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Shark Week: Was bei der Themenwoche wirklich passiert

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Foto: CC0 / Pixabay / Wildfaces

Die Shark Week ist seit Jahrzehnten ein kultiges Fernseh-Event, das mit Dokumentationen auf den Haischutz aufmerksam machen will. Doch das gelingt laut Kritiker:innen nicht.

Seit 35 Jahren fesselt ein spezielles Fernsehprogramm ein Millionenpublikum jeden Sommer an den Bildschirm: Die Shark Week. Dieser einwöchige Programmblock auf dem Discovery Channel bietet spannende Einblicke in die Welt der Haie. Das ursprüngliche Ziel der Sendung war es, zum Schutz der Meeresbewohner beizutragen und falsche Vorstellungen über sie zu korrigieren.

Im Laufe der Zeit hat sich die Shark Week zu einem eher unterhaltungsorientierten Programm mit einer großen Fangemeinde entwickelt – allerdings oft auf Kosten korrekter Wissenschaft. 

Was fasziniert so an der Shark Week?

Die Shark Week bringt eine Woche lang Haie auf den Bildschirm.
Die Shark Week bringt eine Woche lang Haie auf den Bildschirm.
(Foto: CC0 / Pixabay / PIRO4D)

Zum ersten Mal lief die Shark Week im Sommer 1988 – über ein Jahrzehnt, nachdem Steven Spielbergs Thriller „Der Weiße Hai“ bei vielen Zuschauer:innen panische Angst vor den Tieren schürte und nachhaltig zu negativen Vorurteilen ihnen gegenüber führte. Genau mit solchen Vorurteilen wollte der Discovery Channel aufräumen, als er begann, eine ganze Woche lang Dokumentationen, Serien und Filme über Haie auszustrahlen. 

Bereits die erste Ausgabe ließ laut The Week fast doppelt so viele Menschen den Fernseher einschalten als gewöhnlich zur Hauptsendezeit des Discovery Channels. Mittlerweile ist die Shark Week das am längsten laufende Kabelfernsehprogramm der Geschichte, ihre Sendungen haben längst Kultstatus.

Diesen überraschenden Erfolg erklärt die Shark-Week-Produzentin Brooke Runnette gegenüber The Atlantic mit der Faszination, die von Haien ausgehe. Haie seien vielleicht das letzte wirklich „wilde Ding“ auf diesem Planeten. „Die Erde ist von Wasser bedeckt, und Haie befinden sich in fast jedem Teil dieses Wassers“, sagt sie. „Und doch wissen wir so wenig über sie.“ Die Shark Week dient Meeresbiolog:innen als riesige Bühne, um mit ihrer Forschung rund um Haie und deren Schutz ein Millionenpublikum zu erreichen.

Der Discovery Channel investiert laut The Week zudem viel in hochmoderne Kameratechnik, die Aufnahmen von Haien in außergewöhnlicher Qualität liefert und so detaillierte, noch nie dagewesene Einblicke in die Welt dieser Tiere ermöglicht.

Shark Week: Fernseh-Event voller Falschinformationen

Doch mehr als ein reines Bildungsprogramm ist die Shark Week mittlerweile ein Unterhaltungs- und Marketingevent. Neben bekannten Wissenschaftler:innen sind auch regelmäßig Prominente wie Will Smith, Snoop Dogg und Michael Phelps zu Gast. Auch wird die Werbetrommel für die Shark Week wohl stärker als für jede andere naturbezogene Fernsehsendung gerührt. In den vergangenen Jahren war das Programm ein Markenpartner für Eiscreme, Videospiele und Haarschnitte.

Versuche, die Zuschauer:innenzahlen und die Popularität mithilfe spannenden Storytellings noch weiter in die Höhe zu treiben, gingen jedoch immer wieder zu Lasten wissenschaftlicher Fakten. Seit etwa den 2010er Jahren kritisieren Expert:innen, dass die Shark Week wiederholt Falschinformationen verbreite und die Gefährlichkeit von Haien für Menschen maßlos übertreibe. Hin und wieder handelt es sich bei den Programminhalten auch um pure Fiktion: 2014 erfand der Discovery Channel den „Submarine Shark“, einen Weißen Hai von der Größe eines U-Boots, strahlte computergenerierte Bilder von ihm aus und ließ falsche Wissenschaftler:innen in Interviews zu Wort kommen.

Bei Shark Week geht es nicht um Tierschutz

Shark Week fesselt Millionen Menschen. Doch das Storytelling geht auf Kosten von Fakten.
Shark Week fesselt Millionen Menschen. Doch das Storytelling geht auf Kosten von Fakten.
(Foto: CC0 / Pixabay / alondav)

Aus einer Studie von Wissenschaftler:innen, die über 200 Shark-Week-Episoden analysierten, geht hervor, dass falsche oder erfundene Informationen keine Einzelfälle sind. Laut dem Meeresbiologen und Studienautor David Shiffman seien er und seine Kolleg:innen selbst als langjährige Kritiker:innen von Shark Week von ihren Ergebnissen verblüfft gewesen. Die von ihnen überprüften Episoden waren voller falscher Informationen und vermittelten ein völlig irreführendes Bild der Haiforschung. Einige Episoden verherrlichten die Belästigung von Wildtieren, und viele der Folgen verpassten laut Shiffman zahllose Gelegenheiten, ein großes Publikum über den Schutz der Haie aufzuklären. 

So enthielten nur sechs der untersuchten Episoden tatsächlich handlungsrelevante Tipps zum Haifischschutz, während der Rest lediglich vage Aussagen machte, dass die Tiere Hilfe bräuchten, aber nicht beschreibe, welchen Bedrohungen sie ausgesetzt seien oder wie man diesen begegnen könne. 

Zudem nimmt nur ein kleiner Teil der Shark Week Erkenntnisse echter Haiforschung in den Fokus. Bei vielen Folgen gehe es eher um „Unsinn“, wie etwa den Bau des U-Boots in Haifischform. Etliche Personen vor der Kamera seien entweder keine richtigen Expert:innen und würden wissenschaftliche Fakten verdrehen, oder es handele sich um eine sehr homogene Gruppe von Forschenden, nämlich hauptsächlich weißen und männlichen – obwohl viele Shark-Week-Sendungen in Mexiko, Südafrika und auf den Bahamas gefilmt werden und mehr als die Hälfte aller Haiforschenden der American Elasmobranch Society weiblich sind.

Shark Week: Das sind Alternativen

Idealerweise sollten Tier- und Naturdokumentationen gleichzeitig unterhalten und sachlich richtige und nützliche Informationen vermitteln. Einige, die diesen Balanceakt erfolgreich meistern, sind: 

  • Blackfish: Nicht um wilde Haie, sondern um Meeresbewohner in Gefangenschaft geht es in diesem Film – um ihre Gefühle, Qualen und Einsamkeit. Hintergrund ist ein Vorfall in einem Seaworld-Park, bei dem ein Wal drei Menschen tötete und eine Debatte um das Wohlergehen gefangener Meerestiere auslöste.
  • Mein Lehrer, der Krake: Diese Netflix-Doku ist ein berührender Film über die ungewöhnliche Freundschaft eines Tauchers und Dokumentarfilmers mit einem jungen Tintenfisch.
  • Sharkwater: In dieser Doku tauchen faszinierend schöne Bilder Haie in ein neues Licht. Der Film zeigt, dass im Ozean Schönheit und Grausamkeit nah beieinander liegen können und blickt hinter den Mythos „Hai“. 

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