Quietschbunt, süß und erfrischend: Slush-Eis ist im Sommer besonders beliebt bei Kindern. Doch gerade für kleine Kinder kann Slush-Eis gefährlich werden.
Wer kennt sie nicht: Die Slush-Eis-Maschinen im Freibad, Freizeitpark, am Stand im Urlaubsort oder teilweise sogar im Supermarkt. Halbgefrorenes Eis in bunten Farben mit Geschmacksrichtungen wie Erdbeere, Banane oder Pfirsich lockt vor allem Kinder an. Doch so harmlos wie es aussieht, ist Slush-Eis nicht – und das liegt nicht etwa am enthaltenen Zucker oder den Farbstoffen.
Slush-Eis: Zucker, Aroma, Farbstoffe und Glycerin
Slush-Eis – von dem englischen „slush“, was so viel bedeutet wie Matsch – ist ein halbgefrorenes Trinkeis, das hauptsächlich aus Wasser (mit oder ohne Kohlensäure) und Sirup besteht. Der Sirup setzt sich aus Zucker, Aroma und Farbstoffen zusammen. Allein das klingt schonmal nicht nach dem gesündesten Lebensmittel – doch das ist noch nicht alles.
Die rotierende Eis-Maschine sorgt dafür, dass das Eis nicht komplett friert und schön „matschig“ bleibt. Oft wird ein Zusatzstoff verwendet, der die typische Konsistenz unterstützt und das Gefrieren ebenfalls verhindert: Glycerin. Der Zusatzstoff – auch bekannt als E-Nummer E 422 – wird in Lebensmitteln als Feuchthaltemittel oder als Süßungsmittel eingesetzt. Deshalb ist insbesondere in zuckerfreiem Slush-Eis oft Glycerin enthalten: Zum einen wegen der Konsistenz und zum anderen wegen der süßenden Wirkung.
Eine Höchstmengenbegrenzung für den Einsatz von Glycerin gibt es bisher nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte im Jahr 2017 eine Bewertung des Zusatzstoffes durchgeführt und konnte damals keine gesundheitlichen Risiken feststellen. Inzwischen warnt allerdings das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor Glycerin im Slush-Eis, da es zum Gesundheitsrisiko für Kinder werden kann.
Untersuchung zeigt: Gesundheitsgefahr durch Glycerin
Das BfR hat 62 Eisproben von November 2023 bis Oktober 2024 untersucht und festgestellt, dass der Glycerin-Gehalt zu hoch ist und zu Nebenwirkungen bei Kindern führen kann.
Glycerin wird nämlich nicht nur als Zusatz in Lebensmitteln verwendet, sondern auch zu therapeutischen Zwecken – unter anderem zur Senkung eines erhöhten Hirndrucks. Bereits ab einer Menge von 250 Milligramm Glycerin pro Kilogramm Körpergewicht konnte in Studien eine hirndrucksenkende Wirkung festgestellt werden.
Die Untersuchung der Slush-Eis-Proben zeigte, dass Kinder diese Menge an Glycerin bereits mit einem Becher Slush-Eis überschreiten können: Beispielsweise erreicht ein 5-jähriges Kind mit einem Körpergewicht von 20 Kilogramm bereits mit einem 0,2 Liter Becher Slush-Eis diese Menge.
Der Gehalt an Glycerin in den Proben unterschied sich, sodass teilweise bereits eine geringere Portion als 0,2 Liter an Slush-Eis ausreichte, um die hirndrucksenkende Menge an Glycerin aufzunehmen. In Studien konnten laut BfR unerwünschte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Benommenheit durch Glycerin festgestellt werden.
Ob und in welchem Umfang diese Symptome nach dem Eis-Genuss auftreten, hängt hauptsächlich von drei Dingen ab: Der Glycerin-Konzentration im Eis, der Verzehrmenge und dem Körpergewicht – und genau deshalb sind Kinder besonders gefährdet.
Glycerin: Kinder sind besonders gefährdet
Bei Kindern führt bereits eine kleine Menge des Eis-Getränks zu einer höheren Dosis an Glycerin, da sie im Vergleich zu Erwachsenen ein deutlich geringeres Körpergewicht haben: Sie können also bereits mit einer kleinen Menge des Eis-Getränks die Dosis von 250 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht erreichen oder sogar überschreiten.
Inwieweit Glycerin bei gesunden Kindern zu einer Senkung des Hirndrucks führt, ist nicht ganz klar, da es dazu wenig Daten gibt. Grundsätzlich kann ein verminderter Hirndruck jedoch Folgen wie Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Nervenlähmungen, Doppelsehen (Diplopie) und die Beeinträchtigungen des Hörvermögens haben.
Nur einige wenige Berichte dokumentieren bisher das Risiko für Kinder durch Slush-Eis.
Dokumentierte Slush-Eis-Vorfälle bei Kindern
- Aus dem Jahr 2024 ist ein deutscher Fall bekannt, bei dem die Nebenwirkungen (Übelkeit, Durchfall, Fieber) eines 8-jährigen Kindes möglicherweise im Zusammenhang mit Glycerin aus dem Slush-Eis stehen.
- Zwei internationale Fälle aus den Jahren 2021 und 2022 sind bekannt, bei denen Kinder nach dem Verzehr von Slush-Ice im Krankenhaus behandelt wurden.
- In einer Publikation aus dem Jahr 2025 werden 21 Fälle aus den vergangenen sieben Jahren beschrieben, bei denen Kinder nach dem Verzehr von Slush-Ice in Großbritannien und Irland in einer Klinik behandelt werden mussten.
Es ist denkbar, dass einige Fälle gar nicht erkannt werden, da Symptome wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen nicht unbedingt mit dem Verzehr von Slush-Eis in Verbindung gebracht werden. Das BfR weist darauf hin, dass deshalb möglicherweise das gesundheitliche Risiko durch Glycerin im Slush-Eis unterschätzt wird. Die britische Behörde für Lebensmittelsicherheit (FSA) wurde im Juni 2025 noch deutlicher, als sie nach ausführlicher wissenschaftlicher Begutachtung erklärte: Slush-Eis mit Glycerin sei „nicht für Kinder unter sieben Jahren geeignet“.
Aufgrund dieser Berichte und Warnungen kann einem ganz schnell der Appetit auf Slush-Eis vergehen. Glücklicherweise gibt es eine viel gesündere, günstigere und noch leckere Alternative, die auch Kindern schmeckt: selbstgemachte Granita.
Statt Slush-Eis: Selbstgemachte Granita
Granita ist eine halbgefrorene Süßspeise, die aus Sizilien stammt. Das ursprüngliche Granita-Rezept besteht aus Zitronensaft, Zucker und Wasser. Je nach Geschmack lässt sich Granita aber auch mit diversen anderen Früchten, Beeren oder sogar mit Kaffee zubereiten – deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und der große Vorteil im Vergleich zum Slush-Eis: Du bestimmst selbst, welche Zutaten du verwendest.
Hier findest du ein Rezept für selbstgemachte Granita: