Symptomatik der Schlafparalyse mit den Wechselwirkungen zwischen den neurophysiologischen Prozessen während der Paralyse und kulturellen Einflüssen in der Erfahrung der Parasomnie. Laut der Forschung könnten diese bei der Diagnose und der Behandlung von Bedeutung sein. Folgendes konnten die Wissenschafter:innen herausfinden:
- Sie konnten bestätigen, dass circa acht Prozent der Weltbevölkerung schon einmal im Leben unter einer Schlafparalyse gelitten hat, wobei höhere Raten in nicht-weißen Populationen zu beobachten sind.
- Bestimmte Minderheitsgruppen, wie asiatische College-Student:innen und afrikanische psychiatrische Patient:innen, weisen besonders hohe Raten der Schlafparalyse auf.
Außerdem scheint es bei der Erfahrung der Schlafparalyse einen Zusammenhang zwischen kulturellen Überzeugungen und der Art zu geben, wie die Schlafparalyse erlebt wird – zum Beispiel, welche Art von Halluzinationen auftreten könnten und wie sie interpretiert werden.
Einige Beispiele hierfür sind:
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Bei den Inuit können die Erfahrungen von Schlafparalyse mit traditionellen Vorstellungen von außerkörperlichen Erfahrungen und spirituellen Angriffen verbunden sein, die eng mit dem Glauben an verschiedene Seelenkonzepte verknüpft sind.
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In Brasilien kann die Schlafparalyseerfahrung von Folklore beeinflusst sein, wie zum Beispiel der Vorstellung der „pisadeira„, einem übernatürlichen Wesen, das die Brust der Schlafenden drückt.
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In verschiedenen asiatischen Kulturen können halluzinatorische Erscheinungen von geisterhaften Wesen wie dem „kanashibari“ in Japan oder dem „kwishin“ in Korea begleitet sein, die mit spezifischen kulturellen Überzeugungen und Mythen verbunden sind.
Was kannst du gegen die Schlafparalyse tun?
Eine Schlafparalyse ist keine Krankheit, sondern eine Schlafstörung. Oft tritt eine Schlafparalyse bei Patient:innen auf, die an Narkolepsie leiden, also einer Beeinträchtigung des natürlichen Schlaf- und Wach-Rhytmus. Auslöser können Stress, Schlafentzug oder auch übermäßiger Alkoholkonsum sein.
Nimmst du eine Schlafparalyse wahr, ist es schwierig, dich daraus zu befreien. Im Normalfall dauert sie „nur“ einige Sekunden bis mehrere Minuten an, kann sich aber auch über längere Zeit ausdehnen. In der Regel endet sie von allein, sobald du tatsächlich aufwachst oder wieder einschläfst.
Dazu gehören kulturell sensible Beratung und Aufklärung, psychotherapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie und Meditation-Entspannungstherapie, sowie die Berücksichtigung von Schlafhygienemaßnahmen. Pharmakologische Behandlungen wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und trizyklische Antidepressiva werden ebenfalls erwähnt, jedoch gibt es keinen Hinweis darauf, dass diese Mittel spezifisch zur Unterbrechung von Schlafparalysen verwendet werden.
Folgende Tipps könnten helfen, einer Schlafparalyse vorzubeugen:
- Achte auf regelmäßige und ausreichende Schlafenszeiten.
- Vermeide die Rückenlage, etwa durch spezielle Stützkissen.
- Verzichte auf Halluzinogene.
- Höre mit dem Rauchen auf.
- Sanftes Licht am Bett.
- Stresslevel senken.
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Leidest du häufig oder langfristig an Schlafparalysen, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe zu suchen. Dies kann zum einen ein Arzt oder eine Ärztin sein, die nach körperlichen Ursachen suchen. Zum anderen ist aber auch therapeutische Hilfe womöglich sinnvoll, da die mit der Schlafstörung einhergehenden Gefühle und Erfahrungen durchaus belastend sein können.
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Überarbeitet von Adriana Jodlowska
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